Was erst mal trocken und nach viel Reden und Diskutieren klingt, soll bunt und vor allem interaktiv werden: Mit ganz unterschiedlichen Aktionen - von Spraykursen in Mannheim bis zur Demokratie-Disko in Rastatt - wollen Kommunen in Baden-Württemberg sich für die Demokratie stark machen und Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken bringen.
Die Idee kommt aus Bayern, hier gibt es bereits seit 2012 die "Lange Nacht der Demokratie". In diesem Jahr zieht zum ersten Mal auch Baden-Württemberg mit. Ideengeber in Baden-Württemberg ist Michael Lesky vom Volkshochschulverband Baden-Württemberg. Er sagt, Ziel der Aktion sei, mit Menschen über Demokratie ins Gespräch zu kommen, die man sonst nicht erreiche und Demokratie sichtbar zu machen.
Demokratie inzwischen zu selbstverständlich?
Nach Ansicht von Michael Lesky wird die Demokratie inzwischen als "zu selbstverständlich" angesehen, gerade für Generationen, die nie eine Zeit ohne Demokratie miterlebt hätten. Hierfür sei die Aktion eine gute Möglichkeit, zum Nachdenken anzuregen. Gerade die Landtagswahlen in Deutschland oder auch Wahlen in Österreich und anderen europäischen Ländern würden zeigen, wie wichtig die Veranstaltung sei.
Schirmherrin und Landtagspräsidentin Muhterem Aras von den Grünen will daran erinnern, was für ein "Privileg die Demokratie ist". Sie erklärte, dass jeder etwas tun könne, um die Demokratie zu erhalten. "Klare Kante zeigen gegen Hass, gegen Rassismus, Antisemitismus, gegen jede Art von Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit. [...] Und sich mit Menschen austauschen, die vielleicht anderer Meinung sind." Sie sagte außerdem dem SWR, dass die Veranstaltung nicht zuletzt die Verbindung zur Demokratie stärke.
Hier findet in BW überall die "Lange Nacht der Demokratie" statt
In mehr als 20 Städten und Gemeinden gibt Veranstaltungen, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger über Demokratie informieren, diskutieren und austauschen können. Eine Übersicht der geplanten Aktionen in der Region gibt es auf der Webseite des Projekts "Die lange Nacht der Demokratie". Alle Veranstaltungen der langen Nacht der Demokratie sind kostenlos.
- Rastatt, Karlsruhe und Bruchsal
- Mannheim, Heidelberg, Leimen und Sinsheim
- Horb am Neckar, Tübingen und Reutlingen
- Aalen, Ulm, Neu-Ulm und Ehingen
- Freiburg, Lörrach und Offenburg
- Heilbronn und Neckarsulm
Rastatt, Karlsruhe und Bruchsal
Im Kreis Rastatt sind Veranstaltungen im Rathaus, dem Stadtmuseum, der Galerie Fruchthalle und dem Rossihaus geplant, wo die Lange Nacht mit einer Demokratie-Disko endet.
In Karlsruhe beteiligen sich unter anderem das Internationale Begegnungszentrum und das Badische Staatstheater.
Zentraler Ort des Geschehens in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) ist der Marktplatz mit einer gemeinsamen Essenstafel. Außerdem finden einige Programmpunkte im Rathaus, der Stadtbücherei und am Alten Feuerwehrhaus statt.
Mannheim, Heidelberg, Leimen und Sinsheim
Die Abendakademie in Mannheim veranstaltet Workshops, Diskussionsrunden, eine Spray-Aktion sowie Musikacts und ein Kabarettabend. Am Mannheimer Nationaltheater geht es in Gesprächsrunden zum Beispiel um die doppelte Staatsbürgerschaft.
In Heidelberg gibts ein Pubquiz zum Thema Grundgesetz, einen Poetryslam im Karlsrtorbahnhof, eine Demokratie-Party und Führungen im Eberthaus.
In Leimen (Rhein-Neckar-Kreis) wird das Rathaus für Kinder geöffnet und in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) können Interessierte an der Volkshochschule Filme schauen.
Horb am Neckar, Tübingen und Reutlingen
In der Markthalle in Horb (Kreis Freudenstadt) wird zum "Bunten Tisch" eingeladen. Jeder bringt das mit, was er gerne isst. Vom Nachbarn probieren und ins Gespräch kommen, ist erwünscht. An anderen Orten gibt es zum Beispiel Spiele und Lesungen zum Grundgesetz, eine Lichtinstallation mit Sprüchen zur Demokratie und Musik.
An der Villa Metz in Tübingen wird gemeinsames Stockbrot gebacken über Feuerschalen, während über Demokratie gesprochen wird.
In Reutlingen gibt es zum Beispiel an der Volkshochschule einen Vortrag vom langjährigen Heute-Journal-Sprecher Klaus Kleber darüber, wie Journalismus funktioniert. Bei der sogenannten Freiheitsdisko wird die Musik gespielt, die quasi "demokratisch" gewählt wird.
Aalen, Ulm, Neu-Ulm und Ehingen
Aalen bietet eine "Living Library" - Gespräche quasi "zum Ausleihen" mit Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen an öffentlichen Orten, wie vor der Stadtbibliothek oder am Marktbrunnen.
In Ulm findet ein Vortrag inklusive Kurzworkshop zur Gefahr von Radikalisierungen im Veranstaltungsraum m25 statt.
In Neu-Ulm gibt es neben Familienkino über Vorleseaktionen auch Zeitzeugenberichte an der beruflichen Oberschule.
Ehingen (Alb-Donau-Kreis) bietet Familientheater, Ausstellungen mit Musik, eine Windlichtaktion am Groggensee und außerdem ein Bilderbuchkino und auf dem Marktplatz Mitmachstationen zum Thema Demokratie.
Freiburg, Lörrach und Offenburg
Im Freiburger Stadttheater ist ein Marktplatz aufgebaut, auf dem sich die verschiedenen Institutionen präsentieren, die sich für die Demokratie einsetzen. Das sind Bildungswerke der Kirchen, die Volkshochschule, die Uni und viele mehr.
In Lörrach finden Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel ein Faktencheck im Dreiländermuseum. Es geht dabei darum, Fake News zu erkennen. Im Burghof wird das Grundgesetz in allen erdenklichen Sprachen übersetzt und vorgetragen.
Vor dem historischen Rathaus in Offenburg (Ortenaukreis) gibt es eine Debatten-Arena in einem Zelt.
Heilbronn und Neckarsulm
In Heilbronn startet die "Lange Nacht der Demokratie" um 17 Uhr mit einem Konzert auf dem Marktplatz. Im Anschluss sind Führungen durch das Rathaus, Vorträge zu den Themen Fake News und internationale Politik sowie interaktive Workshops geplant.
Im Kreis Heilbronn gibt es im Gleis 3 in Neckarsulm, im Jugendhaus Weinsberg und im katholischen Gemeindezentrum in Obersulm-Affaltrach Angebote vor allem für junge Menschen. Dabei geht es unter anderem um 75 Jahre Grundgesetz sowie Respekt und Toleranz unter den Religionen.
Auch in Künzelsau (Hohenlohekreis) und Wertheim (Main-Tauber-Kreis) sind Workshops, Lesungen, Konzerte und Diskussionen geplant.