Die Landwirte in Baden-Württemberg haben im zurückliegenden Wirtschaftsjahr wieder mehr Einkommen erwirtschaftet als im Vorjahr. Die Ergebnisse unterscheiden sich jedoch stark nach Betriebsart. Das zeigt die am Montag veröffentlichte Auswertung des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg für das Ende Juni abgelaufene Wirtschaftsjahr 2022/2023. Die Auswertung beruht auf den Zahlen der 913 Haupterwerbsbetriebe im Land.
Deren durchschnittliches Einkommen stieg den Angaben zufolge auf 77.013 Euro nach 62.859 Euro im Wirtschaftsjahr 2021/2022. Damit sind die Bauern in BW im Vergleich aller Bundesländer allerdings erneut Schlusslicht. Bundesweit verdienten Landwirte im Schnitt 115.400 Euro im Wirtschaftsjahr 2022/2023. In Baden-Württemberg arbeiten die meisten Bauernhöfe als Familienbetrieb - davon ein Drittel hauptberuflich.
Gewaltige Einbußen im Obst- und Weinbau
Von der finanziellen Erholung in der baden-württembergischen Landwirtschaft profitierten nicht alle. Das Einkommen der Obstbauern brach im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40 Prozent auf durchschnittlich 39.621 Euro ein. Als Grund nannte der Präsident des Landesbauernverbands, Joachim Rukwied, niedrigere Erzeugerpreise und höhere Personalkosten. Bereits im Jahr zuvor waren die Ergebnisse im Obstbau in ähnlicher Größenordnung gefallen.
Ebenfalls schlecht lief es für die Weinbauern: Deren Ergebnis fiel um fast ein Drittel auf 37.923 Euro je Betrieb. Hier hätten sich rückläufige Traubengeld-Auszahlungen und höhere Kosten für Betriebsmittel und Löhne im Vergleich zum Vorjahr negativ im Ergebnis niedergeschlagen.
"Die wirtschaftliche Situation in den Obst- und Weinbaubetrieben ist dramatisch. Auch der Ackerbau bereitet Sorgen", sagte Rukwied. Sein Verband erwartet für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2023/24 sinkende Ergebnisse für die Agrarbetriebe im Land. Grund seien die teils stark gefallenen Erzeugerpreise bei weiterhin hohen Kosten.
Auch die Ackerbaubetriebe mussten ein Minus von 15 Prozent auf 59.136 Euro je Betrieb hinnehmen. Hier schlugen sich höhere Kosten für Dünger, Energie, Wasser, Treibstoffe und Personal nieder, während die Erträge bei Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln sanken.
Milchvieh und Mast werfen mehr ab
Aufatmen dagegen bei Milchviehbetrieben, Futterbau und Schweinemast: Die Milchviehbetriebe verdienten 56 Prozent mehr als im Vorjahr mit 113.910 Euro je Betrieb, im Futterbau mit Rindermast und Mutterkühen stieg das Durchschnittseinkommen um 41 Prozent auf 46.027 Euro. Die sogenannten Veredlungsbetriebe konnten ihre Gewinne im Schnitt sogar auf 117.856 Euro verdoppeln. Ferkelerzeugung und Mastbetrieb lohnten sich für die Bauern im Schnitt somit wieder mehr.