Im Frühjahr hat es viel geregnet. Wiesen und Wälder waren so grün wie schon lange nicht mehr. Doch im Mai wurde es trockener, seit Anfang Juni hat es in Südbaden kaum noch geregnet. Die anhaltende Trockenheit macht den Landwirtinnen und Landwirten inzwischen Sorgen und Probleme. Einige berichten bereits von Ernteausfällen.
Winterweizen muss früher eingeholt werden
So muss Landwirt Klaus Schitterer aus Freiburg-St. Georgen seinen Winterweizen schon jetzt abernten - etwa einen Monat früher als sonst. Die Körner sind kleiner als in anderen Jahren, teils vertrocknet. Hätte er nicht jetzt geerntet, wären sie nur noch kleiner und trockener geworden, erklärt er. Auf Regen zu warten, mache in diesem Stadium keinen Sinn mehr. Die Pflanze habe sich wegen des fehlenden Regens nicht richtig entfalten können. Das Ergebnis: nicht nur kleinere Körner, sondern auch nicht so viele - also auch weniger Ertrag, ein Drittel weniger als im Schnitt, schätzt er. Bewässern konnte er seine Felder nicht: Ein System - wie einen Tiefwasserbrunnen - hat er nicht. Und die Stadt Freiburg habe ihm trotz Anfrage kein Wasser zur Verfügung gestellt.
BLHV befürchtet auch Totalausfälle
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) mit Sitz in Freiburg befürchtet größere Ernteausfälle, sollte es nicht bald und viel regnen. "Dann wird es je nach Lage auf jeden Fall Totalausfälle geben", sagt Vizepräsident Martin Linser. Gerade der Mais brauche jetzt dringend Wasser und auch im Obst- und Weinbau seien die Wasserspeicher jetzt leer.
Böden entscheidend für Folgen der Trockenheit
Landwirt Schitterer baut am Freiburger Stadtrand neben Weizen auch Raps und Soja an. Die Böden können die Feuchtigkeit eigentlich gut speichern. Eine Bewässerung war hier in den zurückliegenden Jahrzehnten nie nötig. Anders sieht es in Teilen des Markgräflerlands aus, zum Beispiel in Grißheim, einem Ortsteil von Neuenburg am Rhein (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). In dem Kies-Sand-Boden versickert das Wasser sehr schnell. Hier haben Landwirte deshalb bereits 1980 eine Genossenschaft gegründet und so ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem finanziert. Unter anderem haben sie einen Tiefwasserbrunnen bohren lassen.
Bewässerungssysteme bringen enorme Vorteile
Landwirt Tobias Kraus aus Grißheim sagt: "Bewässern gehört hier zum Tagesgeschäft. Ohne geht es nicht." Seine Familie ist von Beginn an Teil der Genossenschaft. Kraus bewässert entsprechend seine Felder, auf denen er beispielsweise Zuckerrüben, Weizen und Kartoffeln pflanzt - seit Jahrzehnten. Das System ist teuer und aufwändig: Aus etwa 22 Metern Tiefe kommt das Wasser. Dann wird das Wasser zunächst in einen dicken Schlauch gepumpt. Dieser Schlauch ist mit einem Gestell auf Rädern verbunden - hier wird das Wasser über feine Düsen auf den Feldern verteilt. Der Schlauch wird nach und nach auf eine große Trommel aufgewickelt - das Gestell dadurch Meter für Meter über das Feld gezogen. Das alles passiert über Nacht. Kraus hat insgesamt drei dieser automatisierten Maschinen, die er auf seinen Feldern nutzen kann. Kosten für die Bewässerung bei Kraus pro Nacht: rund 250 Euro.
Wasserentnahme wird engmaschig überwacht
Wie viel Wasser die Genossenschaft entnehmen darf, ist über das Landratsamt geregelt. Das Wasserentnahmerecht sei auch nicht auf Dauer vergeben - der Landkreis überprüfe es alle zehn Jahre und entscheide dann erneut, ob und wie viel Wasser entnommen werden darf, erklärt Kraus. Er betont, er könne keinen Mangel beim Grundwasser feststellen: Seit 1980 sei der Pegel um elf Zentimeter zurückgegangen.
Landwirtschaft nur noch mit Bewässerung möglich?
Dass er wegen der Böden schon so früh gezwungen war, seine Felder zu bewässern, zahlt sich jetzt aus. "Was 30 Jahre ein Nachteil war, ist für die nächsten 30 Jahre ein Vorteil", sagt Kraus. Denn: Wer jetzt - unabhängig von der Bodenart - ohne Bewässerung da stehe, habe in diesem Jahr verloren. Da die Anlagen teuer und die Anträge zeitintensiv sind, kann niemand von jetzt auf gleich auf Bewässerung umsteigen.