Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat seine Partei für eine Art Kulturkampf gegen das Auto kritisiert. "Das Auto war bei den Grünen noch nie sehr beliebt, weil es CO2 emittiert, Straßen benötigt und die Natur beeinträchtigt", sagte Kretschmann der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Mittlerweile gebe es aber Elektroautos, die kein CO2 ausstoßen. Auf diese Entwicklung müsse man reagieren. "Stattdessen pflegen auch viele Grüne weiter ihr altes Feindbild", so der 74-Jährige.
In Parteitagsreden werde dann zum Fahrradfahren aufgerufen und zum Bau von Schienen. "Aber damit kann man das Klimaproblem des Individualverkehrs ja nicht lösen, das wird die Menschheit nun mal nicht machen", sagte Kretschmann in dem Interview.
Warum der Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektroauto schwierig ist - eine Übersicht:
China setzt voll auf E-Autos
Die Chinesen würden nicht wieder auf das Fahrrad umsteigen. "Nein, die bauen Elektroautos und greifen uns damit an." Natürlich seien auch andere Verkehrsträger als Autos gefragt. Gerade in ländlichen Gegenden könne man das Auto aber nicht komplett durch den öffentlichen Nahverkehr ersetzen. "Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb muss man keinen Kulturkampf gegen das Auto führen, das ist schädlich." Damit vergraule man Menschen, die Auto fahren oder es auch müssen. Vernünftiger sei es, den Leuten zu sagen: "Kauft euch bitte ein Elektroauto."
Kretschmann fordert Abbau von Bürokratie
Kretschmann äußerte sich auch zur Bürokratie und deren Hürden in Deutschland. Ein Übermaß an Bürokratie sei eine Gefahr für die Gesellschaft, so der Ministerpräsident. Er sieht den Abbau von Bürokratie als eine der wichtigsten Aufgaben der aktuellen Politik. In dem Interview forderte er, die Art und die Tiefe, in der reguliert werde, radikal in Frage zu stellen. Als positives Beispiel nannte Kretschmann den Bau der Flüssiggasterminals. Da habe man gesehen, wie schnell und pragmatisch Politik handeln könne. Diese "Deutschland-Geschwindigkeit", so Kretschmann, müsse künftig der Standard werden.
Deutschland setzt unter anderem auf Flüssigerdgas (LNG), um ausbleibende russische Gaslieferungen zu ersetzen und baut dafür in großer Geschwindigkeit eine eigene Infrastruktur auf.