Bei zwei baden-württembergischen Gerichten gehen immer mehr Klagen wegen verspäteter oder stornierter Flüge ein. Das berichtet der Deutsche Richterbund und beruft sich auf eine Umfrage der "Deutschen Richterzeitung". In Baden-Württemberg geht es dabei speziell um das Amtsgericht in Nürtingen (Esslingen) und das in Bühl (Kreis Rastatt). Das Gericht in Nürtingen ist für den Flughafen Stuttgart zuständig. Der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden wiederum liegt im Einzugsgebiet des Bühler Amtsgerichts.
2023 mussten sich die Nürtinger Richterinnen und Richter mit 3.071 solcher Klagen von Fluggästen beschäftigen. Das waren der Umfrage zufolge 71 Prozent mehr als noch 2022. Allerdings stieg im gleichen Zeitraum auch die Zahl der Passagierinnen und Passagiere um etwa 600.000 auf insgesamt 8,4 Millionen, was einem Plus von 20 Prozent entspricht.
Das Bühler Amtsgericht erhielt ebenfalls häufiger Post von enttäuschten Fluggästen. Dort gingen im vergangenen Jahr 1.359 Klagen ein und damit den Angaben zufolge drei Mal so viele wie 2022. Zugleich reisten aber auch am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden mehr Menschen ab: Die Zahl der Passagierinnen und Passagiere stieg innerhalb eines Jahres um rund 400.000 auf 1,7 Millionen.
Klagen gegen Airlines nehmen zu
Auch bundesweit stiegen 2023 nach Angaben des Richterbundes die Fallzahlen. Sie nahmen bei den Gerichten an den 20 größten Flughafenstandorten im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 80 Prozent zu. Mit mehr als 125.000 neuen Verfahren wurde demnach ein neuer Höchststand erreicht. Spitzenreiter war Köln mit mehr als 37.000 Klagen, gefolgt von Frankfurt mit mehr als 15.000 Eingängen.
Ist der Flug stark verspätet oder annulliert, können Fluggäste das Geld zurück und unter Umständen noch eine Entschädigung von bis zu 600 Euro pro Ticket erhalten. Fluggastrechte-Portale machen es den Passagieren leicht, eine Entschädigung einzufordern. Für den Richterbund dürfte das mit ein Grund für die Klageflut sein. Die Gerichte versuchten mit KI-gestützter Technik, die Fälle schneller abzuarbeiten.
Personal der Lufthansa streikt: Das können Fluggäste tun
Am Mittwoch will das Lufthansa-Bodenpersonal an vielen deutschen Flughäfen streiken. Geplant ist, dass der Warnstreik an den Lufthansa-Standorten Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf am Mittwoch um 4:00 Uhr morgens beginnt. Enden soll er am Donnerstag um 7:10 Uhr. Allein am Flughafen München sind für Mittwoch um die 400 Flüge der Lufthansa geplant.
Am Montagvormittag teilte eine Sprecherin des Stuttgarter Flughafens mit, es gebe jeweils vier Flüge der Lufthansa von dem Airport nach Frankfurt und München. Diese könnten vom Warnstreik betroffen sein. Genaueres konnte die Sprecherin zunächst nicht sagen, man rechne aber insgesamt nur mit geringen Folgen. Passagierinnen und Passagieren riet sie, sich auf der Webseite des Flughafens über ihre Verbindung zu informieren.
Streik bei Bodenpersonal der Lufthansa auch am Flughafen Frankfurt
Ob Fluggäste auch bei Streiks einen Anspruch auf eine Entschädigung haben, hängt davon ab, ob es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fluglinie handelt oder um die eines Subunternehmens. Welche Rechte Fluggäste in einem solchen Fall haben, erfahren Sie hier.