Das ehemalige Gasthaus "Zum Erwin" im Baden-Badener Stadtteil Steinbach war vor 16 Jahren in ein Mehrfamilienhaus umgewandelt worden. Vor sechs Tagen kam eine Verfügung der Stadt, dass die rund 20 Bewohner bis zum 12. Dezember ihre Wohnungen zu verlassen haben, ansonsten droht die Räumung. Für die Mieterinnen und Mieter ein Schock. Auch für die alleinerziehende Jane Offenloch. Sie wohnt seit 14 Jahren in dem Mehrfamilienhaus.
Stadt sieht Gefahr für Bewohner
Die Stadt Baden-Baden spricht hingegen von unhaltbaren brandschutztechnischen Zuständen in dem Mehrfamilienhaus. Sollte ein Feuer ausbrechen, bestünde Lebensgefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner, so Baubürgermeister Alexander Uhlig (parteilos). Unter anderem sei der Keller mit einer Holztreppe unzureichend gegen Brände geschützt, aktuell müsse er sogar abgestützt werden.
Stadt soll zu spät informiert haben
Die Bewohnerinnen und Bewohner und der Eigentümer werfen der Stadt vor, dass sie erst vor einer Woche über die anstehende Räumung informiert worden seien und am Montag kurzfristig aufgefordert wurden, ihre Wohnungen zu verlassen. Zudem habe es widersprüchliche Informationen der Stadt gegeben, ob die Räumung tatsächlich stattfindet.
Die wohnungslosen Mieterinnen und Mieter sind jetzt teilweise bei Freunden oder Bekannten untergekommen. Die Stadt Baden-Baden hat ihnen Plätze in bestehenden Notunterkünften angeboten.
Eigentümer wehrt sich gegen Vorwürfe der Stadt
Der Eigentümer des Hauses sei bereits im Sommer darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass der Brandschutz nicht ausreiche, so die Stadt. Er spricht gegenüber dem SWR allerdings davon, dass sich der Zustand des Hauses in den letzten anderthalb Jahren, in denen er das Gebäude besitzt, verbessert habe.
Auch für ihn sei das Vorgehen der Stadt sehr kurzfristig gekommen. Er habe sich auch um Unterkünfte für seine Mieter bemüht. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses werden so kurz vor den Feiertagen wohl vergeblich auf ein Weihnachtswunder hoffen. Wie es mit dem Gebäude und den Wohnungen weitergeht, ist derzeit noch unklar.