Vier Busse fahren von der JVA Heimsheim (Enzkreis) regelmäßig alle Gefängnisse in Baden-Württemberg an. Weil nicht jeden Tag jedes Gefängnis angefahren wird, müssen Gefangene teilweise mehrere Tage in Heimsheim in der sogenannten Durchgangshaft auf ihre Weiterreise warten. Den Gefangenentransport in Baden-Württemberg in seiner heutigen Form gibt es seit 50 Jahren. Seit 1990 werden die Transporte zentral von Heimsheim aus koordiniert und mit der Durchgangshaftabteilung abgewickelt.
Gefangenen-Transport: Arbeit mit Gefahren
"Bitte fertig machen für den Transport", schallt es in die verschlossenen Zellen von T1 - dem Trakt der sogenannten Durchgangshaftabteilung in der JVA Heimsheim. "Betten abziehen. Besteck mit vornehmen und abgeben", weist Justizvollzugsbeamter Chris Häffner die Gefangenen an.
Nacheinander öffnet Häffner mit seinen Kollegen die blauen Zellentüren links und rechts im Trakt. Ohne Zwischenfälle treten die Männer aus den Zellen heraus. Aber das ist nicht immer so: "Es kann sein, dass jemand nicht auf Transport möchte, dass man Wasser oder sowas entgegen geschüttet bekommt oder angegriffen wird. Da stecken wir nicht drin und das ist die Gefahr."
Durchgangshaftabteilung in Heimsheim bei Gefangenen unbeliebt
Die Durchgangshaftabteilung gilt unter Häftlingen als nicht sonderlich beliebt, schildert Häffner: Die Zellen sind einfach gehalten, nur das Notwendigste können die Gefangenen hier mit hinnehmen. Wer hier ausharrt, wartet bis zu zwei Wochen auf seinen Weitertransport mit dem Gefängnisbus.
Gefängnis-Busse fahren nach geheimem Fahrplan
Vier Stück von den rollenden Gefängnissen sind in Heimsheim stationiert. Sie fahren von hier aus nach einem geheimen Fahrplan sämtliche Gefängnisse von Baden-Württemberg an. In Ulm, Würzburg und Mannheim ist ein Weitertransport in andere Bundesländer möglich. Weil es nicht zwischen allen Gefängnissen eine Direktverbindung gibt, werden Gefangene nach Heimsheim gebracht und müssen dort in der Durchgangshaftabteilung auf ihre Weiterreise warten.
Gefangene müssen durch Sicherheitsschleuse
Zwölf Gefangene sind an diesem Morgen für einen Transport vorgesehen. Nacheinander durchlaufen sie eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen. Der Metalldetektor piepst: "Er hat irgendeinen metallischen Gegenstand, es kann aber auch mal ein Hosenknopf sein. Ich gucke, ob auch nichts in den Taschen drin ist", erklärt Häffner und tastet einen Gefangenen ab. "Selbst ein Feuerzeug, wo wir klipp und klar gesagt haben, dass sie es abgeben müssen, werde ich hier finden. Deshalb werden die abgenommen."
Sonderanfertigung sorgt für Sicherheit im Bus
Sicherheit wird beim Transport großgeschrieben. Wer mit wem im Bus zusammensitzen darf, entscheiden Vorgaben und Menschenkenntnis: Männer müssen von Frauen getrennt werden, Jugendliche von Erwachsenen. In der Bus-Sonderanfertigung befinden sich mehrere voneinander getrennte Zellen, bis zu 29 Gefangene haben darin Platz. Nur ein kleines Sichtfenster ermöglicht den Blick nach Außen in die Freiheit.
"Wenn wir durchlaufen, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist, sieht man, wie sie am Fenster kleben und alles aufsaugen. Landschaft und Gebäude", sagt Karl-Heinz König, Leiter der Transportzentrale.
Wegen der Sicherheit: "Der Bus muss rollen"
König saß selbst 17 Jahre am Steuer der Gefängnissbusse. Er weiß daher aus eigener Erfahrung: Der Bus muss rollen. "Wenn ein Bus mal länger als sieben, acht Minuten steht, dann wird’s unruhig im Bus. Die Zelle ist zu, der Insasse sieht Autos, die stehen. Dann geht eine Unruhe los. Deshalb gucken wir auch, dass wir wegen der Sicherheit rollen.“
Wie bedeutsam die Transportzentrale ist, belegen Zahlen: Allein im vergangenen Jahr wurden 14.000 Gefangene transportiert und die vier Busse sind zusammengenommen 200.000 Kilometer auf der Straße unterwegs gewesen. Die Gründe für einen Transport sind vielseitig: Eine Verlegung in ein anderes Gefängnis, ein Gerichtsprozess oder ein Computerkurs in einer anderen Haftanstalt.
Gefängnisbus: Kein Ausbruch, aber kleinere Unfälle
"In den vergangenen Jahrzehnten ist kein einziger Gefangener während der Transporte abhanden gekommen, anders als Blaulichter und Stoßstangen, die etwa zu schnell geschlossenen Toren zum Opfer gefallen sind", sagt Karl-Heinz König.
Toiletten- oder Raucherpause - das geht nur auf dem Gelände einer anderen Justizvollzugsanstalt. Auf einem Parkplatz anhalten ist nur im Notfall und mit Polizeiabsicherung möglich: "Es kann mal einen technischen Defekt geben oder einen Notfall. Man weiß es nicht. In dem Sinne sind meine Gedanken bei meinen Kollegen. Dass sie heute Abend gut zurückkommen, vor allem unfallfrei und gesund."