Er hat schon Millionen Klicks gesammelt, bei TikTok, Youtube und Instagram: Weniamin Schmidt aus Bretten (Kreis Karlsruhe). Und das mit Fotos von fremden Menschen von der Straße. Wegen des Erfolgs hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Aber Millionen Klicks bedeuten nicht gleichzeitig Millionen auf dem Konto, sagt Weniamin Schmidt.
SWR Reporter Wolfgang Hörter war mit dem Fotograf unterwegs:
Spontane Fotos aus der Fußgängerzone von Karlsruhe und Stuttgart
Durch seine Arbeit ist Weniamin Schmidt im Internet berühmt geworden. Er spricht in der Fußgängerzone von Karlsruhe oder Stuttgart einfach Menschen an - und fotografiert sie. Einfach so, wie sie gerade da stehen oder sitzen: mal mit Sonnenbrille oder Hut, mal mit Eis in der Hand. Und es geht sehr schnell: Mit seiner Spiegelreflex-Kamera macht er nur ein oder zwei Bilder. Fertig.
Aufnahmen erzielen Millionen Klicks
Im Internet zeigt er die bearbeiteten Fotos und jeweils ein kleines Filmchen, wie er die Passanten anspricht. Dazu schnallt er sich bei seinem Rundgang immer ein Handy vor die Brust, mit dem er seine Begegnungen filmt. Seine Aufnahmen erzielen Millionen von Klicks, vor allem bei TikTok. Sie sind aber auch bei Instagram, Youtube und Facebook erfolgreich. Allein das Foto einer Polizistin aus Stuttgart wurde mehr als 22 Millionen Mal angeschaut.
Fotograf hat Job in der Fabrik gekündigt
Addiert er alle Plattformen zusammen, kommt er auf Klicks im Milliardenbereich - und das im Rekordtempo: Denn mit seiner Straßenfotografie hat er erst im vergangenen Jahr begonnen. Seinen Job als Schichtarbeiter in einer Fabrik hat er wegen des Erfolgs inzwischen gekündigt. Und eine Frage hört Weniamin Schmidt immer häufiger: Bist du reich?
Reich werden mit Instagram und TikTok?
"Welches Auto fährst du? Hast du schon ein eigenes Haus gekauft? Wieso bist du noch nicht nach Dubai ausgereist? Man verdient schon etwas - aber nicht so viel, wie manche denken", erklärt der Fotograf.
Für 1.000 Aufrufe bei TikTok bekommt er gerade mal vier Cent, sagt Weniamin Schmidt. "Zum Beispiel habe ich diesen Monat von Youtube 1.400 Euro bekommen, weil da ein paar Videos viral gegangen sind. Von Facebook waren es 800 oder 900 Euro. TikTok um die 700 Euro. Und Instagram: Null."
Soziale Medien gegen Fachkräftemangel TikTok und Instagram: So werben BW-Unternehmen um die Generation Z
Der Fachkräftemangel macht sich schon lange in Baden-Württemberg bemerkbar. Videos auf TikTok und Co. sprechen deshalb gezielt die junge Generation an - aber das reicht nicht aus.
TikTok-Fotograf: "Falsche Hoffnungen verhindern"
Das erzählt er auch ganz offen in seinen Videos. Er will damit falsche Hoffnungen von jungen Leuten verhindern. Er verdient dennoch deutlich mehr als in seinem früheren Job, denn dank seiner Reichweite kann er Werbung für Produkte machen, vor allem rund um Fototechnik. Neben der Straßenfotografie macht er auch private Fotoshootings. Das erste Model war seine Frau Ksenia.
Seine Frau hilft ihm heute bei der Buchhaltung und Vermarktung. Die Zahl seiner Follower auf den diversen Plattformen wächst weiterhin jede Woche, allerdings nicht mehr so rasant wie zu Beginn. Und er ist Realist:
"Ich bin mir sicher, dass das Projekt nicht mehr lange laufen wird", meint er, "weil mit der Zeit wollen die Menschen so etwas nicht mehr sehen. Irgendwann wollen sie etwas anderes. Jetzt überlege ich, was ich noch starten kann", so Weniamin Schmidt.