Ryyan Alshebl ist im Jahre 2015 vor dem Krieg aus seiner Heimat Syrien geflohen. Über mehrere Stationen kam er in den Nordschwarzwald. Dort lernte er schnell Deutsch und machte eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Inzwischen hat der gebürtige Syrer die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und ist im Rathaus Althengstett für die Themen Bildung und Betreuung zuständig.
SWR-Reporter Peter Lauber hat Ryyan Alshebl beim Wahlkampf begleitet:
Am 2. April ist Bürgermeisterwahl in Ostelsheim
Einfach nur in der Verwaltung zu arbeiten, reicht Alshebl nicht mehr. Er will im benachbarten Ostelsheim Bürgermeister werden. Am 2. April wird dort ein neuer Rathauschef gewählt. Der aktuelle Amtsinhaber Jürgen Fuchs tritt altersbedingt nicht mehr an.
Als politisch denkender Mensch wolle er in der Gesellschaft etwas bewegen, begründet er seine Kandidatur. Schon während der Ausbildung habe er festgestellt, dass er das als Bürgermeister am besten könne.
Hoffnung auf ein neues Wir-Gefühl im Ort
Vor allem liege ihm der soziale Zusammenhalt in Ostelsheim am Herzen, erzählt Alshebl. In Gesprächen habe der gebürtige Syrer festgestellt, dass sich viele Zugezogene nicht mit dem Ort identifizierten, obwohl sie teils schon viele Jahre hier lebten. Das findet Alshelb schade. Der Bürgermeisterkandidat wolle den Ursachen nachgehen und die Menschen für ihren Ort begeistern.
Kaum Ablehnung im Wahlkampf erlebt
Für den Wahlkampf hat er sich extra Urlaub genommen. Schon seit Tagen zieht Ryyan Alshebl durch die Straßen der 2.400-Einwohner großen Gemeinde im Kreis Calw und verteilt seine Flyer. Mindesten 50 Gespräche an der Haustür habe er schon geführt, erzählt er. Die Reaktionen seien bislang überwiegend positiv.
Auch an diesem Tag erntet er viel Zustimmung. Er habe gerade keine Zeit, sagt ein älterer Herr durch die Sprechanlage, "aber ich wähle Sie sowieso." Zwei Häuser weiter öffnet eine junge Frau mit Baby auf dem Arm und meint lächelnd: "Sie können sich unserer Stimme sicher sein." Alshebls Herkunft spiele für sie keinerlei Rolle, sagt sie, allein die Kompetenz zähle.
In derselben Straße lädt Hans-Peter Fenchel den Wahlkämpfer Alshebl sogar in sein Wohnzimmer ein. Der 87-Jährige findet besonders gut, dass sich sein Gast für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen will. Alles andere sei doch unwichtig, meint der Rentner.