Bürgerinitiative will Pläne verhindern

Streit um geplantes Großbordell in Karlsruhe

Stand
Autor/in
Felix Wnuck
Ein Porträt Foto von Felix Wnuck
Teo Jägersberg
Ein Bild von Teo Jägersberg

In Karlsruhe-Durlach gibt es Streit um ein geplantes Großbordell. Eine Bürgerinitiative geht dagegen vor. Der Sohn des Eigentümers der Immobilie kann das nicht nachvollziehen.

In Karlsruhe schlagen gerade die Wellen der Empörung hoch. Grund ist ein geplantes Großbordell im gutbürgerlichen Stadtteil Durlach. Dagegen laufen jetzt viele Menschen Sturm, sogar eine Bürgerinitiative hat sich gegründet. Der Sohn des Eigentümers der Immobilie kann die Aufregung überhaupt nicht verstehen. Schließlich handele es sich um das älteste Gewerbe der Welt.

Kerem Bayrak, 23 Jahre alt, ist Immobilienunternehmer aus Karlsruhe. Seinem Vater gehört das frühere Bürogebäude im Durlacher Gewerbegebiet.

"Ich würde mich jetzt echt wundern, warum das jemand stören sollte. Also wir haben hier keinen Kindergarten, keine Schule in der Nähe."

Mann in einem leeren Gebäude
Kerem Bayrak aus Karlsruhe verwaltet die Immobilie, in denen früher Büros waren.

Bordell-Konzept sieht auch Barrierefreiheit vor

Kerem Bayrak hat sich alles genau überlegt. Die ersten Gespräche mit Bordellbetreibern aus Amsterdam habe er schon geführt. Die könnten sich einen Kauf des Gebäudes vorstellen, sagt der 23-Jährige. Sein Bordell-Konzept sieht auch Barrierefreiheit vor. Ein Bordell-Besuch soll auch mit Rollstuhl möglich sein. Einen Aufzug gibt es schon.

Auf dem Bild ist ein großes Bürogebäude zu sehen, das zum Bordell umgebaut werden soll.
Dieses leerstehede Bürogebäude soll eventuell zum Bordell umgebaut werden. Dagegen regt sich Widerstand.

Prostitution gibt es schon lange in dem Gewerbegebiet zwischen Karlsruhe und Durlach. Der Straßenstrich lockt seit Jahren nachts die Freier an. Allerdings würde das zukünftige Großbordell die Dimension um ein Erhebliches vergrößern. Das bringt einige in Durlach auf die Palme. So sehr, dass sie eine Bürgerinitiative gegründet haben. Ausgerechnet am Liebesbrunnen vor dem Durlacher Rathaus hat sich die Initiative diese Woche erst getroffen.

Käuflicher Sex: normal oder organisierte Kriminalität?

Mit aller Macht will das Bündnis das Großbordell verhindern, vor allem aus moralischen Gründen.

"Ich bin Psychotherapeutin und sehe auch das Leid der Frauen, die da arbeiten. [...] Es ist mit Geld kaschierte Gewalt. Es ist organisierte Kriminalität."

So die Meinung der Bürgerinitiative. Sie sammelt fleißig Unterschriften gegen das geplante Großbordell und will damit auch Druck auf die Kommunalpolitik machen, Prostitution ganz aus Durlach zu verbannen. Kerem Bayrak, der Mann mit der Bordellidee, kann die Bürgerinitiative nicht verstehen. Käuflicher Sex ist für ihn in einem freien Land völlig normal.

Auf dem Bild sind mehrere Prostestierende, die gegen ein Bordell im Durlach-Industrie Gebiet sind. Außerdem ist dort auch ein großes Bürogebäude zu sehen, das zum Bordell umgebaut werden soll.
Ausgerechnet am Liebesbrunnen vor dem Durlacher Rathaus hat sich die Initiative diese Woche erst getroffen, um gegen das geplante Bordell zu protestieren.

Anstatt Großbordell ein Obdachlosen- oder Flüchtlingsheim?

Aber ein Hintertürchen lässt Kerem Bayrak den Gegnern offen. Immerhin steht die Immobilie gerade leer, lediglich eine Bauvoranfrage ist bisher gestellt worden.

"Die Bürgerinitiative hat genauso ein Recht, das Gebäude zu erwerben. Sie könnte daraus was Soziales bauen, ein Obdachlosenheim oder ein Flüchtlingsheim."

Diesen Vorschlag findet das Bündnis lachhaft. Denn sie seien ja keine Kaufvermittler. Außerdem verfüge das Bündnis nicht über die geforderten vier Millionen Euro. Die Initiative findet diesen Vorschlag unzumutbar.

Auf dem Bild ist ein großes Bürogebäude zu sehen, das zum Bordell umgebaut werden soll.
Noch steht das Bürogebäude leer. Aber das Gebäude soll möglicherweise zum Bordell umgebaut werden.

Eigentümer will Bordell nicht selbst betreiben

Für Kerem Bayrak ist jedenfalls klar, dass er das Bordell auf keinen Fall selbst betreiben würde. Der Grund: In seiner muslimischen Familie würde das als Schande angesehen werden. Der Verkauf des Gebäudes an Bordellbetreiber wäre noch okay, da gehe es ja nur ums Geld, so Bayrak.

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