Zum Start der Sommerferien in Baden-Württemberg erwartet der ADAC eines der schlimmsten Stauwochenenden der Saison. "Die längsten Staus sind am Freitagnachmittag, Samstagvormittag und Sonntagnachmittag zu erwarten", schreibt der ADAC in einer Mitteilung.
Zusätzlich zur Reisewelle tragen laut dem ADAC Kurzurlauber und Tagesausflügler sowie Rückreisende aus anderen Bundesländern zur Verkehrsbelastung bei. "Autofahrer müssen viel Geduld mitbringen und sich auf deutlich längere An- und Abreisezeiten einstellen", erklärt Andreas Müller, Leiter Abteilung Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Südbaden.
Möglichst unter der Woche losfahren
Um die Dauerstaus zu vermeiden, sollten die Autofahrerinnen und Autofahrer möglichst auf einen Reisetag unter der Woche ausweichen, etwa Dienstag bis Donnerstag und in den frühen Morgenstunden aufbrechen. "In jedem Fall raten wir, ausreichend Getränke und Proviant mitzuführen und immer wieder Pausen einzuplanen. So bleibt die Konzentration hoch und die körperliche Belastung wird reduziert", erklärt Müller.
Baustellen belasten Reiseverkehr
In diesem Jahr wird der Sommerreiseverkehr zusätzlich durch zwei größere Baustellen in der Region belastet. Eine ist auf der A5 zwischen der Anschlussstelle Ettlingen/Rüppurr und dem Karlsruher Dreieck. Hier sind beide Richtungen betroffen.
Auch auf der A8 bleibt über den Sommer die Großbaustelle zwischen den Anschlussstellen Pforzheim-Nord und Pforzheim-Süd (Enztalquerung) bestehen. Der Ausbau auf sechs Spuren dauert voraussichtlich noch bis Ende 2026.
"Wenn man eine grundhafte Erneuerung einer Richtungsfahrbahn macht, dauert das mehrere Monate. Im Winter kann man aus witterungsbedingten Gründen noch schlechter bauen. Von daher müssen sie in der Regel über den Sommer gehen", sagt Matthias Zimmermann, der Leiter der Abteilung Straßenentwurf und -betrieb am Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen des KIT. .
Mehr Fahrstreifen könnten offen sein
In den Augen des Verkehrsexperten könnten aber innerhalb der Baustellen mehr Fahrspuren für den Verkehr offen sein. "Es gibt Grundlagen für Baustellenmanagement. Da ist es eigentlich so festgelegt, dass man grundsätzlich alle Fahrstreifen auch in der Baustelle aufrechterhalten sollte", erzählt Zimmermann im Gespräch mit dem SWR.
"Das heißt, eigentlich müsse die Baustelle auf der A5 eben auch sechs Fahrstreifen aufweisen. Man würde sie eigentlich aufteilen in zum Beispiel vier auf der einen, zwei auf der anderen Seite. Und müsste dann vom Bauablauf so reagieren, dass man eben nur eine halbe Fahrbahn jeweils bauen kann", so der Verkehrsexperte.
Ein Argument dagegen sei zum Beispiel, dass es bautechnisch schwieriger ist, die Strecke zu unterteilen. "Ich denke, es ist eine Frage des Willens und auch der Finanzen dahinter, ob man darauf Rücksicht nimmt", sagt Zimmermann. In der Baustelle selber funktioniere der Verkehr in der Regel eigentlich gut, weil die Fahrstreifen relativ breit seien. "Aber es gibt im Vorfeld entsprechende Rückstaus."
Wenig richtige Umfahrungsstrecken
Unser Autobahnnetz ist laut Zimmermann nicht so dicht. Deswegen gebe es rund um die Baustellen nur wenig richtige Umfahrungsstrecken. "Natürlich kann man durch die Südpfalz und durch Frankreich in den Süden fahren. Ansonsten bleiben nur die Umleitungsstrecken über die Bundesstraßen." Wer über Frankreich ausweichen möchte, muss bei der neuen Umfahrung um Straßburg (A355) rund fünf Euro Maut zahlen. Bei der Strecke über die Stadtautobahn (A4, M35) brauchen die Autos die Umweltplakette Crit’Air.
80 km/h in Baustellen kann Staus vermeiden
Jeder Verkehrsteilnehmende könne dazu beitragen, den Verkehrsfluss besser zu machen. Denn der Verkehrsfluss in einer Baustelle läuft nach Angaben von Zimmermann am besten, wenn er am homogensten ist. "Das ist er dann, wenn alle 80 fahren", erklärt der Verkehrsexperte. Wenn ein Verkehrsteilnehmer auf 100 km/h beschleunigt, führe das zu wellenförmigen Situationen und letztendlich zu Staus in den Baustellen.