Präventionsprojekt "Echte Schätze!"

Kindergarten im Enzkreis: Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen

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Markus Bender
Markus Bender, SWR

Sexueller Missbrauch von Kindern sorgt für Entsetzen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, lernen Kinder an einem Kindergarten in Keltern (Enzkreis), sich davor zu schützen.

Elternabend an der Kita Farbklecks in Keltern-Dietlingen: Fast 20 Mütter und Väter sind am Donnerstagabend gekommen um sich anzuhören, wie der Kindergarten ihre Kinder stärken will. Es geht dabei darum, sexuellem Missbrauch vorzubeugen.

Sexueller Missbrauch von Kindern macht Eltern Angst

Ein schwieriges Thema für Eltern: "Das macht mir Angst. Ich will da nicht dran denken", sagt eine Mutter von drei Kindern. "Seit ich Vater geworden bin, kann ich mir keine Filme mehr mit Entführungen von Kindern angucken", sagt ein Mann.

Die Gefühlslage kennt Kita-Leitern Sabine Reister. "Gerade nach so einem Elternabend wird Eltern bewusst, wie groß die Gefahr ist, dass sexueller Missbrauch im familiären oder näheren Umfeld stattfinden kann."

Persönlichkeit von Kindergartenkindern stärken

Der Elternabend ist Teil des Präventionsprojekts "Echte Schätze!". Darüber werden die Eltern informiert: Kindergartenkinder im Vorschulalter sollen spielerisch lernen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Sechs Wochen lang beschäftigen sich die Kinder mit verschiedenen Themen, jede Woche ein anderes Thema.

Sie lernen zum Beispiel "Nein" zu sagen, wenn ihnen etas komisch vorkommt. Die Kinder sollen auch ihre Gefühle entdecken, außerdem den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen lernen oder wie man sich beispielsweise Hilfe holen kann. "Der Begriff sexueller Missbrauch kommt dabei nicht vor", sagt Yvonne Schwarz-Tron von der Polizei Pforzheim, die das Projekt begleitet.

Mit Kindern im Gespräch bleiben und stärken

Das, was die Kinder durch Geschichten und Spiele im Kindergarten lernen und entdecken sollen, können Eltern zu Hause aufgreifen: "Es ist wichtig, mit dem Kind im Gespräch zu bleiben", sagt Schwarz-Tron. Begleitmaterial soll dazu Hilfestellung geben.

Indem man zum Beispiel ein Ritual einführt, wo man sich über den Tag austauscht und auch als Eltern mal erzählt, was nicht so gut lief. "Dadurch lernen Kinder indirekt, dass man auch über unschöne Dinge reden kann, die passiert sind", sagt die Expertin. Es sei wichtig, für die Kinder ein offenes Ohr zu haben und genauer hinzuhören.

Präventionsarbeit zum Thema "Sexueller Missbrauch" im Enzkreis
Spielerisch sollen die Kinder lernen, auch mal "nein" zu sagen.

Säuglinge können Opfer von sexuellem Missbrauch sein

Immer wieder werden Fälle von sexuellem Missbrauch bekannt - zuletzt auch im Enzkreis. "Auch Säuglinge werden Opfer", sagt Schwarz-Tron. "Deshalb kann man mit dem Stärken von Kindern nicht früh genug anfangen", sagt sie. Täter von sexuellem Missbrauch fänden sich in allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen wieder. "Auch auf dem Land passiert sexueller Missbrauch."

"Wir holen das Thema sexueller Missbrauch aus der Tabuzone."

Präventionsarbeit zum Thema "Sexueller Missbrauch" im Enzkreis
Yvonne Schwarz-Tron ist für die Präventionsarbeit bei der Polizei in Pforzheim zuständig.

Ihrer Einschätzung nach gibt es ein großes Dunkelfeld. Während bei der Polizei meistens fremde Täter angezeigt werden, würden Zahlen von Beratungsstellen - wie beispielsweise Lilith in Pforzheim - ein anderes Bild zeichnen. Dort würden mehr Täter aus dem familiären oder näheren Umfeld bekannt. "Je nahestehender ein Täter ist, desto schwieriger ist es, ihn anzuzeigen", beobachtet die Expertin.

"Täter sind weniger die Fremden. Täter finden sich vielmehr im sozialen Umfeld."

Viele Kindergärten bieten Prävention an

Allein im Enzkreis und Pforzheim führen mehr als 100 Kindergärten das bundesweite Präventionsprojekt durch. Die Kita Farbklecks war eigenen Angaben zufolge eine der ersten, als das Projekt vor fünf Jahren startete. "Man merkt die direkte Reaktion der Kinder direkt in der Kita, dass sie das gelernte umsetzen, beispielsweise mal zu anderen Kindern stopp sagen, wenn sie was nicht möchten", sagt Kita-Leiterin Sabine Reister.

Direkte Auswirkungen beobachtet auch ein Vater: "Ich merke, dass mein Sohn abends nach Hause kommt und ganz anders redet. Das ist dann schon eine Hilfestellung, weil man als Familie die Themen ganz anders ansprechen kann."

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