Der Aussichtsturm "Himmelsglück" in Schömberg im Kreis Calw ist am Mittwoch Schauplatz eines Weltrekordversuchs. Die Extremsportlerin Tanja Höschele aus Straubenhardt (Enzkreis) möchte die Treppen des Turms insgesamt 130 Mal hoch- und runterlaufen. Dafür hat sie insgesamt zwölf Stunden Zeit. Die Hälfte ist um die Mittagszeit schon geschafft, aber "die Zeit wird knapp", sagt sie. Der Aussichtsturm "Himmelsglück" wird während des zwölfstündigen Laufs für Gäste geöffnet bleiben.
SWR-Reporterin Mirka Tiede hat vorab aber schon mal getestet, wie anstrengend der Aufstieg überhaupt ist. Beim zweiten Mal hochlaufen ist sie ganz schön aus der Puste gekommen:
Startschuss pünktlich um 7 Uhr
Mit einem Tröten aus einer Vuvuzela startete pünktlich um 7 Uhr der Weltrekordversuch. Vor Ort waren ein paar Freunde von Tanja Höschele versammelt, um der Extremsportlerin beizustehen. Zu Beginn war es rund um den Aussichtsturm noch neblig und die Stufen rutschig. Nach und nach kam aber die Sonne raus und somit wurden auch die Bedingungen besser.
Nach etwa drei Stunden hatte Tanja Höschele 35 Runden geschafft. Ihre leicht roten Wangen deuteten die Anstrengung an. Die Extremsportlerin war aber immer noch gut gelaunt und motiviert - und auch flott unterwegs. Für die 600 Stufen brauchte sie zu diesem Zeitpunkt im Schnitt etwas mehr als fünf Minuten. Damit lag sie genau im Zeitplan. Viel Puffer für andere Sachen blieben dabei trotzdem nicht. "Ein Toilettengang dauert etwa drei Minuten", rechnet Anja Ralf vor. Die Freundin der Extremsportlerin dokumentiert den Weltrekordversuch. "Da darf sie sich keine zwei erlauben."
"Du schaffst das" - Kindergartenkinder feuern Extremsportlerin an
Gegen Viertel nach zehn kamen die ersten Fans, um Tanja Höschele anzufeuern. Eine Gruppe mit etwa 16 Kindergartenkindern beobachtete die Extremsportlerin beim Treppensteigen. "Ich sehe die Frau", sagte eins begeistert und zeigt auf Tanja Höschele. Die Kinder fieberten leidenschaftlich mit. "Du schaffst das!" und "Tanja!", riefen sie im Chor. "Ist das goldig", freute sich Tanja Höschele über die kleinen Fans.
Auch andere Besucher lockte der Weltrekordversuch an, zum Beispiel Andreas Kellner aus Birkenfeld. Er hatte für das Ereignis extra seinen Dienst verschoben. "Ich habe selbst einen Umzug mitgemacht. Ich weiß, wie man beim Treppensteigen leiden muss", so Andreas Kellner. Ihn fasziniert der Weltrekordversuch, weil er das Unmögliche möglich mache.
Nach etwa vier Stunden kam die erste Hürde: Ein Oberschenkel fing an zu krampfen. Mit Magnesiumpulver versuchte Tanja Höschele es in den Griff zu bekommen und lief dabei eisern weiter. Nur etwa eine Sekunde verlor die Extremsportlerin durch den Krampf pro Runde.
Ob sie die 130 Runden schaffen wird, steht am Mittwochabend um 19 Uhr fest. Dann endet der Weltrekordversuch.
Nicht der erste Weltrekord von Extremsportlerin
Der aktuelle Weltrekordversuch ist nicht der erste von Tanja Höschele. Sie hat alleine oder im Team bereits neun weitere aufgestellt. Zum Beispiel an der Himmelsleiter in Keltern-Ellmendingen (Enzkreis), wo sie und zwei weitere Extremsportler gemeinsam über 21.000 Höhenmeter in 28:30 Stunden gelaufen sind. Tanja Höschele machen die Weltrekordversuche unheimlich Spaß. Sie finde es spannend, Ziele, die nicht jeder in Angriff nehme, zu erreichen.
Für die Kategorie "Meiste in 12 Stunden beim Treppenaufstieg erzielte Höhenmeter zu Fuß" gab es laut der Gemeinde Schömberg bislang noch keine Werte von Frauen. Das Rekordinstitut für Deutschland (RID) habe sich am Rekord der Männer über 8.000 orientiert und mit 80 Prozent von diesem, also 6.400 Höhenmetern, das Ziel für Tanja Höschele festgesetzt. Dabei zählt nach Angaben der Sprecherin Stefanie Stocker nur die Höhenmeter, die nach oben zurückgelegt werden. Für den Weltrekord müsste sie dennoch auch den Weg nach unten zu Fuß nehmen, erklärt Stefanie Stocker.
Für den Weltrekord in Schömberg reichen 128 Auf- und Abstiege
Eigentlich reichen für den Weltrekordversuch 128 Auf- und Abstiege. Tanja Höschele peilt trotzdem zwei mehr an. "Sagt ja keiner, dass ich nicht mehr machen darf", erklärt die Extremsportlerin. Mit jeder geschafften Runde sammelt Tanja Höschele zehn Euro Spenden für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst "Sterneninsel" in Pforzheim.