Darf‘s ein bisschen mehr sein? Nach Ende der Corona-Zeit war die Antwort eindeutig: ein dickes Ja. Mehr Lebensfreude, mehr Konsum, mehr Luxus. Der Nachholbedarf war auch in der Schmuck- und Uhrenbranche deutlich zu spüren. Im vergangenen Jahre wurden dort Rekordumsätze gemacht. Doch inzwischen ist die Euphorie verfolgen - Wirtschaftskrise und die Angst um den eigenen Arbeitsplatz sorgen für ein bislang verhaltenes Weihnachtsgeschäft.
Wirkt sich diese Stimmung auch auf die Hochburg der deutschen Schmuckproduktion in der Goldstadt Pforzheim aus? Auf den ersten Blick jedenfalls nicht. Die Augen können einem übergehen bei soviel Glanz und Glamour, Gold und edlem Geschmeide, die in den Auslagen des Pforzheimer Juweliers und Schmuckproduzenten Georg Leicht funkeln. Alles potenzielle Weihnachtsgeschenke - einige für den schmalen, die meisten aber eher für den dicken Geldbeutel.
Schmuck in Pforzheim immer häufiger auch Wertanlage
150 bis 200 Euro muss man mindestens hinlegen. Dafür gibt es zum Beispiel einen kleinen Perlanstecker. Nach oben hin kann es bei Leicht fünf- und sechsstellig werden. Ein 30-karätige Tansanit ist momentan sein teuerstes Stück. Preis: 116.000 Euro.
Und ja, der Schmuck werde gekauft - Krise hin oder her. Vielleicht nicht mehr so häufig, wie in früheren Jahren, meint Georg Leicht, aber wenn, dann eher gut und teuer. Das Geld sitze heute nicht mehr so locker wie in früheren Jahren, auch nicht bei den Besserverdienenden, weiß der Schmuckexperte.
Doch wer sich dazu entschließe, Schmuck oder eine Uhr zu verschenken, der kaufe eher Hochwertiges. So diene das Schmückende zugleich als Wertanlage. "Insofern sind wir im Moment mit dem Weihnachtsgeschäft auch nicht unglücklich", sagt Leicht. Er rechnet mit ähnlichen Umsätzen wie im vergangenen Jahr.
Nachholeffekte aus der Coronazeit längst verflogen
Das, so Guido Grohmann vom Bundesverband Schmuck und Uhren, gelte ähnlich für alle Schmuckproduzenten, die überwiegend im Raum Pforzheim ansässig sind. Trotz einiger Corona-Nachwehen. Nach den ersten Nachholeffekten, die der Branche Rekordumsätze bescherten, seien im vergangenen Jahr eher Reisen, Gastronomie und Veranstaltungen gefragt gewesen. "Die Leute wollten wieder was erleben." Schmückendes habe dabei bei den Verbrauchern weniger im Fokus gestanden. Doch Grohmann ist zuversichtlich, dass sich das zum Weihnachtfest hin auch wieder ändert.
Dennoch schaut der Verbandssprecher mit einigen Sorgenfalten auf die aktuelle Entwicklung. Denn dass Luxus immer gehe, habe noch nie gestimmt. Wenn die Menschen sparen müssten, dann täten sie das zuallererst bei allem, was nicht unbedingt nötig sei - sprich: bei Luxusartikeln wie Schmuck. Das treffe derzeit vor allem Schmuck im unteren und mittleren Preissegment. Teureres Geschmeide verkaufe sich deutlich besser.
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Schmuckbetriebe lassen Gewerbesteuer in Pforzheim sprudeln
Und das wiederum komme vor allem der Goldstadt Pforzheim zugute, in der überwiegend hochwertiger Schmuck produziert wird. Ob es in der Branche gut oder schlecht läuft, hat am Ende auch Auswirkungen auf die Finanzen der Stadt Pforzheim. Zwar spiele die Branche längst nicht mehr die Rolle wie noch in den 1970er- und 1980er-Jahren, sagt der städtische Wirtschaftsförderer Markus Epple. Aber:
Jeder zweite Trauring in Deutschland stamme aus Pforzheim und auch die Konzentration an Gold- und Silberscheideanstalten sei weltweit einzigartig. Nach Präzisionstechnik und Autozulieferbranche sei die Schmuckindustrie einer der wichtigsten Gewerbesteuerquellen für die Stadt.
Und diese sprudele auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten relativ zuverlässig, sagt Epple. Denn die Branche mache ihre Umsätze schließlich weltweit, egal, wie es gerade konjunkturell in Deutschland laufe. Will heißen: Irgendwo auf der Welt wird immer Schmuck 'Made in Pforzheim' unter dem Christbaum funkeln - und in der Goldstadt die Kassen klingeln lassen.