Prozess um versuchte Anstiftung zum Mord

Wegen "Familienehre": Brüder aus Pforzheim sollen Tod der 17-jährigen Nichte gefordert haben

Stand
Autor/in
Peter Lauber
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Zwei Brüder aus Pforzheim sollen den Tod ihrer 17-jährigen Nichte gefordert haben. Deshalb müssen sie sich seit Freitag vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten. Anklage: Anstiftung zum Mord.

Ihre Nichte habe aus Sicht der Angeklagten den Ruf der ganzen Familie ruiniert. So beschrieb der Staatsanwalt das Motiv der beiden 37 und 44 Jahre alten Angeklagten. Die aus dem Irak stammenden Brüder sollen laut Anklageschrift im August vergangenen Jahres Videos ihrer Nichte mit pornografischen Inhalten im Netz entdeckt habe. Daraufhin hätten sie massiv auf die Familie der jungen Frau eingewirkt. Ihre Forderung: Die Nichte müsse getötet werden, um damit die "Familienehre" wiederherzustellen.

Staatsanwalt: Schwester wurde vom Bruder mit dem Tode bedroht

Der Staatsanwalt führte mehrere Telefonate auf, in denen die Brüder vor allem den Vater und die Schwester ihrer damals 17-jährigen Nichte unter Druck gesetzt hätten. Mehrfach sei die Forderung gestellt worden, die junge Frau "abzuschlachten". Auch von "Kopf abmachen" sei die Rede gewesen, wie der erste Zeuge, ein Ermittlungsrichter, aussagte. "Wenn das meine Tochter wäre, würde ich sie umbringen", soll der ältere der beiden Brüder getönt haben.

 Wenn es meine Tochter wäre, würde ich sie umbringen.

In den Telefonaten sei auch die Schwester mit dem Tode bedroht worden - falls sie weiter zu ihrer Schwester stehe. Sowohl Schwester wie Mutter wurden laut Anklage von den Angeklagten mit übelsten Beschimpfungen überschüttet. Mehrfach hätten die Männer nachgefragt, ob die Nichte noch immer am Leben sei. Doch die Familie verweigerte sich dem Ansinnen der beiden Onkel. Im Gegenteil: Die Schwester vertraute sich schließlich der Polizei an und erstattete Anzeige.

Große Strafkammer des Schwurgerichts Karlsruhe entschiedet im Prozess wegen versuchter Anstiftung zum Mord.
Große Strafkammer des Schwurgerichts Karlsruhe. Am 15. November wird das Urteil erwartet.

Prozess Anstiftung zum Mord: Jüngerer Bruder bestreitet Vorwürfe

Am ersten Verhandlungstag ließ der jüngere Bruder über seine Anwältin eine Erklärung abgeben, in der er sämtliche Vorwürfe bestritt. Er habe sich lediglich Sorgen um seine Nichte gemacht, weil er dachte, diese wurde auf den Videos vergewaltigt. Er wollte den Namen des Mannes in den Videos erfahren, um diesen bei der Polizei anzuzeigen. Diesen habe seine Nichte aber nicht preisgeben wollen. Er habe jedoch nie geordert, sie zu töten. Der ältere Bruder machte bislang keine Angaben zu den Tatvorwürfen.

Die Angeklagten gehörten der im Irak verfolgten Minderheit der Jesiden an. Sie flohen 2007 bzw. 2009 vor dem sogenannten Islamischen Staat nach Deutschland, wo sie sich nach mehreren Zwischenstationen in Pforzheim niederließen. Mit rund 2.000 Menschen gilt die jesidische Gemeinde in Pforzheim als die größte in Deutschland.

Prozess "Familienehre": Ob Angehörige aussagen, ist nicht klar

Für den Prozess vor dem Landgericht Karlsruhe sind drei Verhandlungstage eingeplant. Für den nächsten Termin am 12. November sind mehrere Zeugen geladen, darunter die heute 19 Jahre alte Geschädigte und mehrere Familienangehörige. Ob sie aussagen werden, ist allerdings ungewiss, wie der Vorsitzende Richter durchblicken ließ. So wollte der Vater schon vor dem Ermittlungsrichter keinerlei Angaben machen.

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