Neue Tests auf dem Gelände der Geothermieanlage in Graben-Neudorf sollen die Ergiebigkeit der Thermalwasservorkommen in 4.000 Metern Tiefe belegen

Neue Tests im bisher heißesten Bohrloch Deutschlands

Am Geothermie-Bohrloch in Graben-Neudorf wird wieder gearbeitet

Stand
AUTOR/IN
Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold

Nach mehrmonatiger Pause wird am Geothermie-Bohrloch in Graben-Neudorf wieder gearbeitet. Die Deutsche Erdwärme bereitet Tests vor, mit denen die Ergiebigkeit untersucht werden soll.

Bisher gilt Graben-Neudorf (Kreis Karlsruhe) mit über 204 Grad Celsius als die heißeste Quelle Deutschlands. Diese Temperaturen sollen mit dem neuen Test im alten Bohrloch überprüft werden. Gleichzeitig will die Betreiberfirma Deutsche Erdwärme herausfinden, wie ergiebig die Quelle in vier Kilometern Tiefe wirklich ist.

Wie diese Test ablaufen, sehen Sie in diesem Video:

Video herunterladen (53 MB | MP4)

Eine Geothermieanlage braucht immer zwei Bohrungen

Bei der Geothermie gibt es zwei Komponenten, erklärt Herbert Pohl, Geschäftsführer der Karlsruher Firma Deutsche Erdwärme. Zum einen geht es darum, wie viel heißes Wasser aus der Tiefe gefördert werden kann. Zum anderen, wie viel Wasser mit welchem Druck zurück gepumpt werden kann, ohne dass die Erde bebt, wie in Landau vor über zehn Jahren geschehen.

Tests am Bohrloch sollen Fördermengen zeigen

Die neuen Tests an Bohrloch Nummer eins sollen Erkenntnisse darüber bringen, wie viel Wasser in welcher Zeit zurück gepumpt werden kann. Davon hängt entscheidend ab, wie viel später gefördert werden kann. Bei einem ersten Test bis Ende der kommenden Woche sollen in Graben-Neudorf rund 5.400 Kubikmeter Wasser injiziert werden. Das sei nur ein Bruchteil der Mengen, die später gefördert und zurück gepumpt werden, so Pohl. Aber man könne Erkenntnisse darüber gewinnen, was der Untergrund aufzunehmen vermag.

Wir haben mehrere Sicherheitsmaßnahmen und wir haben das sensibelste seismische Sicherheitssystem in Deutschland.

Geothermie: In Graben-Neudorf andere Voraussetzungen als in Landau

Weil in Graben-Neudorf, anders als in Landau, nicht in das harte Grundgestein gebohrt wurde, sei auch nicht mit seismischen Reaktionen zu rechnen, heißt es bei der Deutschen Erdwärme. Außerdem werde in Graben-Neudorf mit wesentlich geringerem Druck gearbeitet als in Landau. Dort soll das Wasser mit bis zu 200 bar zurück in die Erde gedrückt worden sein. Solche Zahlen will die Deutsche Erdwärme nicht bestätigen. In Graben-Neudorf sei der Druck auf jeden Fall deutlich geringer.

Zweite Bohrung vermutlich nächstes Jahr

Bis Donnerstag sollen die großen Pumpen auf dem Bohrfeld am Ortsrand von Graben-Neudorf installiert sein. Der Versuch selbst wird bis Ende der folgenden Woche dauern. Auch für das geplante, zweite Bohrloch gibt es inzwischen Genehmigungen. Auf einen genauen Zeitplan will sich die Betreiberfirma trotzdem nicht festlegen. Vermutlich im Jahr 2025 soll die zweite Geothermiebohrung in Graben-Neudorf stattfinden.

Neue Tests auf dem Gelände der Geothermieanlage in Graben-Neudorf sollen die Ergiebigkeit der Thermalwasservorkommen in 4.000 Metern Tiefe belegen
Neue Tests auf dem Gelände der Geothermieanlage in Graben-Neudorf sollen die Ergiebigkeit der Thermalwasservorkommen in 4.000 Metern Tiefe belegen

Bis spätestens 2028 soll das Erdwärmekraftwerk in Graben-Neudorf in Betrieb gehen. Geplant ist aktuell ein reines Wärmekraftwerk. Die ursprünglich geplante Stromproduktion ist momentan kein Thema mehr. Klar ist aber, dass die gesamte Region große Erwartungen an das Projekt in Graben-Neudorf hat. Von hier soll einmal eine Fernwärmeleitung über Bruchsal bis Bretten geführt werden. Für die Region ist die Wärme aus der Tiefe ein wesentlicher Bestandteil der regionalen Energiewende. Neben dem Kraftwerk in Graben-Neudorf sind ähnliche Anlagen in Dettenheim, Waghäusel (beides Kreis Karlsruhe) und Karlsruhe-Neureut geplant.

Mehr zu Geothermie

Bretten

Nachhaltig Wärme aus dem Oberrheingraben Auftakt in Bretten für regionalen Wärmeverbund

Zehn Städte und Kommunen im Landkreis Karlsruhe wollen gemeinsam Wärme aus der Tiefengeothermie nutzen. Eine in Bretten neu gegründete Gesellschaft soll einen regionalen Wärmeverbund entwickeln.

SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe

Dettenheim

Heißes Wasser aus 3.750 Metern Tiefe Projekt genehmigt: In Dettenheim entsteht ein Bohrloch für Geothermie

In Kreis Karlsruhe darf eine zweite Bohranlage zur Nutzung von Erdwärme aus großer Tiefe errichtet werden. Die Landesbergdirektion in Freiburg hat das in Dettenheim geplante Vorhaben genehmigt.