Monatelang wurde verhandelt, gestreikt, demonstriert. Zehntausende Menschen gingen immer wieder auf die Straße, legten die Arbeit nieder, um für bessere Löhne zu kämpfen. Seit dem späten Samstagabend gibt es eine Einigung.
Arbeitgeber und Gewerkschaften einigten sich nach mehrstündigen Verhandlungen in Potsdam auf höhere Tarife für den öffentlichen Dienst. In Baden-Württemberg betrifft diese Einigung 236.000 Beschäftigte, bundesweit sind es 2,5 Millionen Menschen. Im Durchschnitt liegt die Gehaltserhöhung laut der Gewerkschaft ver.di ab 2024 bei mehr als elf Prozent.
ver.di BW nicht ganz zufrieden Tarifabschluss im öffentlichen Dienst: Mehr Geld für Beschäftigte
Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen bekommen im Schnitt elf Prozent mehr Geld und Einmalzahlungen. Das haben die Tarifparteien vereinbart.
ver.di Karlsruhe: Erleichterung über den Tarifabschluss
Der ver.di-Geschäftsführer des Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald, Thorsten Dossow aus Karlsruhe, hat mit den Verhandlern in Potsdam mitgefiebert. Er habe die nächtliche Pressekonferenz im Livestream mitverfolgt und dann nach Mitternacht von dem Ergebnis erfahren.
Seine erste Reaktion nach der Einigung: "Es ist ein guter Kompromiss, der uns da gelungen ist." Vor allem die vielen Menschen, die sich an den Warnstreiks beteiligt haben, hätten zum Gelingen beigetragen.
Trotzdem gemischte Gefühle nach der Einigung
Bis die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst die Tariferhöhung spüren werden, brauchen sie allerdings noch etwas Geduld. Die gestaffelte Auszahlung der erreichten Einmalzahlung von 3.000 beginnt zwar schon im Juni, die eigentliche Lohnsteigerung kommt aber erst ab März 2024.
Thorsten Dossow von ver.di Karlsruhe hätte sich eine tabellenwirksame Erhöhung bereits für dieses Jahr gewünscht, aber es seien trotzdem keine "Leermonate". Von daher spreche er von einem guten Kompromiss.
Dossow: "Arbeitgeber haben Druck von der Straße zu spüren bekommen"
Auch im Raum Karlsruhe waren Tausende Menschen wochenlang bei den Warnstreiks auf der Straße gewesen, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Das seien emotionale Wochen gewesen, so Dossow, das müsse man einfach sagen. Und das hätten auch die Arbeitgeber zu spüren bekommen.
Die klammen Kassen der Kommunen seien zwar nicht wegzudiskutieren, trotzdem stehe man in Baden-Württemberg damit noch gut da. Die Menschen auf der Straße hätten letztendlich auch dafür gesorgt, dass es jetzt einen sogenannten Sockelbetrag von 200 Euro geben wird. Das sei besonders für die Menschen mit niedrigen Einkommen ein Pfund.
Zum 1. März 2024 sollen die Entgelte in einem ersten Schritt um einen Betrag von 200 Euro angehoben werden. In einem zweiten Schritt soll der dann erhöhte Betrag noch einmal linear um 5,5 Prozent steigen. Die Erhöhung soll allerdings in jedem Fall bei 340 Euro liegen. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen.
Nächste Tarifverhandlungen im Einzelhandel stehen an
Nach der Einigung im öffentlichen Dienst können sich die Gewerkschafter von ver.di trotzdem nicht zurücklehnen, denn die nächsten Verhandlungen stehen schon an. Nach dem Maifeiertage stehen die Tarifrunde im Einzelhandel und die Tarifrunde im Großhandel an. Der gesamte Handelsbereich, insbesondere der stationäre Einzelhandel, stehe aktuell nicht gerade gut da, betont Dossow. Und für die gelte es sich genauso einzusetzen.