Nach Unwetter und Starkregen

Hätte die Schlammlawine in Gondelsheim verhindert werden können?

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Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold

Die Menschen in Gondelsheim hatten nach dem Unwetter im August noch lange mit den Schlammmassen zu kämpfen. Welche Schuld trifft die Bauern bei dem Unglück?

Noch keinen Monat liegt der schlimme Regen über Gondelsheim und den Bruchsaler Stadtteilen Helmsheim und Heidelsheim (Kreis Karlsruhe) zurück. Tonnenweise war nasser Schlamm von den umliegenden Feldern in den Ort gespült worden. Noch immer sind nicht alle Schäden beseitigt. Zehn Landwirte gibt es aktuell noch in Gondelsheim. Hätten sie die Schlammlawine durch veränderte Anbaumethoden vielleicht verhindern können?

Vier Starkregenereignisse in nur drei Jahren

Schwere graue Wolken hängen auch in der ersten Woche nach den großen Ferien wieder über dem Saalbachtal. Für den Tag ist Regen angesagt. Kein Starkregen, immerhin. Aber weil solche lokalen Unwetter eigentlich nie wirklich sicher prognostiziert werden können, bleibt bei Bauer Manfred Maisenhelder und seinen Kollegen immer ein Rest Unsicherheit. Zu oft wurde gerade das Saalbachtal in den vergangenen Jahren von heftigen Gewittern heimgesucht.

Die Starkregenereignisse nehmen zu. Normalerweise war der August immer ein relativ sicherer Monat, aber dieses Jahr eben nicht. 2022 hatten wir zwei Starkregen. 2023 war es ein Ereignis und dieses Jahr kam dann der besonders schlimme Regen.

Landwirt Manfred Maisenhelder bewirtschaftet gemeinsam mit seinem Sohn Michael 120 Hektar in den Gondelsheimer Kraichgauhügeln. Und gerade weil ihnen solche Starkregenereignisse immer häufiger zusetzen, erproben sie gemeinsam mit dem Landwirtschaftsamt neue, bodenschonende Anbaumethoden. Damit der fruchtbare Lösslehm nicht mehr davon fließen kann.

Bodenschonende Bearbeitung kann Schlammlawine verhindern

Eine vielversprechende Methode ist die sogenannte Direktsaat. Sie könnte Erosionen und damit auch Schlammlawinen wenigstens teilweise verhindern. Bei der Anbaumethode geht es darum, auf den Äckern überhaupt keinen Pflug mehr einzusetzen. Rolf Kern vom Bruchsaler Landwirtschaftsamt berät die Kraichgaubauern bei ihren Bemühungen, neue Methoden im Anbau zu erproben.

Landwirtschaftsberater Rolf Kern aus Bruchsal auf einem Versuchsfeld in Gondelsheim. Hier werden aktuell verschiedene, bodenschonende Anbaumethoden getestet, die Erosionen verhindern sollen.
Landwirtschaftsberater Rolf Kern aus Bruchsal auf einem Versuchsfeld in Gondelsheim. Hier werden aktuell verschiedene, bodenschonende Anbaumethoden getestet, die Erosionen verhindern sollen.

Der kompakte Boden unter einer Direktsaat fließt nicht so schnell davon wie ein bearbeiteter Untergrund, der lockerer ist. Ein mit Maschinen bearbeiteter Boden ist für Erosionen wesentlich anfälliger.

Die Methode ist nicht neu und sie funktioniert auch nicht überall. Im Kraichgau wird damit seit Jahrzehnten experimentiert. Die Idee: Wenn ein Acker nicht mehr bearbeitet wird und eine Schicht Pflanzenmasse immer die Oberfläche bedeckt, kann der Boden auch nicht überhitzen. Kleine Organismen können besser überleben. Das Wasser kann besser in den Boden eindringen und es fließt weniger oberirdisch ab.

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Direktsaat kommt nicht ohne Herbizide aus

Das Problem der Direktsaat in der konventionellen Landwirtschaft ist der notwendige Einsatz von Herbiziden, also Unkrautbekämpfungsmitteln. Denn der Druck durch Unkräuter nimmt immer stärker zu. Ganz ohne das Herbizid Glyphosat kommen die Bauern deshalb nicht aus, sagt der Pflanzenbauexperte Kern vom Landwirtschaftsamt, weil sie das Unkraut bei dieser Methode nicht mehr maschinell bekämpfen können.

Die Landwirte in Gondelsheim haben damit ein zusätzliches Problem: Ihre Äcker liegen in einem Wasserschutzgebiet. Glyphosat ist hier verboten. Deshalb kann die Direktsaat in Gondelsheim nur eingeschränkt angewendet werden.

Weil das Problem aber immer wieder auftauchen kann, gehen die Experimente der Landwirte noch weiter: Landwirt Maisenhelder hat auf seinem Versuchsfeld eine Zwischenfrucht sogar per Drohne ausgesät. Direkt in das erntereife Getreide werden die Samen aus der Luft verteilt. Wenn dann der Mähdrescher kommt und den Weizen erntet, bleibt die Spreu auf dem Feld und bedeckt die Samen der Zwischenfrucht. Bei dieser Methode wird der Boden überhaupt nicht mehr geöffnet. Vielleicht noch eine gute Idee gegen Schlammlawinen, aber die Tests sind noch nicht abgeschlossen.

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Gegen solche Regenmengen ist kein Kraut gewachsen

Für das Unwetter am 13. August 2024 spielt die Frage der Bodenbewirtschaftung am Ende nur noch eine untergeordnete Rolle. Manfred Maisenhelder ist überzeugt: Selbst eine konsequente Umsetzung von umweltschonenden Anbaumethoden auf allen Äckern rund um das Dorf hätte kaum verhindern können, dass eine Schlammlawine durch den Ort floss.

Um eine Vorstellung von der Wasser und Schlammmengen zu bekommen, die am 13. August durch Gondelsheim geflossen sein könnten: Rund um das Dorf werden rund 1.400 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet, berichtet Landwirt Manfred Maisenhelder. Wenn man das mit der Wassermenge pro Quadratmeter multipliziert, erhält man am Ende eine Zahl mit neun Nullen.

Oder anders: In nur eineinhalb Stunden wurde über den Feldern von Gondelsheim die unvorstellbare Menge von tausend olympischen Schwimmbecken Regenwasser ausgeschüttet. Der Schlamm ist da noch gar nicht mitgerechnet.

So eine Menge Wasser, das waren 150 Liter in eineinhalb Stunden. Da kann niemand etwas machen. Wenn es in Gondelsheim noch einmal so stark regnet, dann wird das Wasser auch wieder genauso in den Ort fließen.

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Fazit eines Unwetters im August 2024 im Saalbachtal zwischen Bruchsal und Bretten: Die Landwirte trifft keine Schuld an den Schlammmassen. Gegen solche Naturgewalten ist der Mensch einfach machtlos.

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