Wenn Hermine Maier über das Unwetter in Gondelsheim (Landkreis Karlsruhe) spricht, ist sie den Tränen nahe: Dann steht sie in ihrer Erinnerung plötzlich wieder in ihrem eigenen Heizraum und kämpft vergeblich gegen die Wassermassen. So wie nach dem Unwetter im August.
Nach Unwetter: Wasser steht fast zwei Meter hoch im Keller
Vor drei Wochen versuchte die 75-Jährige mit aller Kraft, ein Fenster zuzudrücken, durch das immer mehr Wasser unkontrolliert in das Zimmer mit der Ölheizung schoss. Doch keine Chance. "Wie ein Wasserfall kam das runter", schildert sie ihr Erlebnis.
Gerade noch rechtzeitig verließ sie den Raum, bevor er zur tödlichen Falle werden konnte. Denn nur wenige Augenblicke später drückten die Wassermassen die Türe zu. Über 1,90 Meter hoch stand das Wasser in dieser Nacht im Keller.
Ölheizung zerstört: Angst vor dem Winter
Was nach dem verheerenden Unwetter blieb, war ein Bild der Verwüstung: Persönliche Gegenstände lagen in schlammigem Wasser, der Stromkasten hing halb herausgerissen an der Wand. Die Einliegerwohnung im Keller wurde komplett zerstört und muss jetzt grundlegend saniert werden. Was Hermine Maier und ihrem Mann Franz aber besonders schwer im Magen liegt, ist die kaputte Ölheizung.
"Gestern haben wir uns einen Holzofen gekauft", erzählt sie. "Weil in drei Wochen kann das Wetter ja schon anders sein." Eine erste Lösung, um es wenigstens "ein bisschen warm zu haben", wie sie sagt.
Ersatz für die alte Heizung kann Monate dauern
Bis eine neue Heizung eingebaut wird, könnte es noch Monate dauern. Bislang steht noch nicht einmal fest, wie in Zukunft überhaupt geheizt werden soll. Mit Gas? Einer Wärmepumpe? Oder doch wieder mit einer Ölheizung? "Wir sind 75 Jahre alt. Da ist es auch eine Geldfrage", erklärt die Rentnerin.
Denn einige Kosten nach dem Unwetter wird das Ehepaar vermutlich ohnehin selbst übernehmen müssen: Eine vor knapp 30 Jahren abgeschlossene Hausratversicherung käme nicht für entstandene Schäden auf, so die Gondelsheimerin. Etwa für den durchs Wasser zerstörten Gefrierschrank, die Waschmaschine oder den Wäschetrockner. "Die zahlt uns überhaupt nix und wir haben einen enormen Verlust." Die Begründung der Versicherung lautete auf Nachfrage von Hermine Maier: Schutz vor Elementarschäden habe es 1995 noch nicht gegeben, somit sei das Ehepaar nicht versichert gewesen.
Optimistisch nach Unwetter: "Ich sehe nach vorne"
In Sachen Heizung soll nach Gesprächen mit verschiedenen Energie- und Heizungsberatern aber schon bald eine Entscheidung fallen. Und auch wenn Hermine Maier nachts oft mit Fragen im Bett wach liegt und sich vor jedem aufziehenden Gewitter fürchtet, versucht sie doch, optimistisch zu bleiben. "Ich sehe nach vorne", spricht sie sich selbst etwas Mut zu.