Die Liste der Fälle ist lang: zahlreiche Einbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle. Sogar Autos wurden geklaut, mit denen die minderjährigen Täter durch Karlsruhe gefahren sind. Verantwortlich für diese Taten ist keine Verbrecherbande von Erwachsenen, sondern es sind einzelne Kinder.
Kinder zeigen hohe kriminelle Energie
Die Karlsruher Polizei ist den Tätern schon länger auf der Spur. Die meisten sind zwischen 12 und 13 Jahre alt. Wie groß die Gruppe ist, können die Ermittlerinnen und Ermittler nicht wirklich sagen. Sie sind scheinbar nicht organisiert, agieren oft spontan und in unterschiedlichen Konstellationen. Die Kinder haben eine unterschiedliche Herkunft, kommen aus den verschiedensten sozialen Schichten, so die Polizei. Was sie gemeinsam haben: eine extrem hohe kriminelle Energie.
Keine von Erwachsenen geführte Gruppe
Woher die kriminelle Energie kommt, kann die Karlsruher Polizei schwer einschätzen. Die Kinder hätten nichts mit den Banden zu tun, die vor einigen Jahren in der Region unterwegs waren. Damals wurden Minderjährige von Erwachsenen aus Frankreich für Diebstähle über die Grenze geschickt. Das sei diesmal nicht der Fall, so die Polizei. Die Karlsruher Kindergruppe agiere selbstständig.
Das nötige Wissen für ihre Straftaten haben sich die Kinder offenbar im Internet angeeignet. Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, schlagen sie zu. Ihre Beute findet sich später oft irgendwo weggeworfen wieder. Den nötigen Kick liefert offenbar nur die nächste Straftat.
Kinder müssen keine Strafe fürchten
Für die Polizei in Karlsruhe ist der Umgang mit kriminellen Kindern schwierig. Strafrechtlich kann man sie erst ab einem Alter von 14 Jahren belangen. Dass wissen die Betroffenen offenbar auch und nutzen es aus, so die Polizei. Trotzdem wird versucht, mit verschiedenen Maßnahmen auf die Kinder einzuwirken. Hier kommt die Stadt Karlsruhe ins Spiel.
Karlsruher Behörden sind ratlos
Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) ist gut mit dem Fall vertraut. Die Stadt hat schon mit allen möglichen Mitteln versucht auf die Kinder einzuwirken, bislang vergeblich. Lenz spricht von sogenannten Systemsprengern. Diese Kinder lassen sich trotz unzähliger Gespräche nicht von ihrem Handeln abbringen, so der Sozialbürgermeister. Der letzte Schritt wäre die Unterbringung der Kinder in einer geschlossenen Jugendeinrichtung. Die wollen die Karlsruher "Problemfälle" aber nicht aufnehmen.
Das lässt auch Bürgermeister Martin Lenz ratlos zurück. Die Stadt will sich jetzt genauer mit den Fällen auseinander setzen und in einer nicht-öffentlichen Sitzung darüber beraten. Klar sei, so Bürgermeister Lenz, dass man weiterhin versuchen werde, die Kinder in einer Jugendeinrichtung unterzubringen.
Kinder müssen mit Konsequenzen für die Zukunft rechnen
Zumindest in Zukunft könnte das Verhalten der Kinder aber Konsequenzen haben. Wer einen Führerschein oder einen Ausbildungsplatz will, der muss auch die charakterlichen Eigenschaften dafür mitbringen. Die Liste an Verfehlungen der Karlsruher Kinderdiebe hingegen ist lang. Das wird ihnen irgendwann mehr Probleme bereiten, als sie sich aktuell vorstellen können, so die Polizei.
Und sollten sie auch mit 14 Jahren weiter kriminell bleiben, dann erwarten die Kinder deutlich härtere Strafen als üblich. Denn ihre Vorgeschichte bleibt.