Für Jugendliche, die aus den verschiedensten Gründen in die Einrichtung gekommen sind, gibt es in Schloss Stutensee eine geschlossene Gruppe. Hier erhalten die jungen Menschen eine Chance, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
So auch Lukas (Name von der Redaktion geändert). Der 14-Jährige lebt seit einem Jahr in der geschlossenen Wohngruppe der Jugendeinrichtung. Viele, die dort wohnen, haben Straftaten begangen. Bei Lukas waren es schwere Körperverletzung, Diebstahl und Betrug.
Zu Beginn war es für den 14-Jährigen eine schwere Zeit, weil er abgehauen ist. Dann habe es irgendwann gut geklappt, weil er gemerkt habe, dass es nichts bringe immer abzuhauen, sagt er.
Die Jungen im Alter zwischen 11 und 15 Jahren werden durch richterlichen Beschluss in der geschlossenen Wohngruppe untergebracht. Abgeschirmt von äußeren Einflüssen wollen ihnen pädagogische Fachkräfte zunächst Orientierung und Halt geben. Die Jugendlichen lernen, ihre Probleme anzugehen, um danach Stärken auszubauen und neues Verhalten zu trainieren. Sportarten wie Fußball oder Boxen geben ihnen dabei Selbstvertrauen.
Personal- und Geldmangel bremst Jugendhilfe aus
Lukas hatte Glück, denn es gibt in der geschlossenen Wohngruppe nur 14 Plätze, von denen in den Sommerferien die Hälfte wegen fehlenden Geldes und Personals wegfällt. Dem stehen über 350 Anfragen pro Jahr gegenüber. Das Personal in Stutensee ist längst am Limit. Wegen Arbeitsüberlastung und mäßiger Bezahlung hat der Geschäftsführer der Jugendeinrichtung, Jens Brandt, schon manche Kündigung entgegennehmen müssen.
Ersatz für Mitarbeiter, die kündigen, bekommt der Leiter der Jugendhilfeeinrichtung aktuell nicht. Der Personalmangel bei der Jugendhilfe sei noch schlimmer als in der Pflege, so Brandt.
Kein Platz für kriminelle Jugendliche auch in Karlsruhe
Der bundesweite Notstand wird an einem Beispiel in Karlsruhe besonders deutlich. Eine Gruppe krimineller Kinder beschäftigt hier seit einiger Zeit die Behörden. Sie begehen Straftaten wie Einbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle. Eigentlich sind sie ein Fall für die Jugendhilfe. Doch es gibt auch in Karlsruhe keine Plätze und zu wenig Betreuer.
Karlsruhes Sozialbürgermeister Martin Lenz sieht das Land in der Pflicht. Das Alter der Strafmündigkeit abzusenken, sei sinnlos, sagt er. Helfen könnte unter anderem mehr Geld und ein besseres Image für die Jugendhilfe.
Dass Einrichtungen wie Schloss Stutensee bei Karlsruhe funktionieren, zeigt das Beispiel von Lukas. Seine Zeit in der geschlossenen Wohngruppe endet nach den Sommerferien. Dann will er seine neue Chance nutzen und eine Ausbildung im Handwerk beginnen.