Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Versandhändlers Klingel sind am Arbeitsgericht Pforzheim insgesamt 170 Klagen von Beschäftigten eingegangen. Das bestätigte Richterin Petra Selig. Das sind mehr als zehn Prozent der Belegschaft des insolventen Versandhauses. Laut der Richterin tröpfelten die Klagen anfangs nur vereinzelt ein, in den vergangenen Tagen rollte jedoch eine ganze Welle auf das Arbeitsgericht zu.
Gewerkschaft: Klagen sollen Ansprüche absichern
Die Gewerkschaft ver.di hatte ihren Mitgliedern in der Klingel-Belegschaft geraten, Kündigungsschutzklage einzureichen. Die Frist dafür beläuft sich auf drei Wochen nach Eingang der Kündigung, sie endet am Mittwoch.
Laut ver.di Gewerkschaftssekretär Robin Weller gehe es dabei weniger um Weiterbeschäftigung, weil das Unternehmen vor dem Aus stehe. Vielmehr könnten die Mitarbeitenden mit den Klagen Ansprüche auf Abfindungen sichern, falls der im August ausgehandelte Sozialplan angefochten werde oder juristisch keinen Bestand habe.
Großer Aufwand für Gericht
Die Klagewelle der Klingel-Mitarbeitenden bedeutet für das Arbeitsgericht in Pforzheim einen großen zeitlichen und personellen Aufwand. Jede einzelne Klage muss geprüft und zugelassen werden. Das Gericht sei jedoch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gut dafür aufgestellt, so Arbeitsrichterin Petra Selig.
Erste Klagen Anfang Oktober terminiert
Die ersten sechs Klingel-Klagen sollen am 9. Oktober verhandelt werden. Dabei handelt es sich um sogenannte Gütetermine. Bei ihnen wird geklärt, ob sich die Parteien einigen können oder ob es zu einem Prozess kommt.
"Klingel-Tage" im Arbeitsgericht
Um die Masse der Klagen zu bewältigen, plant das Pforzheimer Arbeitsgericht im weiteren Verlauf sogenannte "Klingel-Tage". An ihnen wird das Gericht ausschließlich die Klagen der Beschäftigten des pleitegegangenen Versandhauses verhandeln und keine anderen Verfahren.
Klingel hatte Ende August angekündigt, seinen Geschäftsbetrieb Anfang des kommenden Jahres einzustellen. Rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten in Pforzheim verlieren damit ihre Arbeitsplätze.