Zur langfristigen Sicherung des Eistreffs in Waldbronn hat die private gemeinnützige Eistreff-Betreibergesellschaft der Gemeinde ein eigenes Kaufangebot für die Eishalle gemacht. Unterstützt wurde sie vom Eis- und Rollsport Club Waldbronn (ERC) und dem Förderverein Eistreff, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung am Sonntag. Demnach wurde das Angebot bereits am 12. Oktober an Waldbronns Bürgermeister Christian Stalf (CDU) übergeben.
Angebot für die Eishalle in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro
Rund 2,6 Millionen Euro bietet die Betreibergesellschaft für die Immobilie und das Grundstück, auf dem sie steht. Berücksichtigt seien dabei bereits alle Einsparungen für die Gemeinde unter anderem "der nicht notwendige Abriss im Millionenbereich", wie die Betreibergesellschaft in ihrer Mitteilung schreibt.
"Außerdem entbindet es die Gemeinde von sämtlichen verbliebenen Gebäude-Risiken sowie den in der Kurverwaltungsgesellschaft ausgewiesenen Umlagekosten im mittleren fünfstelligen Bereich", erklärt Volker Aurach, Vorsitzender des ERC Waldbronn. ERC und Betreibergesellschaft sprechen von einem erheblichen Bodenrisiko: in den 80er-Jahren habe es einen Kühlmittel-Unfall gegeben. Das damalige Kühlmittel habe noch Öl enthalten, Tonnen davon seien womöglich in den Untergrund gelangt.
Kaufangebot für Eistreff Waldbronn gilt ab sofort
"Wir kämpfen um den Erhalt dieses überregionalen Leuchtturmprojekts, welches wir seit der Übernahme aus dem kommunalen Betrieb wirtschaftlich in schwarze Zahlen geführt haben", so Alexander Schroth, Geschäftsführer der privaten Betreibergesellschaft. Der Vorsitzende des ERC, Volker Auracher, betont, der Eistreff habe eine zentrale Bedeutung für den Eissport in der Technologieregion Karlsruhe insgesamt und darüber hinaus. In der letzten Saison habe man 120.000 Besucher gehabt. Auch aus Mannheim und Landau seien Besucher gekommen. Eine mögliche Schließung des Eistreffs ist schon seit längerem Thema.
So setzt sich das Angebot für den Eistreff zusammen
Sollte das Gebäude 2026 abgerissen werden, würde der Abriss laut Betreibergesellschaft wegen der steigenden Baukosten gut zwei Millionen Euro kosten. Diese Kosten spare sich die Gemeinde, falls sie das Angebot annehme. Für das Gebäude lege man dann noch mal 150.000 Euro drauf. Sollte die Eishalle abgerissen werden, würde außerdem deren Gastronomiebereich verschwinden, den auch das angrenzende Freibad nutze.
Ein Gastro-Neubau für das Bad würde - konservativ berechnet, wie die Betreibergesellschaft versichert - rund 300.000 Euro kosten. Außerdem würden der Gemeinde Waldbronn vom Abriss der Eishalle bis zur erneuten Nutzung des Geländes rund 90.000 Euro an Gewerbesteuer entgehen. Diese Kosten summiert die Betreibergesellschaft und gießt sie in ihr Angebot über rund 2,6 Millionen Euro.
Bürgermeister: Zweifel an der Berechnung
Bürgermeister Christian Stalf äußerte gegenüber dem SWR Zweifel an Teilen dieser Aufstellung. Man könne nicht fiktive Abrisskosten mit dem vermeintlichen Wert der Eishalle gegenrechnen, so Stalf. Da müsse erst ein Gutachter draufschauen. Die Betreibergesellschaft entgegnet auf SWR-Nachfrage, die Abrisskosten seien keineswegs fiktiv. Man habe den Betrag basierend auf öffentlich zugänglichen Quellen berechnet, mithilfe des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern und der Interzero Circular Solutions Germany GmbH. Man sei überzeugt von der Validität des Angebots. Wichtig bleibe eine konstruktive und gesamtheitliche Lösungsfindung mit der Gemeinde und den benachbarten Unternehmen.
Verkaufsgespräche mit Firma Agilent stehen im Vordergrund
Ein Gespräch zwischen Betreibergesellschaft, Gemeindeverwaltung und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen soll es nächste Woche geben, das hat Bürgermeister Christian Stalf bestätigt. Entschieden werde da aber nichts. Man werde am Fahrplan festhalten, den der Gemeinderat beschlossen habe. Der Beschluss sieht vor, erst mit der Firma Agilent zu sprechen, die ebenfalls Interesse an dem Areal hat.
Wichtiger Arbeitgeber für die Region
Die Firma Agilent stellt Produkte für Labore her, hat einen Standort in Waldbronn und möchte expandieren. Agilent sei ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und zahle entsprechend Gewerbesteuer, so Stalf. Die Verkaufsgespräche sollen noch in diesem Jahr beginnen. Wenn dann ein konkreter Vorschlag auf dem Tisch liege, könne man über das Angebot der Betreibergesellschaft des Eistreffs nachdenken.
Entscheidung im September nächsten Jahres
Stand jetzt entscheidet der Gemeinderat Waldbronn im September 2024, ob der Vertrag zum Betrieb der Eishalle verlängert wird. Der Vertrag läuft bis September 2025.