Der Aufsichtsrat des KIT hatte Jan S. Hesthaven im Januar zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten Holger Hanselka gewählt, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft wurde. Hesthaven war bislang Vizepräsident einer technischen Hochschule in Lausanne in der Schweiz.
Nun steht der Däne an der Spitze einer Forschungsuniversität mit rund 25.000 Studierenden und 9.000 Mitarbeitern. Sein erklärtes Ziel ist es, das KIT im weltweiten Wettbewerb der Hochschulen zu stärken. Im Interview mit SWR-Reporter Daniel Günther spricht Jan S. Hesthaven über seine künftige Arbeit und Ziele.
Auszüge des Audio-Interviews mit dem neuen Präsidenten des KIT Jan S. Hesthaven:
SWR Aktuell: Haben Sie denn Ihre neue Heimat schon kennenlernen können?
Ich habe Karlsruhe und die Umgebung in den letzten sechs Monaten mehrmals besucht, aber oft mit ganz wenig Zeit. Aber meine Frau ist aus Freiburg. Und daher habe ich natürlich Baden-Württemberg und auch den Schwarzwald schon oft besucht und es immer genossen.
SWR Aktuell: Sie waren an renommierten internationalen Forschungseinrichtungen tätig. Was reizt Sie an der Aufgabe in Karlsruhe?
Also ich muss sagen, die Kombination einer Universität mit dem Großforschungszentrum ist etwas Besonderes. Sie bietet die Möglichkeit, neue Lösungen von der Grundlagenforschung im Labor bis zur Anwendung zu entwickeln. Es gibt wenige Institutionen und Universitäten weltweit, die das haben. Ich bin fest überzeugt, dass der Wert und die Qualität der Forschung und Innovation am KIT unterschätzt werden. Wir müssen daran arbeiten, das zu ändern. Für mich ist das KIT wie ein Rohdiamant. Wir müssen ihn zum Strahlen bringen.
SWR Aktuell: Sie wollen das KIT international mehr etablieren. Gibt es da so eine falsche deutsche Bescheidenheit, was die Leistung des KIT betrifft?
Das ist die eine Sache. Die andere ist: Das KIT müsste sich ein bisschen ändern. Wir müssen nach innen und außen international sein. Nach innen bedeutet, dass wir uns zu einer Institution entwickeln, die zweisprachig arbeitet, um unsere internationalen Kollegen einzubeziehen. Wir müssen auch die Unterrichtssprache ändern, damit die meisten Kurse auf der Master-Ebene auf Englisch unterrichtet werden. Extern müssen wir sicherstellen, dass wir international erkennbar sind, wenn es um Karrieremöglichkeiten geht. Das KIT kann es sich nicht leisten, Talente wegen der Sprache zu verlieren.
SWR Aktuell: Viele Ihrer Kollegen bemängeln, dass die Grundlagenforschung in Deutschland vom Staat nicht genügend unterstützt wird. Ist das auch ein Grund, dass wir in vielen Dingen international hinterherhinken?
Das glaube ich nicht. Die Grundlagenforschung in Deutschland ist eigentlich sehr stark, auch in der Helmholtz-Gemeinschaft. Wo es vielleicht ein bisschen hängt, ist zwischen der Grundlagenforschung und der angewendeten Forschung. Da braucht man eigentlich die Brücke. Und da ist das KIT etwas Besonderes, weil wir haben das. Aber natürlich sagt man in jedem Land, das ich kenne, es gibt nicht genug Geld für die Grundlagenforschung.
SWR Aktuell: Ihre Arbeit am KIT beginnt jetzt. Sind da neben Vorfreude auch Respekt und die Nervosität dabei?
Ja, natürlich. Ich habe viel Respekt. Ich komme von draußen, ich bin kein Deutscher. Ich habe nie in Deutschland gelebt. Aber ich bin auch überzeugt, dass ich weiß, was ich wissen muss. Und was ich nicht weiß, das kann ich lernen. Da bin ich ganz sicher.