Die neu gewählte Oberbürgermeisterin von Rastatt, Monika Müller (SPD), will Politik in der Stadt nahbarer und politische Entscheidungen transparenter machen. Das sagte die 49-Jährige am Tag nach der Wahl im Gespräch mit dem SWR. Die SPD-Politikerin, die zur Zeit noch Sozialdezernentin in Wolfsburg ist, setzte sich am Sonntag in der Stichwahl knapp mit 50,3 Prozent der Stimmen gegen den parteilosen Michael Gaska durch.
SWR Aktuell: Frau Müller, sie haben die Stichwahl am Sonntag gewonnen. Jetzt ist ein bisschen Zeit vergangen. Wie fühlt sich der Sieg an, am Tag danach?
Am Tag danach ist bei mir vor allem Erleichterung zu verspüren. Und ich freue mich natürlich, dass ich die Mehrheit gewonnen habe. Aber es war ein sehr knapper Lauf zwischen dem Mitbewerber und mir und ich bin jetzt einfach sehr erleichtert und freue mich.
SWR Aktuell: Es war sehr knapp. Ich glaube 70 und ein paar Stimmen mehr am Ende. Dann überlegt man sich natürlich, woran es lag. Was glauben Sie? Was hat den Ausschlag gegeben? Glück war es ja nicht...
Glück gehört natürlich auch immer ein Stück weit dazu. Ich glaube, den Ausschlag für mich hat gegeben, dass ich berufliche Erfahrung mitbringe. Einfach aus Rathäusern, und dass ich ja auch eine gewisse Lebenserfahrung mitbringe, und schon in anderen Städten gelebt habe, also sowohl Berlin als auch in kleineren Städten. Ich glaube, es ist die Kombination, die vielen gefallen hat. Und ich kenne Rastatt aus meiner Schulzeit auch ein bisschen. Ich glaube, es war nicht unwichtig, die Themen ein Stück weit schon vorab zu kennen.
SWR Aktuell: Rastatt ist jetzt ihre Stadt als Oberbürgermeisterin. Welche Reaktionen aus der Stadt haben Sie denn bekommen? Welche sind auch am eindrucksvollsten?
Mir haben ganz viele unterschiedliche Menschen gratuliert. Besonders schön fand ich das von jemandem, der zu Hause bleiben musste, krankheitsbedingt, und mir dann ein Video geschickt hat. Es ist wirklich sehr ergreifend sowas. Und natürlich gab es auch ganz viele Menschen, die mich unterstützt haben und dann in Tränen ausgebrochen sind. Dann weiß man auch: der Einsatz hat sich gelohnt.
SWR Aktuell: Sie haben also Menschen erreicht im Wahlkampf. Vielleicht auch Menschen, die sonst nicht wählen gehen?
Ich fürchte, Menschen, die sonst nicht wählen gehen, habe ich nicht ausreichend erreicht. Die Wahlbeteiligung war einfach doch recht gering, mit gut 35 Prozent. Aber ich glaube, ich habe auch Menschen erreichen können, die sich mit jemandem mit einem Parteibuch schwer getan haben. Vor allem, weil ich SPD-Mitglied bin. Im Wahlkampf war das Thema Politikverdrossenheit sehr dominant, und vor allem Parteienverdrossenheit. Da hoffe ich, dass ich ein Stück weit zeigen konnte, dass auch jemand, der Parteimitglied ist, auf der kommunalen Ebene mit allen gut zusammenarbeiten kann.
SWR Aktuell: Am 17. Dezember fangen Sie an. Was tun Sie bis dahin?
Bis dahin habe ich viel zu erledigen. Zum einen arbeite ich weiterhin in Wolfsburg als Dezernentin. Und dann muss ich endlich einen Umzug organisieren und für meine Kinder Schulen suchen.
SWR Aktuell: Und dann am 17. Dezember oder in dem Moment, wenn sie anfangen: Was wird das Erste sein, was sie tun? Was nehmen Sie sich vor?
Das Erste, was ich tun möchte, ist tatsächlich die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus kennenzulernen und mich vorzustellen, Kontakte knüpfen und dann natürlich möglichst frühzeitig in die Stadtgesellschaft zu gehen. Also mit Bürgersprechstunden, die ich eben nicht nur im Rathaus abhalten möchte, sondern auch in den Ortsteilen vor Ort. Ich möchte auch mal in einen Jugendtreff gehen und dort Sprechstunden anbieten. Das sind die ersten Themen, die ich angehen möchte. Bürgernähe zeigen, aber vor allem auch das Rathaus selbst kennenlernen.
SWR Aktuell: Sie haben im Wahlkampf dargestellt, was sie vorhaben. Jetzt wird es ganz konkret. Sie haben jetzt erstmal acht Jahre Zeit. Sagen wir Mitte oder Ende dieser acht Jahre - wie soll Rastatt sein bis dahin? Wie soll sich Rastatt auch verändern?
Ich erhoffe mir, dass ich in Rastatt dahingehend etwas bewirken kann, dass der Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft spürbarer wird. Dass sich Menschen nicht abgehängt fühlen, denn das war der Eindruck, den ich gewonnen habe. Und dass die Transparenz der Entscheidungen aus dem Rathaus zunimmt. Dass Menschen nachvollziehen können, was dort passiert und warum es passiert. Das ist mir wichtig.
Und ich will Politik auch ein Stück weit nahbarer machen, das wäre mir sehr wichtig. Gut wäre es, wenn spätestens Mitte bis Ende der Amtsperiode das Kombibad eröffnet werden kann. Und wenn das Klinikum Mittelbaden dann zumindest erkennbar steht. Es vielleicht noch nicht eröffnet ist, es aber schon mit Leben erfüllt wäre.
SWR Aktuell: Jetzt steht also fest, dass sie den Job machen, die Aufgabe bekommen haben von den Bürgerinnen und Bürgern. Wie sehr freuen Sie sich darauf?
Ich freue mich total darauf, weil ich es eine großartige Aufgabe finde, eine Stadt als Ganzes zu gestalten. Ich hatte jetzt immer nur Einzelbereiche in einer Stadt zu verantworten und freue mich unglaublich darauf, einfach das Ganze wahrnehmen zu können. Das ist ja eine tolle Aufgabe.