Mehr Übertragungen in Frankreich

Tigermücke: Gefahr durch Tropenkrankheiten wächst am Oberrhein

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Autor/in
Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold

Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Schnakenbekämpfung (KABS) warnt vor einem erhöhten Risiko von Tropenkrankheiten in der Rheinebene. In Frankreich wurden schon mehrfach lokale Übertragungen nachgewiesen.

Bislang hielten Experten eine lokale Übertragung beispielsweise von Dengue- oder Chikungunya-Viren in Deutschland für so gut wie ausgeschlossen. Durch die massenhafte Verbreitung der Tigermücke als Überträgerin der Viren sei die Gefahr allerdings real geworden, sagt der Tigermückenexperte der KABS, Artur Jöst. Er verweist auf über 60 Fälle im Nachbarland Frankreich, in denen sich Menschen dort vor Ort mit Tropenkrankheiten infiziert hatten.

"In der warmen Jahreszeit, vor allem in heißen Sommern, können wir vereinzelte, lokale Übertragungen nicht mehr ausschließen."

Diese Einschätzung wird auch von Experten des Landesgesundheitsamtes geteilt. Die Gefahr sei inzwischen real, aber noch gering, erklärte die Epidemiologin Maylin Meincke auf SWR Nachfrage. Die Ansteckungsgefahr werde sich mit weiter wachsenden Tigermückenpopulationen in den kommenden Jahren aber nochmals erhöhen.

Gefahr einer Ansteckung mit Tropenkrankheiten ist real

Problematisch seien solche Fälle, in denen Reisende die Erreger von Tropenkrankheiten aus dem Urlaub mitbringen, so Jöst. Wenn solche Virenträger in Deutschland von einer Tigermücke gestochen werden, kann sich auf diesem Weg eine Tropenkrankheit lokal weiter verbreiten.

Die KABS kennt mittlerweile 15 Tigermückenvorkommen in ihren Mitgliedskommunen. Am gesamten Oberrhein seien es sogar bis zu 35 solcher Hotspots, schätzt Artur Jöst. Ein Teil werde nicht bekämpft. Das berge die Gefahr, dass sich an solchen Orten große Populationen aufbauen. Damit würden Übertragungen von Tropenkrankheiten wahrscheinlicher.

In Frankreich über 60 Fälle im vergangenen Jahr

Maylion Meincke und Artur Jöst halten auch eine Ausbreitung über das Elsass nach Deutschland für möglich und wahrscheinlich. Allerdings beschränkten sich die lokal übertragenen Ansteckungen bisher auf Regionen in Südfrankreich. Aus dem Elsass sei bislang noch keine sogenannte autochtone Übertragung von Tropenkrankheiten berichtet worden. Jöst hält es aber nur für eine Frage der Zeit, bis solche Fälle auch im Elsass bekannt werden.

Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr von Tropenkrankheiten

Entscheidend für die Verbreitung von Tropenviren in Mitteleuropa seien die dort herrschenden Temperaturen. Nach Einschätzung der Experten ist eine Übertragung nur im Sommer möglich. Denn die Viren brauchen bestimmte Mindesttemperaturen, um sich in der Mücke zu vermehren. Durch den Klimawandel werde es in der ohnehin schon wärmsten Region Deutschlands, dem Rheingraben, noch wärmer. Damit steige hier das Risiko weiter.

Vorsicht in Tigermückenregionen

Die Epidemiologin Maylin Meincke hält es deshalb für wichtig, dass Menschen in Tigermückenregionen aufmerksam mit dem Thema umgehen. Vor allem Menschen, die aus tropischen Ländern zurückkehren, sollten Sicherheitsvorkehrungen treffen und sich etwa regelmäßig mit Schnakenmitteln einreiben, um die Gefahr einer Verbreitung zu minimieren. Darüber hinaus sollten Ärzte in Regionen mit Tigermückenvorkommen sehr genau auf Krankheitsbilder von Tropenkrankheiten achten und ihre Patienten aufklären.

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