Für Sybille gehört das traditionelle Schnurren in Gaggenau Hörden zu Fastnacht dazu. Ebenso für ihre Freundinnen, die auch alle Sybille heißen, zumindest für einen Abend. Um nicht sofort erkannt zu werden, tragen sie nicht nur den gleichen Namen, sondern verkleiden sich auch: Ganz in schwarz, mit Maske und Schleier, dazu bunte Federboas. Schwarze Hüte und Handschuhe runden das Kostüm der sogenannten Schlempen ab.
Woher der Begriff kommt, weiß man nicht genau. Nur mit Schlampe hat er nichts zu tun.
So gehen die Freundinnen seit Jahren zum Schnurren. Einer Art flirten, bei dem die Freundinnen mit einem Augenzwinkern auf Männer zugehen, um sie "wuschig zu machen", wie es eine der Freundinnen formuliert.
Ein beliebter Ort dafür ist das Gasthaus "Zum Flößer". Sybille und ihre Freundinnen setzen sich zu den Männern, trinken gemeinsam was, streicheln den Männern über den Kopf.
Es ist eines der wenigen Gasthäuser, die noch übrig sind in Gaggenau Hörden. Früher waren Gasthäuser, die Frauen und Männer zum Schnurren besucht haben, brechend voll. Und es reihte sich eine Kneipe an die andere in Gaggenau Hörden. Heute gibt es nur noch zwei. Das Kneipensterben ist also ein Grund für die selten gewordene Tradition des Schnurrens.
Schnurren an Fastnacht soll bewahrt werden
Seit 1950 wird in Hörden geschnurrt, sagt Bernd Kappler von der Narrenzunft Schmalzloch Hörden. Für viele ist der Brauch mittlerweile aber nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem findet Kappler: "Dem Schnurren müsste viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden."
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Die nächste Generation in Gaggenau steht schon bereit
An insgesamt vier Donnerstagen wird in Gaggenau Hörden geschnurrt. Der letzte Termin ist am Schmutzigen Donnerstag. Treffpunkt sind nicht mehr nur die übrig gebliebenen Gasthäuser, sondern jetzt vor allem die Flößerhalle in Gaggenau. Hier schnurren auch junge Schlempen, um die Tradition aufrecht zu erhalten und moderner gekleidet sind. Auch in der Halle wird gefeiert, die ein oder andere Schlempe fordert einen Mann zum Tanz auf.
Die nächste Generation steht also schon in den Startlöchern, um die Tradition des Schnurrens doch noch weiterzuführen.