Boris B. hatte Lust auf ein krosses T-Bone Steak auf einem echt heißen Grill. Um die Grillsaison im eigenen Garten eröffnen zu können, fehlte ihm nur noch das passende Gerät. Beim Stöbern im Internet stößt der Karlsruher auf einen Shop für Gartengeräte.
"Leins-Birkenfeld.de" sieht aus wie ein seriöser Online-Shop, professionell aufgemacht, mit Hunderten von Artikeln in verschiedenen Kategorien - von der Astschere für 14 Euro bis zum Häcksler für mehr als 2.700 Euro. Dort entdeckt Boris B. einen hochwertigen Markengrill für nur 370 Euro, der Normalpreis läge bei 650 Euro. Ein echtes Schnäppchen, freut er sich.
Im Impressum erfährt er, dass das Unternehmen gleich um die Ecke sei. Er könnte doch dort vorbeifahren und das Gerät direkt vor Ort kaufen, so sein Plan. Boris B. wählt die angegebene Telefonnummer, keine Verbindung. Der Grill-Fan wird stutzig, gibt bei Google Maps die Adresse ein und landet bei einer Autowerkstatt. Bei einem Anruf dort bestätigt sich dann sein Verdacht: Die Firma "Leins-Birkenfeld" existiert überhaupt nicht - weder an dieser noch an einer anderen Adresse.
Immerhin: Boris B. hat nichts online bestellt. Einen Grill hätte er nie bekommen und sein Geld nie wieder gesehen.
Polizei Pforzheim: An die Betrüger ist kaum heranzukommen
Der Fake-Shop "Leins-Birkenfeld" sei nur eines von vielen Beispielen für eine gängige Betrugsmasche, die die Polizei schon seit Jahren beschäftige, teilt das Polizeipräsidium in Pforzheim mit. In diesem konkreten Fall lägen landesweit bereits 20 Anzeigen vor, so eine Sprecherin. Die Betroffenen waren alle auf vermeintliche Schnäppchen hereingefallen, bezahlten zum Teil hohe dreistellige Beträge - für nichts.
An die Betrüger heranzukommen ist laut Polizei äußerst schwierig, zumal diese meist aus Nicht-EU-Ländern agierten. Und selbst wenn es gelänge, eine Seite zu sperren, seien die Täter kurz darauf mit neuer Seite und neuer Internetadresse aktiv.
Fake-Shops: Täter agieren online beim Betrug immer professioneller
Auch die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt schon seit Jahren vor betrügerischen Online-Shops. Von ihnen gebe es zwei Arten, teilt Verbraucherschützer Oliver Buttler mit: Shops, die tatsächlich Ware verkaufen, aber statt teurer Markenware nur Schrott liefern. Und eben Shops, die komplett erfunden sind und überhaupt nichts liefern, wie im Fall von "Leins-Birkenfeld".
Von seriösen Online-Shops seien betrügerische Seiten heute äußerlich nicht mehr zu unterscheiden. Manche agierten sogar mit Kundencentern und Hotlines, um ihre Opfer bei Beschwerden noch möglichst lange hinzuhalten, bevor diese den Betrug wittern. So würde es immer schwieriger, Geldflüsse zurückzuverfolgen.
Fälschungen werden immer besser 4 Tipps, wie du Fake Shops erkennst
Fake Shops sind auf den ersten Blick schwer von seriösen Online-Verkaufsplattformen zu unterscheiden. So erkennst du trotzdem die unseriösen Anbieter.
Dringender Rat: Vor Bestellung im Online-Shop informieren
Oliver Buttler kennt Fälle, in denen die Betrüger die Seiten seriöser Anbieter sogar komplett kopiert hätten. Der Betrug sei nur noch an kleinen Abweichungen in der Internet-Adresse erkennbar gewesen. Buttler rät Verbrauchern daher, sich vor einer Bestellung über den Online-Shop im Netz kundig zu machen. So ließe sich mit Google Maps schnell herausfinden, ob das Unternehmen unter der im Impressum angegebenen Adresse tatsächlich existiere.
Fake-Shops tauschen Adressen untereinander aus
Eine weitere wichtige Frage: Stimmt die Adresse auch mit den Inhalten überein? Betrüger würden oft massenweise Adressen einkaufen, die sie nach Belieben und in kurzen Abständen austauschten. Auch die Handelsregister-Nummer sei in der Regel erfunden oder geklaut. Im Fall des vermeintlichen Shops in Birkenfeld verweist die Nummer auf einen nicht mehr existenten Oldtimer-Verleih in Bayern.
Verbraucherschützer Oliver Buttler hat im SWR Tipps gegen Online-Betrug gegeben:
Die Verbraucherzentrale rät außerdem grundsätzlich dazu, bei auffällig günstigen Preisen misstrauisch zu sein. Stutzig sollte man spätestens dann werden, wenn ausschließlich Sofortbezahlung, beziehungsweise Vorkasse möglich ist. Dann heiße es: "Finger weg!"
Ist jemand auf einen Betrüger reingefallen, gelte es, schnell zu reagieren, so Verbraucherschützer Buttler. Ist die Bestellung noch nicht lange her, könnten Banken die Zahlung häufig noch stoppen. Auch zur sofortigen Anzeige bei der Polizei rät Buttler. Manchmal sei es schon gelungen, Konten einzufrieren, sodass Geschädigte ihr Geld zurück bekommen haben.
Mit hilfreichen Tools Online-Shops prüfen
Die Verbraucherzentralen haben einen Fakeshop-Finder eingerichtet, mit dem jeder überprüfen kann, ob ein Shop bereits als betrügerisch gelistet ist. Auch vor dem nicht-existenten Shop mit Birkenfelder Adresse wird dort mit einer roten Ampel gewarnt.
Ebenso hilfreich ist die Seite "Wie erkenne ich Fake-Shops". Wer selbst auf eine betrügerische Seite gestoßen ist, kann diese hier melden. Weitere Tipps zum Schutz vor Betrügereien im Internet bietet auch die Polizei auf ihrer Service-Seite Polizei-Beratung.de.