Fast geräuschlos fahren die Bahnen von den unterirdischen Gleisen am Karlsruher Europaplatz los. Viele Berufspendler und Schüler stehen in den Morgenstunden an den hellen Haltestellen, drehen sich in den bunten Lichtkegeln und warten auf ihre nächste Bahn. Was jetzt normaler Alltag ist, war vor einem Jahr für die Fahrgäste noch ganz neu.
Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) betonen, dass durch den Tunnel vor allem äußere Einflüsse, wie Falschparker, Veranstaltungen oder ein hohes Verkehrsaufkommen in der Kaiserstraße weggefallen und die Fahrgäste von den kürzeren Fahrzeiten profitierten.
Stadt und Verkehrsbetriebe ziehen positive Zwischenbilanz
Insgesamt ziehen VBK und die Stadt Karlsruhe eine positive Bilanz nach einem Jahr Stadttunnel unter der Innenstadt. Bis auf temporäre Störungen habe der Tunnel vor allem die Pünktlichkeit der Bahnen innerhalb der Stadt deutlich verbessert.
Auch in den sozialen Medien kommt der U-Bahn-Tunnel der Kombilösung gut an. Seit der Eröffnung findet man dort viele Bilder aus den hellen Haltestellen oder Selfies mit den bunten Lichtkegeln an den Gleisen.
Die helle Gestaltung der Haltestellen und die Sauberkeit wird auch von einigen Fahrgäste immer wieder hervorgehoben.
Probleme werden nach und nach beseitigt
Fehlalarme, Signalstörungen, evakuierte Haltestellen - besonders in den ersten Wochen verlief der Start im Straßenbahntunnel nicht ganz reibungslos. Kritik kam unter anderem vom Fahrgastverband. Bei der Vielzahl an Technik, die verbaut ist, seien die Vorkommnisse absolut im Rahmen, so der technische Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK), Christian Höglmeier. Der Tunnel verfüge allein über 220 Technikräume, 13 elektrische Weichen, 60 Signalanlagen, 58 Fahrtreppen, 22 Aufzüge und etwa 850 Brandmeldeanlagen.
Auch die Fahrstühle, die im Sommer aufgrund der wochenlangen Hitzeperiode gestreikt hatten, werden in den nächsten Wochen nachgerüstet, sodass diese Problematik im kommenden Sommer kein Thema mehr sein dürfte, so Höglmeier. Das kritisierte Blindenleitsystem und fehlende Sitzmöglichkeiten befänden sich in einer internen Prüfung. Fest steht: Alle Haltestellen sollen mit einem Lautsprechersystem nachgerüstet werden, damit Fahrgäste wie in den Bahnen auch, per Ansage mit Informationen versorgt werden können.
Umgestaltung der Innenstadt nächste große Herausforderung
In den kommenden Jahren wird die Umgestaltung der Kaiserstraße, dort wo vor einem Jahr noch die Bahnen durchfuhren, ein großes Thema werden. Die Stadtverwaltung hofft, dass auch seitens des Einzelhandels wieder mehr investiert wird, wenn man erkennt, dass die Fußgängerzone an Attraktivität gewinnt. Aktuell sorgt die geplante Fällung der Platanen für Gesprächsstoff.
Gemeinderat entscheidet am 20. Dezember Platanen in der Karlsruher Kaiserstraße werden wohl fallen
Im Karlsruher Streit um die geplante Fällung der Platanen in der Kaiserstraße wird es keine weitere öffentliche Anhörung geben. Das entschied der Hauptausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend.
Im April 2023 soll es losgehen mit einem ersten Abschnitt der Umgestaltung, so Oberbürgermeister Mentrup. Dann ist wieder etwas Geduld gefragt, bis die Fußgängerzone in der Kaiserstraße wirklich zum entspannten Schlendern und Flanieren einlädt.