Cornelia Schönleber hat alle Hände voll zu tun. Seit 6 Uhr steht sie in dem kleinen Dorfladen in Pforzheim-Hohenwart, sortiert neue Ware ein, bereitet Tüten für Brötchenbestellungen vor und hat trotzdem immer wieder ein herzliches Lächeln für die Kunden parat. Die sprechen Conni, wie sie von ihren Kolleginnen nur genannt wird, oft mit Vornamen an. Man kennt sich hier.
Dorfladen in Hohenwart ist letzter Laden im Dorf
Seit September 2021 hat der Dorfladen in Hohenwart geöffnet. Davor hatten nach und nach die letzten Geschäfte in dem knapp 1.800-Einwohner-Ort, einem Höhenstadtteil von Pforzheim, zugemacht. Auch Cornelia Schönleber hatte früher in einer Bäckerei-Filiale in Hohenwart gearbeitet. Jetzt arbeitet sie eben 20 Stunden pro Woche in Teilzeit in dem Dorfladen - weil sie die Idee dahinter gut findet. Und nicht nur sie: Der Bundesverband der Bürger- und Dorfläden zeichnet den Laden am Montag als "Dorfladen mit Herz" aus.
Laden setzt auf regionale Produkte
Gemüse aus Friolzheim, Käse von einem Hof in Unterreichenbach, Schokolade aus der Manufaktur in Bad Liebenzell - die Produkte stammen zum großen Teil aus Pforzheim, dem Enzkreis und dem Kreis Calw, vieles davon in Bio-Qualität. Kaum hat Cornelia Schönleber an diesem Vormittag einen Kunden bedient, öffnet sich schon wieder die Tür. Mal ist es ein älterer Herr, der Lotto spielen will, mal eine jüngere Frau, die auf dem Weg zum Bus noch ein belegtes Brötchen mitnimmt. Eine andere Kundin bestellt einen Tortenboden für den nächsten Tag.
Hinter dem Projekt steht der Verein "Unser Lädle Hohenwart". Inzwischen gehören diesem rund 240 Mitglieder an. Sie unterstützen den Laden auch finanziell mit ihrem Jahresbeitrag. Die Idee: Menschen im Ort eine Möglichkeit zu bieten, fußläufig ihre Einkäufe zu tätigen. Und damit auch noch einen Treffpunkt zum Austausch zu schaffen. In einer Ecke steht ein kleiner Tisch mit Stühlen zum Kaffee trinken. Wenn es wärmer wird, setzen sich Kunden auch draußen vor das Geschäft.
Verein und Ehrenamtliche stützen den Dorfladen
Ein ehrenamtliches Team um Katja Weber investiert hunderte Arbeitsstunden, damit das alles funktioniert. "Wir bieten auch immer wieder Aktionen wie eine Fackelwanderung, Ostereier sammeln oder einen Kuchenverkauf an", sagt Weber, die beruflich als Projektleiterin bei einem Autohersteller arbeitet. Nur Illusionen macht sich Katja Weber keine: "Eine Privatperson könnte so einen Laden nicht führen, wenn sie davon leben müsste." Nur durch den Verein und seine ehrenamtlichen Mitglieder könne man so ein Angebot aufrecht erhalten.
Im Laden arbeitet man mit mehreren Mitarbeitern, die in Teilzeit oder auf 400-Euro-Basis angestellt sind. Auf Bestellung liefert das Team die Ware auch einmal pro Woche zu Kunden im Umkreis von sechs Kilometern nach Hause. Das Konzept scheint gut anzukommen: Für viele ist der Dorfladen nicht mehr aus Hohenwart wegzudenken. "Gott sei Dank gibt es den", sagt ein Rentner noch, bevor er den Laden wieder verlässt.