Mal schnell in den Laden um die Ecke, weil für das Mittagessen noch etwas fehlt, vor allem in kleineren Gemeinden ist das schon lange nicht mehr möglich. Der Discounter auf der grünen Wiese hat vielerorts auch den letzten Lebensmittelladen verdrängt. Das ist besonders für ältere Menschen ein großes Problem.
Vor fünf Jahren haben einige engagierte Bürger um den Mühlacker Gemeinderat Wolfgang Schreiber eine Genossenschaft gegründet. Diese richtete in dem Teilort Mühlhausen in einer ehemaligen Schreinerei einen Dorfladen ein, den die Mitglieder selbst ehrenamtlich betreiben.
SWR-Reporter Peter Lauber hat den Dorfladen in Mühlhausen besucht:
In den Weihnachtsferien viel Betrieb im Dorfladen
Auch in den Weihnachtsferien herrscht in dem kleinen Laden viel Betrieb. Mittwochs wird immer ein Frühstück angeboten, das viele Kunden gerne in Anspruch nehmen. Unter ihnen ist Astrid Schwitter, die Obst, Eier und Wurst im Einkaufskorb hat. Sie schaue regelmäßig im Dorfladen vorbei, erzählt sie. Nicht nur zum Einkaufen. Montags komme sie auch zum Kaffeetrinken und bringe dafür auch schon mal einen selbst gebackenen Kuchen mit.
Vor 20 Jahren schloss letztes Lebensmittelgeschäft in Mühlhausen
Heinz Weiß ist einer von 25 Ehrenamtlichen, die den Laden am Laufen halten. Er kann sich noch an Zeiten erinnern, wo es im gerade mal 1.000 Einwohner zählenden Örtchen Mühlhausen noch vier Lebensmittelgeschäfte, fünf Gaststätten, dazu Bäckereien und eine Postfiliale gab. "Alles weg", bedauert er. Etwa 20 Jahre ist es her, als das letzte Lebensmittelgeschäft im Dorf dichtmachte. Daher war bei vielen die Freude groß, als vor fünf Jahren der Bürgerladen aufmachte.
Sonja Busch war von Anfang an mit dabei. Die Rentnerin hat mitgeholfen, den "Bürgertreff Alte Schreinerei", wie der Laden offiziell heißt, aufzubauen. Tatsächlich hat sich das Bürgerprojekt längst zum sozialen Mittelpunkt des Ortes mit vielfältigen Angeboten entwickelt. Mal wird Skat gespielt, mal zum Weißwurst-Frühstück eingeladen oder zu einem abendlichen Vesper. Auch die Landfrauen treffen sich im Bürgerladen zum Basteln, Stricken und Kaffeetrinken.
Kunden können auch Geld im Dorfladen abheben
Vor allem die älteren Dorfbewohner schätzten das Angebot, weiß Wolfgang Schreiber, einer der Initiatoren der Genossenschaft. Gerade wer nicht mehr mobil sei oder keinen Führerschein besitze, könne den Bürgerladen bequem zu Fuß erreichen und bekomme hier so ziemlich alles für den täglichen Bedarf. Vormittags kämen auch viele Mütter mit Kindern, die noch schnell etwas für das Mittagessen benötigten.
Und nach Schulschluss fielen dann die Kinder ein, um ihr Taschengeld in Süßigkeiten zu investieren. Seit einiger Zeit können die Kunden auch Geld abheben, Briefmarken kaufen und Päckchen verschicken.
Erfolgsmodell: Bürgertreff macht 80.000 Euro Umsatz pro Jahr
Der Bürgertreff hat montags bis samstags jeweils stundenweise geöffnet, mal vormittags, mal nachmittags. Rund 80.000 Euro Umsatz macht er jährlich. Am Ende bleibe immer ein kleines Plus, freut sich Schreiber. Dass das Lädchen in der Dorfmitte die ersten fünf Jahre gut überstanden hat, das liege allein daran, dass so viele Bürger so viel Herzblut in das Projekt einbrächten. Mit genügend Ehrenamtlichen an Bord, ist er überzeugt, werde der Bürgertreff auch die nächsten fünf Jahre gut überleben.