Ein mobile Holzcontainer steht momentan für das Modellprojekt im Kurpark von Bad Wildbad (Kreis Calw). Innen: Ein Coworking Space.

Kubus steht im Kurpark Bad Wildbad

Modellprojekt für Coworking startet im Landkreis Calw

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Autor/in
Ines Kunze
Ines Kunze

Das Land will künftig Orte für mobiles Arbeiten einrichten, sogenannte Coworking Spaces. Ein Modellprojekt startet jetzt mit einem Kubus, der gerade in Bad Wildbad Station macht.

Ein gemieteter Arbeitsplatz, der nichts mit dem Arbeitgeber zu tun hat - das ist ein Coworking Space, also auf Deutsch das "Nebeneinander arbeiten". Das Prinzip ist einfach: Der Raum, der Coworking Space, ist sozusagen neutral und kann von Arbeitnehmern unterschiedlicher Branchen gemietet werden, die dann zusammen arbeiten - unabhängig davon, wo ihr Unternehmen eigentlich sitzt und wer ihr Arbeitgeber ist.

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Projekt im Landkreis Calw gestartet

Im Landkreis Calw ist nun ein Projekt gestartet: Statt Homeoffice, wo nicht immer gute Arbeitsvoraussetzungen herrschen, können Arbeitnehmer Arbeitsplätze mieten - tageweise oder für einen ganzen Monat. Im Schwarzwald sollen Menschen so auch Urlaub und Arbeit verbinden können, erklärt Moritz Meidert, der Geschäftsführer der beauftragten Agentur "Kommune.Zukunft". Er hat bereits von Einzelfällen erfahren, in denen das Konzept angenommen wurde.

"In Bad Liebenzell haben wir auch schon einen Coworker aus Köln da gehabt, der zum Urlaub im Nordschwarzwald war." 

An fünf Standorten im Landkreis sollen künftig mehrere Büroplätze entstehen, die Arbeitnehmer für 150 bis 250 Euro im Monat mieten können. Darunter sind auch Orte, die durch ihre Lage bestechen, etwa der Panoramasaal in Bad Wildbad mit dem namensgebenden Panoramablick über den Kurort.

Blick von der Bergstation der Sommerbergbahn ins Tal auf den Kurort Bad Wildbad (Kreis Calw). Hier könnte bald für das Modellprojekt ein Coworking Space entstehen.
Hier könnte bald ein Coworking Space entstehen: in der Bergstation der Sommerbergbahn in Bad Wildbad.

Mit Coworking gegen den Leerstand

Die Nutzung als Coworking Space soll auch Mittel gegen den Leerstand sein, mit dem viele Kommunen zu kämpfen haben, denn die ausgewählten Orte werden aktuell kaum oder wenig genutzt.

Ob bei Menschen in ländlichen Gebieten tatsächlich Bedarf für Coworking besteht, soll das Modellprojekt zeigen. Der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Peter Hauk (CDU), hat Bedenken, ob die Bewohner nicht doch lieber mit dem Auto zum Arbeitsplatz fahren.

"Im ländlichen Raum haben wir einen Unterschied zu den Städten: Die Menschen sind bereits mobil."

Kubus auf Tour durch den Landkreis Calw

Bevor die Coworking-Räume also umgestaltet werden, soll erst mal ein Modell-Kubus zeigen, wie groß der Bedarf an den ausgewählten Orten im Landkreis ist. Der etwa 17 Quadratmeter große Holz-Container zieht aktuell von Ort zu Ort und kann dort online gemietet werden. Aktuell steht er im Kurpark in Bad Wildbad. Ob die Bad Wildbader Fans vom Coworking werden, soll sich in den nächsten Wochen zeigen.

In Karlsruhe läuft das Modell bereits gut. Gerade nach der Corona-Zeit hätten viele einen Fluchtgedanken raus aus dem Homeoffice, hin zu Orten, an denen sie sich mit anderen austauschen können, sagt Alexander Hild, der einen Coworking Space in der Karlsruher Südweststadt arbeitet.

Arbeitsplatz mit Vorteilen

Den Berufstätigen, die sich in Coworking Spaces treffen, gehe es oft um mehr als nur darum, einen Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Einer, der im Coworking viele Vorteile sieht, ist Nutzer Bertram Anderer. Das Gesamtpaket an Kaffee, Getränken und Veranstaltungen, das sein Coworking Space bietet, ist für ihn ein klarer Mehrwert.

"Es gibt Kaffee, es gibt Getränke, es gibt Veranstaltungen. Es ist einfach kurzweilig und interessant. Und ich muss den Kram, den ich hier benutze, nicht selbst wegräumen - das hilft mir enorm."

Speziell für Menschen, die nur für einzelne Tage - etwa für Geschäftstermine - in fremde Städte kommen, sollen Coworking Spaces einen flexiblen Arbeitsplatz bieten, sodass auch vor und nach den jeweiligen Terminen noch gearbeitet werden kann.

Coworking statt eigener Büroräume

Andreas Fischer arbeitet für ein Unternehmen im Raum München. Sein Unternehmen hat die eigenen Büroräume nach der Corona-Pandemie aufgegeben. Die Mitarbeitenden arbeiten nun teils im Homeoffice, teils in Coworking Spaces - vor Ort und in den verschiedenen Städten, in denen sie geschäftlich zu tun haben. Grund dafür seien neben der Flexibilität auch geringere Kosten.

"Pro Arbeitsplatz ist es wahrscheinlich schon teurer, als wenn man jetzt die reine Miete für ein Büro nehmen würde. Aber dadurch, dass bei uns die Auslastung sehr stark schwankt, rechnet es sich in der Regel schon, die flexiblere Option zu haben."

Das Unternehmen, für das er arbeitet, bucht die Arbeitsplätze tageweise - so entstehen nur Kosten, wenn der Platz auch wirklich genutzt wird. In Karlsruhe kostet ein Arbeitsplatz im Coworking Space allerdings auch ein bisschen mehr als auf dem Land: meist zwischen 30 und 40 Euro.

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