Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem ganzen Nordschwarzwald haben sich am Mittwoch im Kurhaus von Bad Wildbad eingefunden. Thema des Abends: Windkraft und Solarenergie. Unter ihnen auch zahlreiche Kommunalpolitiker. Alle interessierten sich für die Frage: Welche Flächen in meiner unmittelbaren Umgebung sind potenziell für die Erzeugung von Wind- oder Sonnenenergie vorgesehen?
Energiewende im Nordschwarzwald: Ja, aber wie?
Beim Thema erneuerbare Energien gehe es inzwischen nicht mehr um Ja oder Nein, sondern nur noch um das Wie, stellte Verbandsdirektor Sascha Klein gleich zu Beginn der Veranstaltung fest. Es gelte, ein Bundesgesetz umzusetzen, das die Regionen verpflichtet, bis 2032 zwei Prozent ihrer Flächen für Wind- und Solarenergie zu sichern.
Seit fast fünf Jahren arbeite man an der Umsetzung des Gesetzes, so Klein. Zunächst seien, auch mit Beteiligung der Kommunen, nach bestimmten Kriterien wie Natur- und Artenschutz oder Auswirkungen auf Landschaft und Lebensqualität Suchräume festgelegt worden.
Flächen für Energiewende immer weiter reduziert
In mehreren Schritten seien diese Flächen immer weiter reduziert worden, bis die "Entwurfskulisse" entstand, die am Mittwoch in Bad Wildbad vorgestellt wurde. Sie umfasst derzeit noch 3 Prozent der Verbandsfläche. Die Region Nordschwarzwald besteht aus den Landkreisen Calw, Freudenstadt und Enzkreis sowie der Stadt Pforzheim.
SWR Reporter Peter Lauber war beim Informationsabend in Bad Herrenalb dabei:
Ab sofort können Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen Einwände oder Ergänzungsvorschläge einbringen. Dazu wurde auf der Seite des Regionalverbands im Internet eine Beteiligungsplattform eingerichtet. Bis Ende kommenden Jahres muss die Region laut Gesetz zwei Prozent ihrer Fläche für Wind- und Sonnenergie gesichert haben und einen Beschluss vorlegen.
Aufbruch zwischen Schwarzwald und Rhein Der Wind hat sich für die Windkraft gedreht
Atomausstieg, Energiekrise und Klimawandel machen es möglich: Auch in der Region zwischen Calw, Rastatt und Achern sind viele neue Windkraftprojekte am Start.
Windkraft: Nur noch wenige kritische Töne
Auf der Infoveranstaltung in Bad Wildbad nutzten viele Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, mit den Fachleuten des Regionalverbands ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen und Anregungen loszuwerden. Im Wesentlichen sei es nur noch um Detailfragen gegangen, zeigt sich Sascha Klein überrascht.
Tenor: Warum gerade hier und nicht dort, warum ist diese Fläche rausgefallen oder jene dazugekommen? Anders als bei früheren Veranstaltungen seien nur noch wenige kritische Töne gegen Windkraft laut geworden.
Gerade beim einstigen Reizthema Windkraft habe sich die Stimmung gedreht, meint auch der Vorsitzende des Regionalverbands, Klaus Mack. Immer mehr Bürger seien der Ansicht, man müsse auch vor Ort etwas dafür tun, um die Energieversorgung zu sichern. Schon 2021 habe der Verband den einen Beschluss mit dem Ziel gefasst, die Region zu hundert Prozent mit regenerativer Energie zu versorgen.
Ein Ziel, das viele Besucher der Infoveranstaltung gutheißen. "Was hast du lieber: ein Atomkraftwerk oder einen Braunkohletagebau vor der Haustür – oder ein Windrad?" sei er mal von seinem Sohn gefragt worden, erzählt ein älterer Mann aus Waldachtal. Die Antwort war für ihn klar. Obwohl er von potenziellen Flächen für Windkraft fast eingekreist sei, spricht sich auch ein Besucher aus Würzbach klar für diese Art der Energieerzeugung aus. "Sonst kommt bald gar kein Strom mehr aus der Steckdose."
Solarmodule als Nachteil für Tourismus?
Dennoch blieben auch kritische Stimmen nicht aus. Dass vor ihrer Haustür gleich 15 Windkraftanlagen geplant seien, erzürnt eine Frau aus Oberreichenbach. "Ein Unding", sagt sie – obwohl sie grundsätzlich nichts gegen Windenergie habe.
Ein Hoteliers-Ehepaar aus Baiersbronn sieht gar den dortigen Tourismus bedroht, sollten all die Flächen mit Solarmodulen zugebaut werden, die derzeit dafür ausgewiesen sind. Stattdessen sollte und könnte im Nordschwarzwald die Wasserkraftgewinnung weiter ausgebaut werden, meinen beide.
Regionalplan soll ein "Feuer frei" verhindern
Bis September 2025 muss der Regionalplan Wind und Sonnenenergie vorliegen. Daran wolle man sich auch unbedingt halten, machte Verbandsdirektor Klein klar. Denn sonst bestehe die Gefahr des "Feuer frei". Dann könnte jeder Investor kommen und bauen "was er will, wo er will und so oft er will". Und genau das gelte es, auch im Sinne der Bürger, zu verhindern.