Baden-Baden ist mit rund 55.000 Einwohnern eine eher kleine Stadt in Deutschland. Was die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen betrifft, steht sie aber an der Spitze des Landes. Nirgendwo in Deutschland werden - gemessen an der Einwohnerzahl - mehr Ukrainerinnen und Ukrainer aufgenommen als in der Kurstadt. Rund 2.770 Menschen waren es bis Anfang Juli 2023, die Tendenz ist steigend.
Für Baden-Baden ist das ein Problem: Der Platz ist knapp und dementsprechend wenige Wohnungen gibt es. Die Kurstadt stößt an Kapazitätsgrenzen.
Baden-Baden: Sporthallen für Wohnzwecke sind letzte Option
Etwa zwei Drittel der Flüchtlinge, die nach Baden-Baden kommen, stammen aus der Ukraine. Bisher hat die Stadt die Situation gut gemeistert, die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist groß. Aber: Privater freier Wohnraum ist jetzt so gut wie belegt, die Prognose ist düster. Ende des Jahres könnte - wenn der Zustrom von Flüchtlingen unverändert bleibt - Wohnraum in der Kurstadt knapp werden. Es könnte dann Platz für 100 bis 200 Personen fehlen.
Bei der Stadt denkt man inzwischen darüber nach, Leichtbauten für provisorische Unterbringungen zu errichten. Die Öffnung von Sporthallen für Wohnzwecke, so Baden-Badens Sozialbürgermeister Roland Kaiser, sei aber ausdrücklich die letzte Option.
Forderung: Geflüchtete auf Kommunen besser verteilen
Sozialbürgermeister Kaiser fordert einen Lastenausgleich. Er will, dass andere Kommunen nun auch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Zum Vergleich: Pforzheim hat in etwa genau so viele ukrainische Flüchtlinge wie Baden-Baden - ist aber, was die Einwohnerzahl betrifft, etwa zweieinhalb Mal so groß wie die Kurstadt.
Karolina Pawlicka ist Wohnraumbeauftragte in Baden-Baden
Damit die Vermittlung von freiem Wohnraum zügiger klappt, hat Baden-Baden neuerdings eine Wohnraumbeauftragte. Sie heißt Karolina Pawlicka, kommt aus Polen und ist Ansprechpartnerin für die Menschen aus der Ukraine. Sie sieht sich als Brückenbauerin zwischen den Kulturen. Karolina Pawlicka hat im vergangenen Monat aber lediglich eine einzige Wohnung vermitteln können. Die Lage ist also angespannt - und wird es vorerst auch bleiben.
Je länger der Krieg in der Ukraine andauert, desto mehr Flüchtlinge werden kommen. Und: Viele der Geflüchteten wollen in Deutschland bleiben, leben und arbeiten. Das sei schon jetzt erkennbar, sagt Matthias Voigt, Leiter des Fachgebiets Sozialplanung und Integration in Baden-Baden. Eine große Herausforderung sei auch die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen. Kita-Plätze fehlen und lassen sich nicht so leicht neu schaffen. Auch können bisher nicht alle Jugendlichen an Schulen untergebracht werden. Viele ukrainische Schüler werden online unterrichtet.
Appell an Baden-Badener: freien Wohnraum bitte melden!
Eine gute Nachricht: Wenigstens um das Finanzielle muss sich die Stadt nicht sorgen. Die Bundesmittel für die Unterbringung von Flüchtlingen würden pünktlich nach Baden-Baden überwiesen, hieß es aus dem Rathaus.
Wer also noch freien Wohnraum hat - und die Stadt bei der Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge helfen möchte, kann sich jederzeit im Rathaus bei Karolina Pawlicka melden.