Flammkuchen, Pizza und Getränke gab es am Tag der offenen Tür gratis: Bei den großen und kleinen Gästen, die am Sonntag zum Toccarion ins Festspielhaus nach Baden-Baden gekommen waren, herrschte durchweg gute Laune. Laut Veranstalter, der Sigmund-Kiener-Stiftung, war die Veranstaltung mit rund 1000 Besuchern ein voller Erfolg. "Besonders erfreulich war für uns, daß so viele neue Leute da waren, die das Toccarion vorher noch nicht kannten", bilanzierte der Stiftungs-Sprecher Horst Koppelstätter den Tag der offenen Tür.
Selbst gebastelte Instrumente im Toccarion
Auch drinnen herrscht dichtes Gedränge: Mit Trichtern und Gummischläuchen bewaffnet machen sich die Kinder im Toccarion in Baden-Baden ans Werk. Aus den Einzelteilen soll ein selbst gebasteltes Blasinstrument entstehen. Mit Hilfe von Profis schrauben die Kinder ihr eigenes "Schlauchfagott" zusammen. Wer fertig ist, versucht mit rotem Kopf und wildem Gepuste einen Ton herauszubekommen. Nicht bei allen Kindern klappt das gleich, aber wem es gelingt, der reißt überrascht und stolz die Augen auf.
Kinder sollen im Toccarion Musik erleben
Die Bastelstation im Toccarion ist nur eines von vielen Beispielen, wie Kindern in der Musikerlebniswelt die Musik näher gebracht werden soll. Es gehe darum, Musik zu erleben, zu berühren und zu begreifen, so Stefan Kiener, Leiter des Toccarions. Das steckt auch schon im Namen, der eine Zusammensetzung aus den Begriffen "toccata" (ein frei gespieltes Musikstück) und "toccare" (italienisch für berühren, anfassen, begreifen) ist.
Auf der Piano-Matte spielen Kinder Klavier
Das Angebot für die Kinder reicht dabei von einer großen Piano-Matte, auf der die Kinder herumspringen können um Töne zu erzeugen, bis hin zu riesigen Versionen unterschiedlicher Instrumente. Fast alle denkbaren Instrumente stehen vor Ort zum ausprobieren bereit. Und sogar die eigene Stimme kann dank Mikrofon und Stimmverzerrer neu entdeckt werden.
Toccarion in Baden-Baden wurde teuer saniert
Rund 80.000 Besucher zählte die Kindermusikwelt Toccarion in den zehn Jahren seit Gründung im Mai 2013. Ein Erfolg, der laut Veranstalter so nicht zu erwarten gewesen sei. Finanziert und gegründet wurde das Toccarion in Baden-Baden von Sigmund Kiener und seiner gleichnamigen Stiftung. Er hatte vor zehn Jahren viel Geld in die Hand genommen und den damals heruntergekommenen und unter Denkmalschutz stehenden alten Fürstenbahnhof in Baden-Baden für rund fünf Millionen Euro saniert. Seitdem gibt es dort das Toccarion, der Betrieb kostet die Stiftung jährlich rund 500.000 Euro.
Für Kinder aus finanziell schwachen Familien ist der Eintritt frei
Mit der Finanzierung soll vor allem sichergestellt werden, dass auch Kinder aus finanziell schwachen Familien Musik erleben können. Für sie ist der Eintritt häufig frei, zudem wurden die Eintrittspreise in den letzten zehn Jahren nie erhöht. Musik mache Kinder kommunikativer, fantasievoller und selbstbewusster, so Gründer Sigmund Kiener. Das wolle man niemandem vorenthalten.
Elbphilharmonie in Hamburg hat Interesse
Die Leitung des Toccarion und der Sigmund-Kiener-Stiftung hat Vater Sigmund mittlerweile an seinen Sohn Stefan übergeben. Der führt das Herzensprojekt weiter und könne sogar expandieren. Es gebe viele Anfragen, auch an anderen Standorten ein Toccarion zu eröffnen. Auch die Elbphilharmonie in Hamburg hätte schon angeklopft. Man wolle sich aber auch in Zukunft ganz auf die Heimat in Baden-Baden konzentrieren, so Stefan Kiener.