Corona ist vorbei und die Narren können wieder ungezügelt ihren Schabernack treiben. Überall im Land erobern Hexen, Dämonen und andere wilde Gesellen wieder die Straßen und Plätze. Und damit das auch alles schön furchterregend aussieht, dafür arbeitet Uwe Thaler aus Altensteig (Landkreis Calw) das ganze Jahr. Thaler ist einer der letzten Holzbildhauermeister im Land. Und einer der ganz wenigen, der sich auf das Schnitzen von Fastnachtsmasken spezialisiert hat.
Keine Maske gleicht der anderen
Die "Larven", wie die traditionellen Holzmasken auch genannt werden, entstehen in Thalers geräumiger Werkstatt in einem Gewerbegebiet am Stadtrand. Gerade ist der 59-Jährige dabei, für die Narrenzunft "Fluchtenheuler" in Bad Liebenzell Wolfsmasken zu fertigen. Nach einem Modell aus Knetmasse formt er auf einer Kopierfräsmaschine sechs Exemplare gleichzeitig.
Ihre individuellen Züge bekommen die Masken anschließend in Handarbeit an der Werkbank. Für diese Feinarbeit hat Uwe Thaler jede Menge Spezialwerkzeug bereitliegen: Tiroler Stecheisen zum Beispiel, gekröpfte Hohleisen oder Klöpfel.
Weit über 70 Narrenzünfte hat der 59-Jährige schon mit Fasnetsmasken aller Art ausgestattet. Unter der Werkstattdecke hängen sie in Reih und Glied. Zum Teil furchteinflößende Fratzen von Hallwanger Hexentreibern, Herrenberger Rußhexen, Tiefenbronner Geisterjägern oder der Warter Daifelsbruat.
Vier Tage bis zur fertigen Maske
Drei bis vier Tage dauert es, bis aus dem unbearbeiteten Stück Holz eine fertig bemalte Maske wird. Wobei Uwe Thaler immer an mehreren Exemplaren gleichzeitig arbeitet. Doch keine gleicht der anderen. Egal ob freundlich oder angsteinflößend - ausdrucksstark sollte jede Maske sein, erläutert Thaler. Außerdem gut zu tragen und man sollte gut durch die Augenschlitze sehen können. Der Aufwand hat seinen Preis: Zwischen 350 und 400 Euro müssen ihre Träger investieren, bei Einzelanfertigungen auch deutlich mehr.
Die Kunst vom Vater gelernt
Im Dienste der Narren stand Thaler aber nicht von Anfang an. Gelernt hatte er den Beruf des Holzbildhauers im Betrieb des Vaters. Dort schnitzte er in seinen ersten Arbeitsjahren vor allem Verzierungen für Möbel und rustikal eingerichtete Räume, zum Beispiel das Gebälk im mittlerweile abgebrannten Gourmettempel Schwarzwaldstube in Baiersbronn. Doch derlei Schnitzereien kamen irgendwann aus der Mode. In den 1980er Jahren seien dann die ersten Narrenzünfte entstanden und alle wollten ihre eigenen Masken.
Beruf des Holzbildhauers vom Aussterben bedroht
Uwe Thaler fand seine Nische. Seither fertigt er die "Larven" das ganze Jahr über. Doch weil die Fasnet immer so unerwartet kommt wie Weihnachten, meint er schmunzelnd, häuften sich die Anfragen im Herbst. Und da am 6. Januar die traditionelle Maskentaufe stattfindet, muss Thaler an Weihnachten meist durcharbeiten.
Sorgen macht ihm eher der Nachwuchs. Seine Zunft sei vom Aussterben bedroht, sagt er. In Baden-Württemberg würden Holzbildhauer schon lange nicht mehr ausgebildet. Zwar dürfte er ausbilden, doch seine Lehrlinge müssten dann auf eine Holzbildhauerschule in Bayern oder Südtirol.
Um seine eigene Zukunft macht sich Uwe Thaler keine Sorgen. Seit 2014 gehört die Schwäbisch-alemannische Fasnet zum Unesco-Weltkulturerbe. Seine handgeschnitzten Masken seien wichtiger Bestandteil dieser Tradition und werden es auch in Zukunft bleiben, ist er überzeugt.