Wärmewende in Baden-Württemberg

Energie-Experte rät im SWR-Interview zur klimafreundlichen Heizung

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Betina Starzmann

Wie geht es mit Öl- und Gasheizungen in der Klimakrise weiter? Martin Pehnt ist Energieforscher aus Heidelberg. Er berät auch die Landesregierung bei Energie- und Umweltfragen.

Seit Wochen dreht sich eine Debatte um die Zukunft der Gas- und Ölheizungen in Häusern in Deutschland. Die Bundesregierung hat am Mittwoch einen Gesetzentwurf gebilligt. So sollen ab dem kommenden Jahr alle neu eingebauten Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Alle alten Heizungen müssen vorerstl nicht ausgetauscht werden.

Martin Pehnt ist Wissenschaftler am Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. Er berät auch die baden-württembergische Landesregierung bei Energie- und Umweltthemen. Im Gespräch mit SWR-Hörfunkmoderator Patrick Neelmeier bewertet er den Gesetzentwurf als Schritt in die richtige Richtung.

Herr Pehnt, sind Sie zufrieden mit dem Gesetzesentwurf?

Martin Pehnt: Im Großen und Ganzen ist das eine ganz wichtige Entscheidung gewesen. Wir haben in der Vergangenheit überwiegend fossil mit Erdgas und Heizöl geheizt. Noch im letzten Jahr wurden 600.000 Gasheizungen verkauft. Davon müssen wir weg, wenn wir die Klimaziele ernst nehmen. Da wurde mit dem Gesetzentwurf jetzt ein Hebel umgelegt in Richtung erneuerbarer Wärmeversorgung. Dabei werden auch die Eigentümerinnen und Eigentümer nicht alleine gelassen. Es wird Förderungen mit sozialen Elementen geben. Es wird Kredite geben, wenn man nicht so viel Geld auf der Bank liegen hat. Das ganze Paket ist richtig und wichtig.

Es werden derzeit viele neue Gasheizungen verkauft und eingebaut. Die laufen ja erst einmal Jahrzehnte. Ist das dann nicht zu wenig?

Pehnt: Ich bin erstmal froh, dass ein Schritt gegangen ist. Das sehen wir auch am Markt. Jetzt ist die Botschaft angekommen: Im Jahr 2045 können wir keine fossile Gasheizung betreiben. Das heißt, alle die das jetzt machen, müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass die Preise von Gas und CO2 steigen werden. Es ist ein Anfang, aber es ist auch ein wichtiges Signal.

Sie beraten auch die Landesregierung. Diese will, dass spätestens bis 2040 alle Gebäude mit klimaneutraler Wärme versorgt werden. Das sind noch 17 Jahre. So eine Heizung läuft etwa 30 Jahre. Da wird das nicht mehr viel mit diesem Ziel?

Pehnt: Das Ziel ist sehr ehrgeizig. Im Klimasachverständigenrat haben wir auch darauf hingewiesen, dass wir jetzt auch auf Landesebene weitere Unterstützung und Instrumente brauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Meine Botschaft an alle, die eine Heizung betreiben, ist, sich jetzt sehr gut zu überlegen, welche Optionen es gibt. Auch Kommunen sollten jetzt in den Ausbau von Wärmenetzen gehen. Da muss auch das Land hinterher noch was drauflegen, damit dieses um fünf Jahre früheres Ziel auch wirklich erreicht werden kann.

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Man weiß ja nicht genau, wann die alte Heizung kaputt geht und wann man eine neue braucht. Kann ich mich jetzt schon irgendwie vorbereiten?

Pehnt: Das ist sogar ganz wichtig. Viele geraten in so eine Entscheidung: am kältesten Wintertag geht dann die Heizung kaputt. Man sollte sich unbedingt mit den Möglichkeiten vor Ort beschäftigen, beispielsweise ob es ein Wärmenetz gibt. Das ist sehr empfehlenswert sich da auch als Gebäudeeigentümer vorzubereiten, zum Beispiel auch mit einem Energieberater oder einer Energieberaterin zusammen.

Es wird verschiedene finanzielle Förderungen und Unterstützungen von der Bundesregierung geben. Reichen die aus?

Pehnt: Ich glaube, es wird eine sehr gute Förderung sein. Es ist zwar noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Rede ist von 30 Prozent Grundförderung und dann Boni von bis zu 50 Prozent Förderung der Investitionskosten. Das heißt, man bekommt die Hälfte der Heizung geschenkt, wenn man die Kriterien einhält. Wenn dann auch noch der Rest über ein Kreditprogramm abgefedert werden kann, sodass man die Kosten über viele Jahre strecken kann, dann ist das ein guter Weg.

Ganz grundsätzlich: Wäre es nicht besser, wenn ein Land wie Baden-Württemberg stärker auf Nah- oder Fernwärme setzt? Dann braucht nicht mehr jeder seine eigene Heizung.

Pehnt: Ganz unbedingt. Für mich sind Wärmenetze eine sehr elegante Lösung, vor allem in Städten. Es gibt auch neue Netzkonzepte: kalte Nahwärme oder Niedertemperatur-Wärmenetze, die man auch neu bauen kann. Das ist genau der Charme, dass sich nicht jeder einzeln überlegen muss, welche Lösung er möchte, sondern man kann die erneuerbaren Energien einsammeln, die vor Ort sind.

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