Damit Unternehmen Energiekosten sparen können, fordert der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) schnelles Handeln der Politik. Wegen der Energiekrise sei es notwendig, die Temperaturen in Büros und Werkhallen zu senken. Es zähle buchstäblich jedes Grad, sagte BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Hier muss die Politik schleunigst an die Arbeitsstättenverordnung, um entsprechende Vorschriften anzupassen. Bürokratische Fesseln in sämtlichen Feldern der Energieumstellung müssen abgelegt werden", so Grenke. "Wir können uns jahrelange Plan- und Genehmigungsverfahren bei solch existenziellen Fragen des Wohlstands unseres Landes nicht leisten."
Grenke: Abertausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
Ebenso erwarteten die Betriebe Transparenz über mögliche Abschaltpläne und jedwede Anstrengung, dass der Weiterbetrieb gesichert ist. "Um weitere Rettungsschirme kommen wir im Fall der Fälle nicht herum", betonte Grenke. "Denn es gibt Grenzen, wo Unternehmen einfach nicht weiter sparen können." Abertausende von Arbeitsplätzen stünden auf dem Spiel. Es brauche beim Energiesparen eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung. Hier seien Unternehmer wie Bürger aufgerufen.
"Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Kraftanstrengung, was das Energiesparen betrifft."
Wirtschaft besorgt über Gaslieferungen aus Russland
Der russische Energiekonzern Gazprom hatte am Mittwoch mitgeteilt, keine Prognose zur Wiederinbetriebnahme der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 abgeben zu können. Diese Aussagen nehme die Wirtschaft im Land "mit tiefer Sorge zur Kenntnis", so Grenke.
EU bereitet Gas-Notfallplan vor
Am Donnerstagmorgen wurde bekannt, dass die EU-Kommission offenbar einen Notfallplan vorbereitet für den Fall möglicher Engpässe bei der Gasversorgung. Mehrere Nachrichtenagenturen berichten übereinstimmend über einen ersten Entwurf. Geplant sei unter anderem, die Maximaltemperatur in öffentlichen Gebäuden und Büros auf 19 Grad zu begrenzen. Veröffentlicht werden soll der Plan nächsten Mittwoch.
Außerdem will Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am 25. Juli bei einem "Gasgipfel" mit Kommunen, Wirtschaft und Versorgern Vorkehrungen für die drohende Energiekrise treffen.