Überraschung bei Frankreichwahl

Das Elsass wählt überwiegend Macrons Bündnis

Stand
Autor/in
Thomas Hermanns
Paula Kersten, SWR / M. Heidmann, France 3 Alsace

Was viele befürchtet hatten, ist im Elsass ausgeblieben. Der Rassemblement National kann in der Stichwahl nur einen Wahlkreis für sich entscheiden. Die meisten Stimmen kriegt Macron.

Es ist eine Wende, die nur wenige so vorher erwartet hatten. Das Regierungslager Ensemble von Präsident Emmanuel Macron schafft es im Elsass, 9 von 15 Wahlkreisen für sich zu gewinnen. Die Zweckallianz zwischen linkem und Regierungslager scheint damit aufgegangen zu sein. In der ersten Runde vor einer Woche erreichte die rechtsradikale Partei Rassemblement National (RN) in vielen elsässischen Wahlbezirken noch über 40 Prozent, deutlich mehr als im gesamten Land. In der Stichwahl reicht es nur im nördlichsten Wahlkreis zum Sieg. Das links-grüne Bündnis Nouveau Front Populaire (NFP) setzt sich wie bereits im ersten Wahlgang in den drei Straßburger Wahlkreisen durch. Die Republikaner erhalten zwei Wahlkreise.

Links-grünes Bündnis in Frankreich vorn

Das links-grüne Bündnis NFP aus Linken, Kommunisten, Sozialisten und Grünen reklamiert den Wahlsieg für sich. Im gesamten Land erhält NFP die meisten Sitze. Der Vorsitzende der französischen Linken La France insoumise, Jean-Luc Mélenchon, beschrieb das Ergebnis als eine große Erleichterung für die Mehrheit der Menschen im Land. Er forderte Premierminister Gabriel Attal zum Rücktritt auf. Den kündigte dieser noch am Wahlabend an. "Wir haben gewonnen", skandierten Unterstützer des Linksbündnisses. Linkspopulist Mélenchon ist der prominenteste Vertreter der Linken, die sich erst vor der Wahl zu einem Bündnis zusammengefunden hatten. "Die Neue Volksfront ist bereit zum Regieren", sagte Mélenchon.  Mélenchon schloss Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit Macrons Lager aus. Im Parlament droht nun ein Patt.

Der Fernsehbeitrag aus der Sendung Dreiland Aktuell vom 06.07.24:

Fünf Wahllokale für französische Wähler in Baden-Württemberg

Schon am Sonntagvormittag hatten mehrere Hundert Französinnen und Franzosen in Freiburg ihre Stimme abgegeben. Rund 30.000 Franzosen leben in Baden-Württemberg, auch sie waren zur Wahl aufgerufen. Sie konnten in einem der fünf Wahlbüros in Stuttgart, Tübingen, Karlsruhe, Offenburg und Freiburg ihre Stimme abgeben. Anders als in Deutschland war das Wählen im Vorfeld auch online möglich. Für die Franzosen in Deutschland standen bei der Stichwahl nur noch Macrons Mitte-Bündnis Ensemble und das linke Bündnis NFP zur Wahl. Denn der RN hatte im ersten Wahlgang nicht genügend Stimmen für die Stichwahl gewonnen.

Kann ein Bündnis gegen rechts Le Pens Triumph schmälern?

In zahlreichen Wahlkreisen hatten Vertreter von Macrons Lager und den Linken ihre Kandidatur zurückgezogen, um die Chancen des jeweils besser Positionierten zu erhöhen und so einen Sieg der RN-Kandidierenden abzuwenden. Das hat offensichtlich funktioniert. Eine absolute Mehrheit im Parlament des Lagers von Marine Le Pen konnte dadurch verhindert werden.

Demonstration gegen rechts in Wissembourg

In Wissembourg im Norden des Elsass hatten auch besorgte Demonstrierende alles darangesetzt, die Wahl des extrem rechten Kandidaten zu verhindern. "Es ist wichtig, gegen den Faschismus zu demonstrieren, sehr wichtig", meinte einer von ihnen. Und eine ältere Demonstrantin inmitten der bunten Fahnen sagte: "Ich bin gegen Fremdenhass und wähle gegen den Fremdenhass. Ich mag nicht, was gerade passiert, das macht mir Angst." Den Demonstranten gelang es aber nicht, die Rechtsnationalisten aufzuhalten: Mit 51,4 Prozent der Stimmen gewann der Rassemblement National ganz im Norden des Elsass die Stichwahl.

Elsass-Karte mit ausgwählten Wahlergebnissen der ersten Runde der Parlamentswahlen
Nur in den beiden größten Städten des Elsass lag der Rassemblement National beim ersten Wahlgang nicht vorne.

Experten: Viele Franzosen wählen extrem rechts aus Überzeugung

Im Unterschied zu vergangenen Wahlen stimmten Menschen jetzt nicht mehr nur aus Protest rechtsnational, sondern vielfach aus Überzeugung, meinen Experten. "Die anderen erzählen nur Lügen. Man verspricht uns alles mögliche und es passiert nichts", meinte etwa ein Wähler aus dem Elsass. Und eine Frau betonte: "Wir brauchen die Veränderung."

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