Aktivisten klebten sich fest und kletterten aufs Dach

Protestaktion auf Schlachthof in Crailsheim: 27 Aktivisten droht Anzeige

Stand

Von Autor/in Ulrike Schirmer

In Crailsheim sind am Montagmorgen Aktivisten in einen Schlachthof eingedrungen. Dort haben sie sich sowohl vor dem Firmentor als auch im Betrieb auf dem Boden festgeklebt.

Rund 80 Tierschutzaktivisten haben am Montagmorgen den Betrieb auf dem Schlachthof Vion in Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) teilweise zum Erliegen gebracht. Laut Geschäftsführer Thomas Beermann haben sich die Aktivisten auf dem Gelände festgeklebt - einige im Betrieb, andere vor der Pforte. Die Zufahrt zum Schlachthof wurde blockiert. Einigen Aktivisten droht nun eine Anzeige.

Aktivisten von "Gemeinsam gegen die Tierindustrie" auf Schlachthof Crailsheim

Ein paar Demonstranten seien sogar aufs Firmendach geklettert, berichtet Beermann dem SWR. Laut Polizei wurde den Aktivisten ein Raum für die Versammlung zugewiesen. Weil sie dieses Angebot aber mehrfach ablehnten, wurden Spezialkräfte der Polizei aus Göppingen hinzugezogen, um die Aktivisten von der Straße zu lösen. Zwei von ihnen mussten mit einem Kran von Laternenmasten heruntergeholt werden.

Außerdem war die Feuerwehr vor Ort. "Es wurde Feueralarm ausgelöst - ein tatsächlicher Brand lag jedoch nicht vor", so das Unternehmen. Die umliegenden Straßen waren unterdessen gesperrt. Laut Polizei und Stadt Crailsheim war die Demo nicht angemeldet.

Aktivisten droht Strafanzeige

27 Aktivisten müssen nun mit einer Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch rechnen. Außerdem fordert das Unternehmen Schadensersatz - der Betrieb soll eine Stunde stillgestanden haben, so Geschäftsführer Thomas Beermann.

Tierschützer legen den Betrieb in einem Schlachthof in Crailsheim lahm: Spezialkräfte der Polizei aus Göppingen sind angerückt.
Die Polizeibeamten führen die Aktivisten ab. Dabei werden sie von den anderen Aktivisten bejubelt.

Schlachthof Crailsheim: Aktivisten gegen Tönnies-Übernahme

Bei den Aktivisten handelt es sich um die Organisation "Gemeinsam gegen die Tierindustrie". Sie demonstrierten vor allem dagegen, dass der Betrieb vom Fleischproduzenten Tönnies übernommen werden soll. Sie befürchten dadurch unter anderem eine größere Marktmacht des Unternehmens und eine weitere Verschlechterung beim Tierwohl.

Spezialkräfte der Polizei führten die Aktivisten ab. Die wüssten, worauf sie sich eingelassen haben, sagte Meerle Schneider, Pressesprecherin der Organisation, dem SWR. "Wir haben die Protestform des friedlichen, ungehorsamen Protests gewählt [...] und wollen damit ein Zeichen gegen Tönnies und das System setzen", so Schneider. Die Aktion sei friedlich verlaufen, sagte die Polizei Aalen dem SWR. Um die Übernahme zu stoppen, soll die Organisation auch eine Kartellamtsbeschwerde eingereicht haben, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses.

Wir wollen, dass dem Konzern endlich der Riegel vorgeschoben wird, denn er ist verantwortlich für sehr viel Ausbeutung, Leid und Zerstörung.

Vion kritisiert Aktion der Aktivisten auf dem Schlachthof in Crailsheim

Unterdessen hat das Unternehmen Vion Stellung zur Aktion der Aktivisten bezogen. Darin heißt es: "Meinungsfreiheit und Protest sind wichtige Grundrechte. Doch sie finden ihre Grenze dort, wo Regeln missachtet und gesetzliche Grenzen überschritten werden."

Deutschlands größter Fleischproduzent Tönnies, Teil des Lebensmittelkonzerns "Premium Food Group", will Standorte des niederländischen Konkurrenten Vion übernehmen. Davon betroffen ist auch der Schlachthof in Crailsheim. Tönnies äußert sich auf SWR-Anfrage, dass sie "die in Süddeutschland vorhandene Verarbeitungsstruktur zukunftsfähig aufstellen" wollen. Zu den Tierwohlgefährdungen äußert sich Tönnies nicht.

Am Standort Crailsheim werden nach Angaben des Unternehmens Vion etwa 20.000 Schweine und 2.400 Rinder pro Woche geschlachtet. Knapp 600 Menschen sind dort beschäftigt. Mehr als 50 Prozent des produzierten Fleisches würde demnach im regionalen Lebensmitteleinzelhandel, in der Gastronomie und der Industrie vermarktet. Rund 30 Prozent würden exportiert - beispielsweise nach Korea oder Japan.

Crailsheim

Das bedeutet das Tönnies-Angebot für die Beschäftigten Fleischproduzent Tönnies übernimmt Schlachthof in Crailsheim

Am Vion-Schlachthof in Crailsheim sind über 600 Beschäftigte von der möglichen Übernahme durch Tönnies betroffen. Gewerkschafter rechnen in Zukunft mit mehr Gegenwind.

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Kommentare (7)

Bisherige Kommentare
7

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  1. Kommentar von
    Anna
    Verfasst am

    Ohje, was für Kommentare...

  2. Kommentar von
    Gerald Heinrich
    Verfasst am

    Wenn so etwas toleriert wird. Wie solche ideologischen Firmenbesetzungen dann ist der Standort Deutschland nicht mehr zu retten.

  3. Kommentar von
    Chris Du
    Verfasst am

    Hoffentlich werden se lange weggesperrt.

  4. Kommentar von
    Nevermind
    Verfasst am

    Früher hätte man gesagt, dass diese "Aktivisten" bei Wasser & Brot eingesperrt werden sollen - auch so kann man den Fleischkonsum reduzieren. ( soweit ich weiß, gibt's in JVAs aber heutzutage halbwegs ausgewogene Ernährung) Man darf den Aktivisten gratulieren - für etwas Applaus aus den eigenen Reihen verurteilt und vermutlich vorbestraft werden, aber in der Öffentlichkeit oder beim Betreiber werden solche inhaltslose und unkonstruktive Aktionen schnell wieder vergessen und nie etwas erreichen. Klassisches Eigentor und vermutlich stolz drauf ;)

  5. Kommentar von
    Dietbert
    Verfasst am

    Diese Bande denkt, sie kann sich alles erlauben, hoffentlich greift die Polizei so hart wie irgend möglich durch.

  6. Kommentar von
    Finescu
    Verfasst am

    Eine deutsche Firma übernimmt von einer niederländischen Firma einen Schlachthof in Deutschland und diese sogenannten Aktivisten sorgen sich um das Tierwohl, obwohl die Gesetzgebung in Deutschland streng und eindeutig ist! Wie allgemein von diesen Leuten zu erwarten, werden Rechte und Gesetze nicht akzeptiert um die eigenen, fragwürdigen "Ziele" durchzusetzen.

  7. Kommentar von
    Bodo Weis
    Verfasst am

    Hallo, warum berichten sie über sowas langweiliges? Es interessiert mich nicht!

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