Mit einem neuen Siegel sollen Menschen im Supermarkt auf einen Blick erkennen können, wie nachhaltig ein Lebensmittel produziert wurde. Ein Forscherteam an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn (DHBW) hat das Siegel entwickelt. Noch ist es nur ein Vorschlag an Handel und Politik.
14 Faktoren sollen in neues Nachhaltigkeitssiegel einfließen
So soll es funktionieren: Insgesamt 14 Faktoren, wie zum Beispiel Tierwohl, fließen gewichtet in das Siegel ein. "Kunden sehen aber nur das zusammengefasste Ergebnis als eine Art fünfstufigen Tacho", sagt Professorin Carolyn Hutter vom DHBW Forscherteam. Dazu gibt es noch eine "übersetzte" Angabe zum CO2-Ausstoß.
Informieren ohne erhobenen Zeigefinger
Schon heute müssten sich Menschen im Supermarkt mit einem wahren "Label-Dschungel" auseinandersetzen, kritisiert Hutter. Deshalb sei bei der möglichen Einführung eines neuen Labels eine einheitliche Umsetzung am Markt wichtig. Im Idealfall ersetze es möglichst viele andere Labels.
Ganz von selbst erklärten sich aber auch die besten Labels nicht. Deshalb empfielt das Forschertaem eine Informationskampagne für die Kunden und Schulungen für die Beschäftigten im Lebensmitteleinzelhandel. "Wichtig ist, dass all dies ohne (...) erhobenen Zeigefinger passiert", so Hutter.
Forschung mit Eye-Tracking und Feldversuchen
Fast zwei Jahre lang haben Hutter und ihr Kollege Carsten Leo Demming gemeinsam mit ihrem Team geforscht. Mit einer Brille wurden die Augenbewegungen von Probanden aufgezeichnet. Dazu kamen unterschiedliche Interviews und Feldversuche. Gefördert wurde die Studie vom Lebensmitteleinzelhändler Lidl Deutschland mit Sitz in Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn) und dem baden-württembergischen Wissenschaftsministerium.
Für die Wissenschaftler Hutter und Demming ist die Entwicklung des Siegels auch ein persönliches Anliegen. Der Agrar- und Ernährungssektor verursacht laut Umweltbundesamt einen großen Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen. "Hier können Verbraucherinnen und Verbraucher viel zu einer Ernährungswende beitragen, indem sie zum Beispiel weniger Fleisch konsumieren", sagt Carsten Leo Demming.