Die Polizei führt einen DNA-Speicheltest bei einem Mann durch (Symbolbild)

800 Männer sollen DNA-Probe abgeben

Nach Attacke auf Obdachlose in Lauda-Königshofen: Wie freiwillig ist der DNA-Test?

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Der Angriff auf eine obdachlose Frau in Lauda-Königshofen ist schon über ein Jahr her. Ein DNA-Massentest soll jetzt neue Hinweise liefern. Wie läuft das genau ab?

Die Polizei ruft rund 800 Männer in den kommenden Tagen zu einem freiwilligen DNA-Test auf. Die Polizei erhofft sich dadurch neue Hinweise auf den oder die Täter, die vor über einem Jahr eine obdachlose Frau im Lauda-Königshofener Stadtteil Unterbalbach (Main-Tauber-Kreis) brutal attackiert hatten. Denn: Es gibt nach wie vor keinen konkreten Tatverdacht, sagt Jürgen Engel vom Kriminalkommissariat Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) dem SWR.

Spuren grenzen möglichen Täterkreis ein

124 Spuren sei man bisher nachgegangen, einige davon sind DNA-Spuren auf der Kleidung des Opfers und "tatrelevanten Gegenständen". Diese Spuren weisen auf ein oder zwei Täter hin. Sie verraten außerdem, dass es sich um Männer handeln muss. Von den bisher rund 1.300 überprüften Menschen in diesem Fall werden deswegen nur die rund 800 Männer zum Test gebeten.

Mehr als das Geschlecht könne man bisher aber nicht aus den Daten herauslesen. Die Abgabe der Probe ist im ersten Schritt freiwillig - wer sich allerdings weigert, der werde überprüft, erklärt Engel. Denn sofort stelle sich die Frage, warum sich die Person weigere. Bei der Überprüfung könnten sich ganz nachvollziehbare Gründe für die Weigerung herausstellen, sagt Engel. Ist das nicht der Fall, kann ein Gericht eine Zwangsabgabe verordnen.

Jeder, der freiwillig an der Maßnahme teilnimmt, kann dazu beitragen, der Tataufklärung näherzukommen.

Tests dienen nur dem aktuellen Fall

Ganz wichtig ist: Die abgegebene Probe wird nur mit den Spuren im aktuellen Fall verglichen, nicht mit einer weiteren Datenbank oder ähnlichem. Es kann also niemand wegen eines ganz anderen Falles belangt werden, betont Engel. Sobald sich herausstellt, dass es keine Übereinstimmung gibt, wird die Probe vernichtet. Das ist gesetzlich so vorgegeben.

Die Auswertung wird etwas dauern, Engel hofft auf ein Ergebnis bis Ende des Jahres. Das hängt ganz von der Auslastung des zuständigen Labors ab. Zwischen 15.000 und 20.000 Euro wird die Maßnahme kosten. Und wenn nichts dabei herauskommt? Dann gibt es Überlegungen, den Zielkreis zu erweitern.

Obdachlose wurde im Juli 2023 brutal verprügelt

Seit über einem Jahr beschäftigt sich die Polizei intensiv mit dem Fall. Ende Juli vergangenen Jahres war die damals 61-jährige Frau mit lebensgefährlichen Verletzungen am Sportplatz in Unterbalbach gefunden worden. Seit dem Überfall ist sie querschnittsgelähmt.

Die Tat sei sehr speziell, da sie im Obdachlosenmilieu im ländlichen Raum spiele, sagt Engel. Sonst gehe man meist davon aus, dass es sich um eine Beziehungstat handle.

Das macht es nicht leichter, eine Täterermittlung durchzuführen.

Bei einer obdachlosen Frau, die allein gelebt hat, sei es allerdings schwierig, eine Beziehung herzustellen.

Massentest als letzter Strohhalm?

Beispielsweise im Mordfall Maria Bögerl kam ebenfalls ein DNA-Massentest zum Einsatz. Die Frau des Heidenheimer Sparkassenchefs war Mitte 2010 entführt und ermordet worden. 2014 sollten in zwei Runden 3.500 Männer eine Probe abgeben, vier Jahre nach dem Mord.

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Doch auch wenn im Wagen des Opfers mutmaßliche Täter-DNA gefunden wurde – die Massentests brachten keine Übereinstimmung. Im vergangenen Jahr stellte die Staatsanwaltschaft Ellwangen die Ermittlungen nach 13 Jahren ohne Ergebnis ein.

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SWR

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