Die Entführung und Ermordung von Maria Bögerl aus Heidenheim sorgte 2010 bundesweit für Schlagzeilen. Nach 13 Jahren Ermittlungsarbeit und der Untersuchung von mehr als 10.000 Spuren teilten das Polizeipräsidium Ulm und die Staatsanwaltschaft Ellwangen jetzt mit, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt sei. Eine Chronologie der Ereignisse basierend auf damaligen SWR-Hörfunknachrichten:
13. Mai 2010 - Die Suche nach vermisster Maria Bögerl beginnt
"Auf Hochtouren läuft derzeit im Raum Heidenheim die Fahndung nach einer entführten Frau. Rund 300 Polizeibeamte, darunter zahlreiche Spezialkräfte, aus ganz Baden-Württemberg, sind auf der Suche nach der 54-jährigen Maria Bögerl. Wie die Polizei jetzt mitteilte, ist Maria Bögerl seit Mittwoch, 12. Mai 2010, gegen 11:25 Uhr verschwunden. Auch von ihrem Auto, einem schwarzen Mercedes, fehlt jede Spur. Kurz nach dem Verschwinden der 54-Jährigen erhielt ihr Ehemann nach Polizeiangaben eine Lösegeldforderung. Obwohl sämtliche Forderungen der oder des Täters erfüllt worden seien, sei es bislang zu keiner Geldübergabe gekommen."
14. Mai 2010 - Die Geldübergabe scheitert
"Rund 300 Polizeibeamte suchen zur Stunde weiterhin in einem Waldstück nahe der Autobahn A7 nach der verschwundenen Bankiersfrau Maria Bögerl. Die Polizei spricht von einer Entführung, und, so wörtlich, dass sich die Frau vermutlich in großer Gefahr befinde, weil eine Lösegeldübergabe gescheitert und der Kontakt zu den Entführern abgebrochen sei."
15. Mai 2010 - Das Auto von Maria Bögerl wird entdeckt
"Im Entführungsfall Maria Bögerl ist das Auto der Vermissten gefunden worden. Wie die Polizeidirektion Heidenheim vor wenigen Minuten mitteilte, haben Besucher des nahegelegenen Klosters Neresheim (Ostalbkreis) den Wagen des Entführungsopfers im Hof der Klosteranlage erkannt. Von der Frau fehlt allerdings nach wie vor jede Spur. Auch habe die Polizei das Mobiltelefon der 54-jährigen Ehefrau eines Heidenheimer Bankchefs gefunden."
17. Mai 2010: "Soko Flagge" übernimmt Ermittlungen
"Die mehrtägige Suchaktion nach der entführten Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl soll heute abgeschlossen werden. Jetzt übernimmt die 60-köpfige 'Sonderkommission Flagge' die weiteren Fahndungsmaßnahmen. Das Hauptaugenmerk richte sich nun auf die Spuren am Auto der Entführten und an ihrem Handy (...) Derzeit sind noch rund 150 Beamte eines Suchtrupps in einem schwer zugänglichen Waldstück im Einsatz. In diesem Gebiet an der Autobahn 7 bei Heidenheim liegen auch die Fundstelle des Handy der Entführten und der Ablageplatz der Lösegeldes. Der Name der 'SoKo Flagge' ist eine Anspielung auf die Deutschlandfahne, mit der die Entführer diese Stelle markiert hatten."
19. Mai 2010: Appell der Familie bei "Aktenzeichen XY...ungelöst"
"Im Entführungsfall der Heidenheimerin Maria Bögerl setzen die Angehörigen und die Polizei jetzt ihre ganzen Hoffnungen auf die ZDF-Sendung 'Aktenzeichen XY...ungelöst'. In der Sendung heute Abend wird auch ein voraufgezeichneter Appell der Familie von Maria Bögerl an die Entführer ausgestrahlt."
4. Juni 2010: Spaziergänger entdeckt Frauenleiche
"Ein Spaziergänger hat in der Nähe von Heidenheim eine Frauenleiche entdeckt. Unklar ist, ob es sich bei der Toten um die entführte Maria Bögerl handelt (...) Die Frau des Heidenheimer Sparkassenchefs war vor drei Wochen entführt worden. Kurz darauf hatten sich der Ehemann und die beiden Kinder über Aktenzeichen XY an den Entführer gewandt. Mehr als 2.000 Hinweise waren aus der Bevölkerung eingegangen."
4. Juni 2010: Tote ist Maria Bögerl
"Die vor drei Wochen entführte Maria Bögerl ist tot. Das hat die Polizei soeben mit Verweis auf die heutige Obduktion mitgeteilt. Demnach handelt es sich bei aufgefundenen Frauenleiche um die vor gut drei Wochen entführte Bankiersehefrau. Wie die Obduktion weiter ergab, ist Maria Bögerl an Stichverletzungen gestorben. Der Auffindeort liegt rund einen Kilometer von dem Ort entfernt, an dem das Handy der 54-Jährigen gefunden worden war."
9. Juni 2010: Trauerfeier für ermordete Maria Bögerl
"Die offizielle Trauerfeier für die ermordete Maria Bögerl hat am Nachmittag in der Dreifaltigkeitskirche in Heidenheim stattgefunden. Die Familie und zahlreiche Trauergäste haben Abschied von der Bankiersfrau genommen, die Mitte Mai von Unbekannten entführt und ermordet wurde."
24. Juni 2010: Polizei sucht Täter anhand von Speichelproben
"Im Entführungs- und Mordfall Bögerl nimmt die Polizei derzeit Speichelproben von befragten Personen. Darum gebeten wurden vor allem Personen, die dem veröffentlichten Phantombild ähneln. So befragen die Beamten der Sonderkommission 'Flagge' in diesen Tagen vor allem Männer mit Pferdeschwanz und Männer, die bestimmte schwäbische Redewendungen benutzen. Die Speichelproben wollen sie mit DNA-Spuren vergleichen, die sie an der Leiche von Maria Bögerl entdeckt haben."
11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann nimmt sich das Leben
"Der Witwer der ermordeten Bankiers-Ehefrau Maria Bögerl, Thomas Bögerl ist am Vormittag tot in seinem Haus in Heidenheim gefunden worden.(...) Die Ermittler gehen von Selbstmord aus. (...) Nach Angaben der Polizei galt der Ehemann nicht als Tatverdächtiger."
20. Dezember 2011: Mann gibt sich als Entführer aus und wird verurteilt
"Ein 24-jähriger Mann, der sich als Entführer der ermordeten Maria Bögerl aus Heidenheim ausgegeben hatte, ist zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt worden. Nur wenige Tage nach dem Verschwinden von Maria Bögerl hatte er einen anonymen Hinweis auf sich selbst gegeben"
15. Februar 2012: Bögerl-Kinder kritisieren Polizeiarbeit
"Die beiden erwachsenen Kinder der Familie Bögerl haben der Polizei schwere Fehler bei der Ermittlungarbeit vorgeworfen. Wie die Onlineausgabe des Magazins 'Stern' heute berichtet, fordern sie einen Untersuchungsauschuss, der sich mit der Arbeit der Polizei befassen soll. Die Polizei habe zahlreiche Fehler gemacht und sei in planlosem Aktionismus versunken."
4. September 2012: Fall erneut bei "Aktenzeichen XY" - falscher Hinweisgeber
"Der Mordfall Maria Bögerl wird am Abend noch einmal in der ZDF-Sendung 'Aktenzeichen XY...ungelöst' gezeigt. Zu sehen ist nach Angaben der Redaktion ein 30-minütiger Film über den seit mehr als zwei Jahren ungelösten Entführungs- und Mordfall."
Danach gingen 200 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Ein Mann führte anschließend die Polizei monatelang mit falschen Hinweisen in die Irre. Dafür kassierte er zunächst mehrere Tausend Euro Belohnung - und schließlich zwei Jahre Haft auf Bewährung.
14. Februar 2014: Massen-Gentest mit 3.000 Männern beginnt
"Am Nachmittag beginnt der Massengentest im Mordfall Maria Bögerl, der Frau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs. Rund 3.000 Männer aus dem nahen Neresheim (Ostalbkreis) sollen bis Sonntag eine freiwillige Speichelprobe abgeben. (...) Die Speichelproben werden mit dem DNA-Material abgeglichen, das die Polizei im Wagen von Maria Bögerl gefunden hatte."
20. August 2014: Zweiter Massen-Gentest beginnt
"Der zweite Massen-Gentest im Mordfall Maria Bögerl hat am Morgen begonnen. Fast 500 Männer aus fünf Straßen in Giengen an der Brenz sind zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert. Die Ermittlungen ließen einen Bezug des oder der Täter zu einer dieser Straßen erkennen, erklärte ein Polizeisprecher dem SWR. "
11. November 2015: Datensätze mit neuer Software erneut überprüft
"Die Polizei setzt bei den Ermittlungen im Fall der entführten Maria Bögerl aus Heidenheim auf eine neue Software. Derzeit werden hunderttausende alte Datensätze aus dem Tatzeitraum noch einmal überprüft."
6. April 2017: Tatverdächtiger wird festgenommen und wieder freigelassen
"Knapp sieben Jahre nach dem Mord an der Bankiersfrau Maria Bögerl aus Heidenheim hat die Polizei in Königsbronn (Kreis Heidenheim) einen Verdächtigen festgenommen. Bei dem Festgenommenen handele es sich um den Mann, nach dem öffentlich gefahndet wurde. Ob er mit dem Fall zu tun habe, müsse nun geprüft werden."
Und später am selben Tag: "Der im Mordfall Maria Bögerl festgenommene Mann ist wieder auf freiem Fuß. Zuvor hatte sich herausgestellt, dass die DNA des Mannes nicht mit Spuren vom Tatort übereinstimmte."
29. Januar 2020: Polizei durchsucht Wohnungen - keine heiße Spur
"Die Staatsanwaltschaft Ellwangen hat im Heidenheimer Mordfall Bögerl die Durchsuchung von Wohnungen und Firmengebäuden im Landkreis Schwäbisch Hall und im Kreis Donau-Ries bestätigt.(...) Die Durchsuchungen hätten jedoch keine heiße Spur ergeben. Es sei niemand festgenommen worden."
12. Mai 2020: Zehnter Jahrestag - Suche nach Bögerl-Mörder geht weiter
"Auch zehn Jahre nach der Entführung und Ermordung von Maria Bögerl aus Heidenheim sucht die Polizei weiter nach dem Täter. 10.000 Spuren haben demnach bislang nicht ausgereicht, um den Mörder von Maria Bögerl zu finden. Die Akte Bögerl werde dennoch nicht geschlossen. Im Wagen von Maria Bögerl wurde Täter-DNA gefunden. Die Ermittler hoffen, dass der Unbekannte möglicherweise mit einer anderen Straftat in Erscheinung tritt und dann überführt werden könnte. "
14. August 2023: Ermittlungsverfahren wird eingestellt
"Im Mordfall Maria Bögerl hat die Staatsanwaltschaft Ellwangen die Ermittlungen nach 13 Jahren ohne Ergebnis eingestellt. Die Frau des ehemaligen Heidenheimer Sparkassenchefs war 2010 entführt und ermordet worden."