Initiative fordert Gender-Verbot in BW

Bad Wimpfener Unterzeichner: "Wir wollen keine Vorschriften"

Stand
Autor/in
Lena Bergmann

Ein Volksbegehren soll gendersensible Sprache an Schulen, Hochschulen und Behörden verbieten. Das ist das Ziel der Initiative. Doch entstehen dadurch wirklich weniger Vorschriften?

14.000 Unterschriften hat die Initiative "Stoppt Gendern in Baden-Württemberg" am Donnerstag dem Innenministerium übergeben. Vor rund sechs Monaten entstand der zugehörige Gesetzesentwurf, der sich an Bundesländern wie Sachsen orientiert, in denen Gendersprache in Bildungseinrichtungen bereits verboten ist. Auch in Heilbronn-Franken engagieren sich Bürgerinnen und Bürger gegen die Gendersprache, wie Claus Brechter, der ehemalige Bürgermeister von Bad Wimpfen (Kreis Heilbronn).

Unterzeichner: Gendern verkompliziert Sprache nur

Claus Brechter (CDU), der 32 Jahre Bürgermeister in Bad Wimpfen war, ist einer der Erstunterzeichner der Initiative. Er sieht im Gendern eine starke Verkomplizierung der Sprache. Öffentliche Behörden hätten jedoch die Aufgabe, sich verständlich und lesbar für alle Menschen auszudrücken, sagt er. Mit Blick auf die schlechten PISA-Ergebnisse von Dienstag sei es auch an Schulen sicherlich keine gute Idee, Sprache unnötig komplexer zu machen. Der deutsche Rechtschreibrat sei die Institution in Deutschland, die die Weiterentwicklung der Sprache nachvollziehe und auch aufnehme. Weitere Vorgaben durch das Land oder einzelne Einrichtungen lehnt er ab.

Hochschule Heilbronn: Gender-Verbot würde mehr Vorschrift bedeuten als keines

Maren Haag von der Hochschule Heilbronn sieht das genau andersherum: Als Leiterin des Referats Gleichstellung und Diversität sieht sie Institutionen in der Pflicht, den Menschen möglichst respektvoll gegenüberzutreten und Personal oder Studierenden auch nicht vorzuschreiben, nicht gendern zu dürfen. Eine Gender-Pflicht gebe es an der Hochschule nicht und werde es voraussichtlich auch nie geben. Schließlich wolle man niemandem Vorschriften zum Sprachgebrauch machen.

Bei AUDI in Neckarsulm hatten Gender-Gegner keinen Erfolg

Gegen den Autobauer AUDI mit einem Sitz in Neckarsulm (Heilbronn) hatten Gender-Gegner im vergangenen Jahr bereits geklagt - allerdings ohne Erfolg. Ein VW-Mitarbeiter hatte sich an der geschlechtergerechten Sprache im Schriftverkehr des Unternehmens gestört. Das Oberlandesgericht wies die Klage zurück: Es gebe kein Recht der Gender-Gegner, in Ruhe gelassen zu werden, so die Richter in ihrer Begründung. An seinem Leitfaden hält das Unternehmen daher weiter fest, so eine Sprecherin auf SWR-Anfrage.

Gendersensible Sprache ist unserer Meinung nach Ausdruck einer sichtbaren, positiven Einstellung zu Vielfalt und Chancengleichheit.

Eine Verpflichtung oder ein Verbot für die Mitarbeitenden zur Nutzung gendersensibler Sprache, egal ob schriftlich oder mündlich, gebe es bei der AUDI AG nicht, so die Sprecherin weiter.

Kritik an Leitfäden zum Gendern

Der Deutsche Rechtschreibrat hatte im Juli entschieden, Gender-Sternchen und Co. nicht ins amtliche Regelwerk aufzunehmen - die Entwicklung jedoch weiter beobachten zu wollen. Derzeit dürfen Ministerien, Schulen oder Hochschulen eigene Vorgaben zur Verwendung von gendersensibler Sprache gegenüber ihrer Belegschaft stellen. Die baden-württembergische Landesregierung hat beispielsweise 2010 ein Merkblatt veröffentlicht, das die Verwendung von neutralen Formulierungen wie "Mitarbeitende" empfiehlt, wo es möglich ist. Die Hochschule Heilbronn empfiehlt für die externe Kommunikation auch die Nutzung des Gendersternchens. Unterstützerinnen und Unterstützer der Initiative gegen Gendern betonen, dass solche Leitfäden nicht der deutschen Rechtschreibung nach Vorgabe des deutschen Rechtschreibrates entsprächen und fordern deshalb ein Verbot von gendergerechter Sprache.

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Geschlechtergerechte Sprache Deutsche Rechtschreibung weiterhin ohne Gender-Sternchen

Beim Thema Gendern gehen die Meinungen stark auseinander. Der Rat für deutsche Rechtschreibung will es nicht ins amtliche Regelwerk aufnehmen.

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