Fünf Tage Radsport im Rampenlicht: Die Deutschland Tour hatte vergangene Woche unter anderem komplett durch alle Landkreise der Region Heilbronn-Franken geführt. Heilbronn war zudem Start- und Zielort und möchte in Zukunft weitere große Sportveranstaltungen austragen, auch weil sich das finanzielle Risiko im Vergleich zu anderen Städten in Grenzen hielt. Aus touristischer Sicht ist schwierig einzuordnen, wie erfolgreich die Tour war. An den Renntagen haben Hoteliers und Gastronomen kaum etwas von der Tour bemerkt.
Deutschland Tour ist eine Investition in die Zukunft
Zwei Tage lang stand die Stadt Heilbronn vergangene Woche während der Deutschland Tour im medialen Mittelpunkt. Wie viel das dem Tourismus in der Region gebracht hat, lässt sich weder kurz- noch langfristig messen, sagt Tourismusexperte Christian Buer von der Hochschule Heilbronn gegenüber dem SWR. Die Veranstaltung sei eine Investition in die Zukunft. Es gehe nicht darum, das ausgegebene Geld direkt wieder einzunehmen, sondern vielmehr ein positives Image aufzubauen. Gerade Heilbronn hat laut Buer deutschlandweit damit zu kämpfen, dass es zu unbekannt ist, trotz großer Unternehmen. Allerdings sei in den letzten Jahren einiges getan worden, dies zu ändern. Unter anderem mit der Bundesgartenschau 2019.
Tour-Tag: Normaler Tag für Restaurants und Hotels
Der Heilbronner DEHOGA-Chef Thomas Aurich bewertete die Veranstaltung als Gewinn für die Innenstadt Heilbronns. Es sei ein super Marketing auch mit Blick auf die Zukunft gewesen - allerdings ohne direkt spürbare Auswirkungen für Gastronomie und Hotels. Für den Donnerstag hätten ihm die Gastronomen berichtet, dass es ein normaler Tag gewesen sei, weder mit positiven noch negativen Gästezahlen. Auch drei der größten Hotels in Heilbronn hatten durch die Tour keine Auswirkungen bemerkt oder beherbergten Fans. Einzig im Heilbronner Park-Hotel war das Lidl-Trek-Team untergebracht. Viele andere Teams übernachteten im Umland. So war die Mannschaft des Heilbronner Rad-Profis Nick Bangert in Steinheim an der Murr (Kreis Ludwigsburg).
Langfristiges Sponsoring von Lidl
Bei der diesjährigen Deutschland Tour war Lidl erstmals Hauptsponsor. Auch in diesem Fall spricht Manfred Stockburger, Chefkorrespondent der Lebensmittelzeitung und Lidl-Experte, von einer Investition in die Zukunft. Ob sich das Sponsoring finanziell lohne, sei unmöglich auszurechnen. Es gehe darum, Sympathie zu gewinnen. Ob deswegen mehr Kundinnen und Kunden zu Lidl gehen, wisse niemand. Außerdem müsse man den Einstieg als Hauptsponsor im Zusammenhang sehen. Die Lidl-Gruppe war zuletzt bereits unter anderem Sponsor bei der Fußball-Europameisterschaft und der Handball-Europameisterschaft. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, Partner beim Bundesligisten VfB Stuttgart wird.
Lidl-Stiftung unterstützt Stadt Heilbronn
Für die Ausrichtung der Tour musste die Stadt nach eigenen Angaben dem Veranstalter eine Lizenzgebühr von 160.000 Euro bezahlen. Laut Sprecherin unterstützte die Lidl-Stiftung mit Sitz in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) die Stadt dabei als Förderer finanziell. Welche weiteren Kosten die Stiftung übernahm, ist unklar. Zum Vergleich rechnete die Stadt Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis), die auch Zielort bei der Tour war, im Vorfeld mit Kosten von rund 600.000 Euro. Darunter sind zum Beispiel auch Zahlungen für Streckensperrungen und andere Sicherheitsmaßnahmen. Zur Sicherheit trug in Heilbronn unter anderem auch die Polizei bei. Wie viele Beamten im Einsatz waren, wollte ein Sprecher auf Nachfrage aber nicht sagen.
Stadt Heilbronn ist "hochzufrieden" und will weitere Sportevents
Die Stadt Heilbronn hatte nach eigenen Angaben vor der Tour große Erwartungen, die sich "voll und ganz" erfüllt hätten. Mit dem Radsport-Event hat es ein "hochkarätiges Sportereignis" hier gegeben, so eine Sprecherin auf SWR-Anfrage. Zudem habe es für große mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Die komplette Tour wurde live von ARD und ZDF übertragen. Die ersten beiden Etappen verfolgten 0,72 und 0,59 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Für den Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) war es ein Erlebnis mit toller Stimmung an der Strecke, die ihn ein bisschen an Olympia erinnerte.
Laut Stadtsprecherin ist es das Ziel, in Zukunft neben den etablierten Sportveranstaltungen wie dem Trollinger Marathon, dem Triathlon Heilbronn, dem NECKARCUP oder dem Internationalen Hochsprungmeeting weitere große Sportevents in Heilbronn live durchführen zu können. Ob die Deutschland Tour 2025 wieder durch Heilbronn führt, ist allerdings offen, da sie eigentlich jedes Jahr in verschiedenen Regionen Deutschlands stattfindet.