Wer hat Schuld an einem Selbstmordattentat in Israel? Diese Frage wird in der neuen Inszenierung am Theater Heilbronn gestellt und beleuchtet. In "Gott wartet an der Haltestelle" geht es um Amal, eine palästinensische Krankenschwester. Sie will Menschen helfen. Ihr Bruder dagegen hat sich radikalisiert und gehört einer palästinensischen Terrorgruppe an.
Er wird vom israelischen Geheimdienst getötet und seine ganze Familie unter Generalverdacht gestellt. Deshalb gibt es für Amal und ihren schwerkranken Vater keine Passierscheine und damit auch keine Chance auf eine adäquate medizinische Versorgung für den alten Mann. Ist es die Verbitterung über die ausweglose Situation, die Amal zu ihrer verzweifelten Tat getrieben hat?
Autorin beleuchtet beide Seiten
Im Theaterstück geht es nicht darum, die Schuldfrage abschließend zu klären. Vielmehr werden beide Seiten des Konflikts beleuchtet. In zahlreichen Rück- und Vorblenden untersuchen die Figuren in Maya Arad Yasurs Drama die Gründe für das Selbstmordattentat und machen anhand von persönlichen Schicksalen den Nahostkonflikt erfahrbar.
Anschlag auf Israel fällt mitten in Vorbereitungen
Der Überfall auf Israel im Oktober vergangenen Jahres fällt mitten in die Vorbereitungen für das Stück. Alles stand zur Diskussion, auch ob die Inszenierung abgesagt wird, sagte Regisseur Hans-Ulrich Becker. Gemeinsam mit Autorin Maya Arad Yasur fiel dann die Entscheidung, das fast zehn Jahre alte Stück auf die Bühne zu bringen, mit Ergänzungen.
Der Text "Wie man nach einem Massaker humanistisch bleibt in 17 Schritten" mit dem Yasur versucht das Massaker auf ihre Art zu verarbeiten, wurde in die Inszenierung eingearbeitet. Dadurch kommt eine weitere Ebene in die Dramaturgie, die bereits zahlreiche Rück- und Vorblenden umfasst. Mit diesen vielen Sprüngen zwischen Figuren, Spielorten und Zeitebenen schafft Yasur eine ganz individuelle Dynamik.
Premiere ist am Samstag um 19:30 Uhr auf der großen Bühne am Theater Heilbronn. Termine sind bis Anfang Mai geplant.