Heilbronner SLK-Kliniken müssen mehrmals die Woche die Polizei rufen

Gewalt gegen Rettungskräfte und Ärzte nimmt zu

Stand

Über 45.000 Gewalttaten gegen Einsatzkräfte wurden letztes Jahr bundesweit registriert. Auch bei den Kliniken des SLK-Verbunds und der BBT sind solche Vorfälle keine Seltenheit.  

Die Gewalt gegen Rettungskräfte und Ärzte nimmt zu und auch im Krankenhaus wird der Ton rauer. In den Krankenhäusern des SLK-Verbunds sei das vor allem in den Notaufnahmen zu spüren. Mehrmals in der Woche müsse das Klinikpersonal die Polizei zur Verstärkung rufen, teilte der Klinikverbund mit. Betroffen sei vor allem die Notaufnahme des Heilbronner Klinikums am Gesundbrunnen.

Vor allem Beleidigungen und Drohungen

Die Hemmschwelle sei gesunken, es gehe aber vor allem um verbale Gewalt, also Beleidigungen und Drohungen, mit denen das Personal fast täglich konfrontiert werde. Meist seien es Patienten oder Angehörige, die sich nicht adäquat behandelt fühlten oder aus ihrer Sicht zu lange warten müssten, sagte ein Sprecher der SLK-Kliniken. Körperliche Gewalt sei aber weiterhin äußerst selten. Um die Mitarbeiter zu schützen, arbeiten die SLK-Kliniken aber gleichzeitig mit einem externen Sicherheitsunternehmen zusammen.

Auch Krankenhäuser in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Öhringen betroffen

Vor allem an den Wochenenden erlebten die Krankenhäuser der BBT-Gruppe in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Öhringen eine Zunahme an Aggression und Gewalt, berichten die Chefärzte der Zentralen Notaufnahmen in den drei Häusern. Häufig sei es Ungeduld in Verbindung mit Wartezeiten, die als zu lang empfunden werden, und Unverständnis darüber, dass Notfälle Vorrang haben. Patienten mit weniger schweren Erkrankungen müssen daher länger warten. "Diese werden dann oft ungeduldig und beschweren sich – manchmal auch lautstark und aggressiv“, erzählt Jürgen Weigand, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim und am Krankenhaus Tauberbischofsheim.

Auch würden Bagatellerkrankungen aufgebauscht. Der ärztliche Leiter der Zentralen Notaufnahme am Hohenloher Krankenhaus in Öhringen, Wolf Bakaus, ergänzt: "Man sieht die Pflegenden oder den Arzt nicht als Mensch, sondern als Funktion. Und wenn jemand nicht als Mensch gesehen wird, sinkt die Hemmschwelle." Die Ärzte sehen eine Verrohung der Kommunikation, die sich eben auch in den Notaufnahmen zeige.

Schutzraum für Mitarbeitende

Um mit aggressiven Patienten besser umgehen zu können, werden in den BBT-Krankenhäusern in Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim (beide Main-Tauber-Kreis) und Öhringen (Hohenlohekreis) für die Mitarbeitenden Schulungen angeboten. Dort soll das Personal lernen, Situationen zu deeskalieren. Nach Auskunft des Klinik-Verbunds werden diese Trainingseinheiten als sehr hilfreich gewertet und gut angenommen.

Für Notfälle wurde in der Notaufnahme des Caritas Krankenhauses in Bad Mergentheim nun auch ein Schutzraum eingerichtet. Falls die Mitarbeitenden angegriffen werden, können sich Pflegepersonal und Ärzte dort einschließen. Derzeit steht in den drei Krankenhäusern kein Sicherheitsdienst bereit, im Hohenloher Krankenhaus in Öhringen wird darüber mittlerweile aber nachgedacht.

64 Prozent der Rettungskräfte erleben Übergriffe

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland über 45.000 Gewalttaten gegen Einsatzkräfte registriert. Das sind laut einem Bericht des Focus fast die Hälfte aller Einsätze. Von den rund 1,7 Millionen Rettungskräften, die im Einsatz sind, erlebten 64 Prozent Aggression und Gewalt. Viele Rettungskräfte fordern deswegen mehr Respekt und gleichzeitig von der Politik bestehende Gesetze konsequent anzuwenden.

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