Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Datum, am 27. Januar 1945, wurde Auschwitz von den sowjetischen Soldaten befreit. Während dieses Lager den meisten Menschen ein Begriff ist, gab es jedoch noch zahlreiche weitere. Kleinere Lager, die zunehmend in Vergessenheit geraten. So auch das Lager in Neckargartach, genannt "Steinbock". Heute erinnert nur noch ein Denkmal auf dem KZ-Friedhof daran. Doch das will eine Initiative ändern.
Die Gründung von "Steinbock"
Das Denkmal wurde bereits 1946 errichtet, es steht auf dem Friedhof des ehemaligen SS-Arbeitslagers "Steinbock" in Heilbronn Neckargartach. Es steht für rund 300 Häftlinge, die in diesem Lager umgekommen sind. 300 von insgesamt rund 1.100 bis 1.200 Häftlingen. Im September 1944 wurde das Lager errichtet. Der Bau dauerte nur acht Tage.
Die Häftlinge sollten Salzstollen des Salzwerks Heilbronn für die Produktion synthetischen Benzins durch die IG Farben vorbereiten, in bis zu 200 Metern Tiefe. Auch Kriegsbeute wurde wohl eingelagert. Zu einer Produktion kam es bis zur Auflösung des Lagers jedoch nicht mehr. Später mussten die Häftlinge außerdem in Heilbronn nach Luftangriffen Trümmer und Tote bergen sowie Bomben entschärfen.
Initiative will das Thema aufarbeiten
Pit Bäuml und Sergej Gergert haben sich beide über den Freundkreis für Novorossijsk kennengelernt, der russischen Partnerstadt von Heilbronn. Beide haben Geschichte studiert, beide sind auf das Thema aufmerksam geworden. Und beide wollen, dass das ehemalige KZ in Heilbronn nicht in Vergessenheit gerät. Deswegen organisieren beide auch zusammen eine Gedenkveranstaltung. Die Aufarbeitung sei lange Zeit schwierig gewesen, früher wäre es wohl vielen Leuten lieber gewesen, es wäre in Vergessenheit geraten.
Auf der Veranstaltung wird auch Heinz Risel sprechen. Er beschäftigt sich seit 1974 mit der Geschichte des Lagers, hat viele Dokumente und Berichte von Zeitzeugen zu einem Buch zusammengetragen, auch Berichte von ehemaligen Häftlingen. Bis heute gibt es immer wieder neue Informationen, denn vieles ist nur schwer zu recherchieren oder widerspricht sich auch.
Gedenkveranstaltung will KZ in Erinnerung rufen
Am Freitag, dem 27. Januar, um 16 Uhr, soll die Gedenkveranstaltung stattfinden. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, das Thema weiter zu treiben: Dass in Zukunft auch das ehemalige Gelände ausgeschildert ist, dass das Denkmal aufbereitet, der Weg zum Friedhof ausgebaut wird. Dass die Dokumente von Heinz Risel in überarbeiteter Form ihren Weg in den Schulunterricht finden.
Momentan gibt es nur einen Wegweiser an der Straße hin zum Friedhof. Über eine schmale Treppe geht es hoch, ein unbefestigter Weg führt zum Eingang, direkt neben einem Acker. An das Lager selbst erinnert nichts.
Das Ende des Lagers
Die Schließung des Lagers muss zwischen dem 28. März und dem Ostersonntag am 1. April 1945 erfolgt sein, denn am 28. wurde der letzte Tote urkundlich erwähnt, am 2. April dagegen wurde Neckargartach bereits von den Amerikanern angegriffen.
Rund 300 kranke Personen wurden mit dem Zug nach Dachau gefahren, wer noch laufen konnte, musste marschieren. Allein die Zugfahrt dauerte 9 Tage, für die 500 Personen auf dem Marsch dauerte es mit 29 Tagen noch deutlich länger. Wie viele Personen tatsächlich Dachau erreicht haben, ist jedoch unklar.
Die meisten Gebäude waren ziemlich bald abgerissen, nur eine Baracke wurde noch bis in die 80er-Jahre hinein benutzt. Doch auch diese steht nicht mehr. Somit ist auf dem ehemaligen Gelände des KZ "Steinbock" heute nichts mehr zu sehen.