Die Heilbronner Antidiskriminierungstelle (adi.hn) hatte einen Bäcker gebeten, die Deko seiner Faschings-Berliner zu überdenken, da einige Figuren schwarze Menschen aus ihrer Sicht herabwürdigend darstellen. Zum Beispiel als halbnackte Wilde. Eine Frau hatte die Auslage gesehen und die Stelle eingeschaltet. Das Schreiben der adi.hn landete in den sozialen Netzwerken. Unter anderem tauchten das Bild einer adi.hn-Mitarbeiterin und der Text in rechten Telegram-Gruppen auf. Bei Facebook postete ein Heilbronner AfD-Stadtrat das Schreiben. Regionale Medien berichteten ebenfalls.
Seit Tagen gehen bei der adi.hn nach deren Angaben beleidigende E-Mails ein, die "mal mehr und mal weniger mit Hass gespickt sind". "Wir prüfen gerade die strafrechtliche Relevanz und sind in Kontakt mit der Polizei", heißt es.
Bäcker: "Diese Figuren sind nicht rassistisch"
Der Bäcker wehrt sich gegen die Kritik und hat nachgeordert. Er will die Berliner mit den Figuren ab Donnerstag weiter anbieten. Er sei gegen Rassismus, sagte er dem SWR. Die besagten Dekorationen aber seien nicht rassistisch. Zudem gebe es viele unterschiedliche Figuren: Die aufgetauchten Fotos mit den schwarzen Figuren zeigten nur einen kleinen Ausschnitt des Sortiments.
Er habe viel Zuspruch für seine Haltung bekommen. Es sei Fasching, da müssten wir den Kindern ja dann auch das Verkleiden verbieten. "Wo kommen wir da hin", sagte er. Er finde es zudem schade, dass bislang niemand von der Antidiskriminierungsstelle persönlich mit ihm gesprochen habe.
Die Faschingsdekoration auf den Berlinern wird in den sozialen Netzwerken diskutiert
adi.hn: "Es geht nicht darum, Fasching oder das Feiern zu verbieten"
"Es geht uns nicht darum, irgendetwas verbieten zu wollen", sagte Mirjam Sperrfechter, die Geschäftsführerin des Stadt- und Kreisjugendrings Heilbronn (Träger der adi.hn), dem SWR. Ziel sei es, Menschen zu sensibilisieren, warum etwas verletzend oder problematisch sein könne. Wie zum Beispiel die Darstellung schwarzer Menschen mit Bastrock.
Allgemein sei es Aufgabe der adi.hn, Menschen oder Institutionen im Umgang mit dem Thema Diskriminierung zu beraten, sagt Beraterin Tanja El Ghadouini. "Die Fälle, die uns erreichen, sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von Diskriminierung am Arbeitsplatz, im Bus, im Zeitungsartikel oder eben auch mal Backwaren." Letzteres wirke im Moment etwas kurioser, habe aber genauso seine Berechtigung im Arbeitsumfeld der adi, wie alle anderen Bereiche.
Klischees nicht in den Köpfen zementieren
Rassistische Stereotype hätten im Fasching eine lange Tradition, schrieb die Referentin damals in der E-Mail an den Bäcker. "Die Bilder, die dabei entstehen, haben jedoch nichts mit der realen Lebenswelt von Schwarzen und indigenen Menschen zu tun".
Auch wenn eine Darstellung aus Bewunderung und ohne diskriminierenden Hintergedanken erfolge, habe diese direkt und indirekt verletzende Auswirkungen für betroffene Menschen. Denn das stereotype Bild und die Assoziation dieser Menschengruppen mit einer primitiven Lebensweise werde erneut in den Köpfen verknüpft.