Adventsstimmung auch am Arbeitsplatz

Konkurrent Discounter? Firmenkunden helfen Gärtnereien beim Weihnachtsumsatz

Stand
Autor/in
Ute Kobold
Onlinefassung
Ulrike Schirmer
Ulrike Schirmer

Auch wenn das Geschäft vor Weihnachten brummt - immer öfter merken auch die Gärtnereien, dass die Discounter ihnen die Kunden klauen. Wie sie dennoch punkten? Mit Firmenkunden.

Weihnachtliche Deko, egal wohin man blickt - auch am Arbeitsplatz. Zum Glück, möchte manch eine Gärtnerei hinzufügen. Denn gerade Discounter legten in den vergangenen Jahren ordentlich nach und bieten ähnliche Artikel - auch Pflanzen - für weniger Geld an. Gärtnereien müssen deshalb pfiffige Ideen haben, um den Umsatz anders zu generieren. Florian Funk vom Blumenhandwerk in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) beliefert beispielsweise jede Menge Firmenkundinnen und -kunden - mit Christbäumen, Adventskränzen und Weihnachtssternen.

Weihnachten am Arbeitsplatz: Gärtnereien liefern Bäume & Co.

Wie gut das Weihnachtsgeschäft war, entscheidet sich erst an Heiligabend, sagt Florian Funk. Noch könne er es nicht einschätzen – es sind ja noch ein paar Tage hin. "Die letzte Woche ist entscheidend. Und manchmal entscheidet erst das Geschäft an Heiligabend, wie es gelaufen ist", so Funk im SWR.

Was der Gärtnermeister aber jetzt schon weiß: Die Zahl seiner Unternehmenskundinnen -kunden, die sich von ihm quasi die Advents- und Weihnachtsstimmung an die Arbeitsstätte liefern lassen, nimmt stetig zu. Da gehe es nicht nur um einen Adventskranz im Empfangsbereich, erläutert er, sondern auch um den Weihnachtsbaum. Dieser darf ganz oft auch von seinem Team geschmückt werden.

Die Firmen haben andere Sorgen als das Dekorieren in der Vorweihnachtszeit.

In einer Gärtnerei wird ein Adventskranz gesteckt. Immer häufiger müssen die Gärtnereien Firmen mit Advents- und Weihnachtsdekoration beliefern. (Symbolbild)
Viele Firmen buchen den Komplettservice: Gärtnereien beliefern und dekorieren vor und während der Advents- und Weihnachtszeit. (Symbolbild)

Komplettservice Weihnachts-Deko: Anliefern, dekorieren, abtransportieren

Die Kundinnen und Kunden wollen meist den kompletten Service, sagt Funk. "Wo sollen wir die Deko über das Jahr aufbewahren oder wer soll den Baum entsorgen?" Antworten auf diese Fragen überlassen sie gerne ihm. Der Rundumservice wird immer häufiger gewünscht. Funk freut es, da das Aufträge sind, die vorbestellt werden und Umsatz bringen.

Außerdem vereinfache das die Planung für das Personal sowie den Einkauf. Denn bei Blumenhandwerk Funk versucht man, nur so viel im Angebot zu haben, wie man verkaufen kann, erläutert er. Denn Abfall und Überschuss seien ein großes Problem. Apropos Abfall: Auch wenn Funk fast jeden Kundenwunsch erfüllt - es muss auch ihm selbst und seinen Mitarbeitenden gefallen. Funk sagt deshalb vor allem Glitzer den Kampf an.

Wir boykottieren Glitzer.

Zum einen sei es nicht der Stil der Gärtnerei, viel ausschlaggebender ist aber: Die Entsorgung wird immer mehr zum Problem.

Discounter nur teilweise Konkurrent: "Bei Geschenken muss es Qualität sein"

Glitzer gibt es dafür oft und zuhauf beim Discounter, der immer öfter auch zum direkten Konkurrenten wird. Denn dort wird so manch ein Artikel eben billiger angeboten - wenn auch qualitativ nicht so hochwertig, fügt Funk hinzu. Privatkundinnen und -kunden, so stellt er fest, kaufen dort oft ein, wenn sie einen Artikel für sich selbst möchten. "Dann wird gespart", sagt er. Geht es allerdings um Dinge, die man verschenken möchte, dann stehe das Thema Qualität ganz oben.

Und Qualität gebe es eben eigentlich nur vom Gärtner. Das stellt auch die Gärtnerei Rüdenauer in Blaufelden (Kreis Schwäbisch Hall) fest.

Traditionelles auch in Blaufelden: 700 Weihnachtssterne im Gewächshaus

Traditionelle Pflanzen sind in Blaufelden gefragt. Amaryllis und der ursprünglich aus Mexiko stammende Weihnachtsstern sind die am meistverkauften Produkte, heißt es. 700 Weihnachtssterne in allen möglichen Farben kommen aus dem eigenen Gewächshaus. Doch der rote Weihnachtsstern geht immer noch am besten, berichtet Gudrun Weiberle von der Gärtnerei Rüdenauer.

Der erste Weihnachtsstern, den die Leute kaufen, ist fast immer ein roter.

Der Stern bringe die Menschen so richtig in Stimmung, meint sie. Und manch einer halte sich sogar bis Ostern. Schon deshalb hofft sie, dass man nicht zur "Billigpflanze aus dem Discounter" greift.

Weihnachtssterne gesehen in der Gärtnerei Funk in Bad Friedrichshall
Weihnachtsstern gefällig? "Der erste ist fast immer ein roter", sagt Gudrun Weiberle von der Gärtnerei Rüdenauer.

Schwieriges Weihnachtsgeschäft: Attraktive Preise auch beim Gärtner

Durch die eigene Zucht können die Preise attraktiv gehalten werden, erklärt Weiberle. Etwa fünf Euro kosten die kleinsten Pflanzen - und wer mehrere kauft, bekommt auch gern einen Sonderpreis. 

Dennoch: Das Geschäft sei gerade schwer, sagt sie. Viele Kundinnen und Kunden hätten schon alles und suchen was ganz Besonderes. Aber eine Pflanze zu gießen, kostet sie schon zu viel Zeit. Dann greift man doch lieber zu einem Gutschein. Und das Gutschein-Geschäft laufe deshalb auch ganz gut. Im Sortiment finde jeder etwas - nicht nur Pflanzen. Bei Blumenhandwerk Funk in Bad Friedrichshall setzt man deshalb auf Deko-Produkte aller Art: "Bei uns gibt es Vasen und Schalen von 100 bis 800 Euro und unsere Kerzen sind aus der Schweiz."

Gärtnereien müssen Nische finden: "Die Gesamtkonstellation drückt"

Um die wirtschaftlich schwierige Zeit zu überstehen, müsse man eine Nische finden, meint Klaus Umbach aus Heilbronn. Er sei mit seiner Bio-Gärtnerei zwar "in einer anderen Welt", dennoch sei alles sehr anstrengend. "Gegenwind von allen Seiten: Energiekosten, Inflation, und obendrein gibt es keinerlei Planungssicherheit von politischer Seite. Die Gesamtkonstellation drückt", sagt er. Und den Verbraucherinnen und Verbraucher gehe es "nur noch um billig".

Die beiden Geschwister Funk, die vor elf Jahren den elterlichen Betrieb übernommen haben, kennen das. Aufgrund der erhöhten Energiepreise müssen sie die Kosten genau im Blick behalten. Deshalb werde derzeit auch eine Photovoltaik-Anlage auf den Gewächshausdächern installiert.

Personal- und Zukunftssorgen: Überlebt das Blumenhandwerk?

Funks größte Sorge ist allerdings die Frage nach dem Personal. Dreizehn Menschen arbeiten momentan in seinem Team, darunter drei Lehrlinge. Eigentlich könnte er noch mehr Personal einstellen. "Aber man weiß nie, wie lange die Menschen den Job machen wollen und können", sagt er. Dennoch müsse man zuversichtlich bleiben, dass "das Blumenhandwerk überlebt". Immerhin habe Florian Funk flexible Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oft ohne Urlaub durcharbeiten, um da zu sein, wenn sie gebraucht werden. Darauf sei er stolz und dankbar.

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